Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Es ist in manchen Fällen notwendig und freundlich, lieber nichts zu schreiben als nicht zu schreiben.
Ich komme mir selbst wunderlich vor, wenn ich das Wort Vorteil ausspreche. Ich habe ihn in meiner Jugend gar nicht, in der mittleren Zeit wenig beachtet und weiß selbst jetzt noch nicht recht, wie ich es angreifen soll.
Nemo ante obitum beatus [Niemand ist glücklich angesichts des Todes] ist ein Wort, das in der Weltgeschichte figuriert, aber eigentlich nichts sagen will. Sollte es mit einiger Gründlichkeit ausgesprochen werden, so müßte es heißen: Prüfungen erwarte bis zuletzt.
Der Despotismus befördert die Autokratie eines jeden, indem er von oben bis unten hinab es einem jeden in die Schuhe schiebt.
Es ist die Anmaßlichkeit in ihm* personifiziert, die besonders der Jugend eigen ist.
Bei einem großen dichterischen Werke geht das aber nicht, da läßt sich nicht ausweichen: alles, was zur Verknüpfung des Ganzen gehört und in den Plan hinein mit verflochten ist, muß dargestellt werden, und zwar mit getroffener Wahrheit.
Es ziemt sich dem Bejahrten, weder in der Denkweise noch in der Art sich zu kleiden, der Mode nachzulaufen.
Wirst du deinesgleichen kennenlernen, so wirst du dich gleich wieder entfernen.
Denn die Menschen, sie sind gut, würden besser bleiben, sollte nicht, wie’s einer tut, auch der andre treiben.
Was auch als Wahrheit oder Fabel In tausend Büchern dir erscheint, Das alles ist ein Turm zu Babel, Wenn es die Liebe nicht vereint.
Aus Verbindungen, die nicht bis ins Innerste der Existenz gehen, kann nichts Kluges werden.
Es ist lächerlich, wenn die Philister sich der größeren Verständigkeit und Aufklärung ihres Zeitalters rühmen und die früheren barbarisch nennen. Der Verstand ist so alt wie die Welt.
Das Publikum beklagt sich lieber unaufhörlich, übel bedient worden zu sein, als dass es sich bemühte, besser bedient zu werden.
Jüngling, merke dir in Zeiten, wo sich Geist und Sinn erhöht, daß die Muse zu geleiten, doch zu leiten nicht versteht.
Der Charakter, das heißt die Mischung der ersten menschlichen Grundtriebe, der Selbsterhaltung, der Selbstschätzung und so weiter, ist das, wovon auch die Ausbildung der übrigen Seelenkräfte ausgeht und worauf sie ruht.
Des Todes rührendes Bild steht nicht als Schrecken dem Weisen und nicht als Ende dem Frommen. Jenen bedrängt es ins Leben zurück, und lehrt ihn handeln, diesen stärkt es zu künftigem Heil in Trübsal und Hoffnung. Beiden wird zum Leben der Tod.
Aber der Mensch ist nicht bloß ein denkendes, er ist zugleich ein empfindendes Wesen. Er ist ein Ganzes, eine Einheit vielfacher, innig verbundener Kräfte; und zu diesem Ganzen des Menschen muß das Kunstwerk reden, es muß dieser reichen Einheit, dieser einigen Mannigfaltigkeit in ihm entsprechen.
Kurzgefaßte Sprüche jeder Art weiß ich zu ehren, besonders wenn sie mich anregen, das Entgegengesetzte zu überschauen und in Übereinstimmung zu bringen.
Junge Leute finden sich besser in die Einsamkeit als Greise; ihre Leidenschaften schaffen ihnen Unterhaltung.
Wir wollen einander nicht aufs ewige Leben vertrösten. Hier noch müssen wir glücklich sein.
Wer die Augen offenhält, dem wird im Leben manches glücken. Doch noch besser geht es dem, der es versteht, eins zuzudrücken.
Die Mängel erkennt nur der Lieblose; deshalb, um sie einzusehen, muß man auch lieblos werden, aber nicht mehr, als hiezu nötig ist.
Wie ungern tritt man nach einer Krankheit vor den Spiegel! Die Besserung fühlt man, und man sieht nur die Wirkung des vergangenen Übels.
Gar geneigt wären wir daher, das Erdbeben als entbundene tellurische Elektrizität, die Vulkane als erregtes Elementarfeuer anzusehen und solche mit den barometrischen Erscheinungen in Verhältnis zu denken. Hiemit aber trifft die Erfahrung nicht überein.
Was haben die Deutschen an ihrer scharmanten Preßfreiheit gehabt? als daß jeder über den andern so viel Schlechtes und Niederträchtiges sagen konnte, als ihm beliebte.
Mit dem Vertrauen ist es eine wunderliche Sache. Hört man nur einen: der kann sich irren oder sich betrügen; hört man viele: die sind in demselbigen Falle, und gewöhnlich findet man da die Wahrheit gar nicht heraus.
Wie es dir nicht im Leben ziemt, mußt du nach Ruhm auch nicht am Ende jagen; denn bist du nur erst hundert Jahr‘ berühmt, so weiß kein Mensch mehr was von dir zu sagen.
Man muß nur in die Fremde gehen, um das Gute kennenzulernen, was man zu Hause besitzt.
O trüg ich doch ein männlich Herz in mir, Das, wenn es einen kühnen Vorsatz hegt, Vor jeder andern Stimme sich verschließt.
Das Vergessen, diese hohe Gottesgabe, habe ich von jeher zu schätzen, zu nützen und zu steigern gewußt.
Sage mir, mit wem Du umgehst, so sage ich Dir, wer Du bist. Weiß ich, womit Du Dich beschäftigst, so weiß ich, was aus Dir werden kann.
Die Menge kann tüchtige Menschen nicht entbehren, und die Tüchtigen sind ihnen jederzeit zur Last.
Wer der Dichtkunst Stimme nicht vernimmt. Ist ein Barbar, er sei auch, wer er sei.
Mit diesen Menschen umzugehen, ist wahrlich keine große Last: Sie werden dich recht gut verstehen, wenn du sie nur zum besten hast.
Hebt mich das Glück, so bin ich froh und sind in ‚dulci jubilo‘, senkt sich das Rad und quetscht mich nieder, so denk ich, nun, es hebt sich wieder.
Fang heute an, kühn zu handeln! In dem Moment, wo du dich einer Sache wirklich verschreibst, rückt der Himmel in deine Reichweite.