Zitate von John Stuart Mill
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Die Menschheit hat einen größeren Gewinn, wenn sie jeden nach seinem Gutdünken leben lässt, als wenn sie jeden zwingt, nach dem Gutdünken der andern zu leben.

Wer sich noch in dem Zustand befindet, wo andere für ihn sorgen müssen, der muss gegen seine eigene Handlungsweise ebenso geschütz werden, wie gegen äußere Unbill.

Die stete Gewohnheit, seine eigene Meinung zu verbessern und zu vervollständigen, indem man sie mit den Meinungen anderer vergleicht, ist die einzige feste Grundlage für deren richtiges Werden.

Die Menschen handeln nicht schlecht, weil ihre Leidenschaften stark sind, sondern weil ihr Gewissen schwach ist.

Die Herren der Frauen verlangten mehr als einfachen Gehorsam, und sie wandten die ganze Macht der Erziehung an, um ihren Zweck zu erreichen.

Alle selbstsüchtigen Neigungen, Selbstvergötterung und ungerechte Selbstbevorzugung, mit denen die Menschheit behaftet ist, haben ihren Ursprung in dem gegenwärtigen Verhältnis zwischen Mann und Frau.

Die Meinungen der Menschen über das, was Lob und Tadel verdient, werden von all den mannigfaltigen Einflüssen berührt, die ihre Wünsche hinsichtlich des Verhaltens anderer bestimmen.

Wenn dasselbe zufällige Zusammentreffen sich nie zum zweitenmale ereignen würde, so hätten wir damit eine leichte Probe, um es von einem jeden Zusammentreffen, das ein Resultat von Gesetzen ist, zu unterscheiden.

Alle in der Menschheit vorhandenen selbstischen Neigungen, alle Selbstvergötterung und ungerechte Selbstbevorzugung wurzeln in der gegenwärtigen Verfassung des Verhältnisses zwischen Mann und Frau und ziehen ihre hauptsächlichste Nahrung aus derselben.

Nach der Meinung nicht schlechter, sondern der besten aller Menschen ist keine Meinung, die der Wahrheit entgegensteht, wahrhaft heilsam.

Es gibt viele Wahrheiten, deren voller Inhalt nicht erfaßt werden kann, bis persönliche Erfahrung ihn uns nahe bringt.

Ich betrachte die Nützlichkeit als den Schlußstein aller ethischen Fragen, aber es muß Nützlichkeit im weitesten Sinne sein, gegründet auf die dauernden Interessen eines Menschen als fortschreitendes Wesen.

Es ist zu bezweifeln, ob alle bisherigen technischen Erfindungen die Tageslast auch nur eines einzigen menschlichen Wesens erleichtert haben.

Fast alle religiös Gesinnten, auch in den freisinnigsten Ländern, lassen die Pflicht der Duldung nur mit stillschweigenden Vorbehalten gelten.

In allen Gebieten menschlicher Angelegenheiten ist die Rücksicht auf die Gesinnungen unserer Mitmenschen in einer oder der andern Gestalt bei fast allen Charakteren das durchgehende Motiv.

Das Volk, welches die Macht ausübt, ist nicht immer dasselbe Volk wie das, über welches sie ausgeübt wird.

Jeder heftige Schmerz, sei er körperlich oder geistig, hat die Tendenz, die Empfindlichkeit gegen Schmerz für alle spätere Zeit zu steigern.

Alles, was nicht als Mittel zu einem Zweck und letztlich als Mittel zum Glück begehrt wird, ist selbst ein Teil des Glücks und wird erst dann um seiner selbst willen begehrt, wenn es dazu geworden ist.

Die einzige Freiheit, die diesen Namen verdient, ist das Recht, unser Wohlergehen auf unserem eigenen Wege zu verfolgen, solange wir nicht anderen das ihrige verkümmern oder ihre darauf gerichteten Bemühungen durchkreuzen.

Eine schlechte Handlung führt uns zur anderen sowohl bei dem Täter und den Zuschauern als auch bei denen, die zunächst von den Wirkungen der Tat betroffen werden.

Eine Regierung kann nicht genug Wert auf eine Tätigkeit legen, welche die individuelle Bemühung und Entwicklung nicht behindert, sondern ihr hilft und sie anspornt. Der Wert eines Staates ist auf lange Sicht der Wert der Individuen, die ihn bilden.

Armut ist die Mutter unzähliger geistiger und sittlicher Übel und was noch schlimmer ist, die Gewohnheit, sich gekränkt und unterdrückt zu sehen, wirkt erniedrigend auf den ganzen Charakter.

Zivilisation, von jedem möglichen Gesichtspunkt aus betrachtet, ist die Bekämpfung der animalischen Triebe.

Die Verfassung ist ein Mittel, das sicherstellen soll, daß die Herrschenden ihre Macht nicht mißbrauchen.

Was man aber jetzt die Natur der Frauen nennt, ist etwas durch und durch künstlich Erzeugtes – das Resultat erzwungener Niederhaltung nach der einen, unnatürlicher Anreizung nach der andern Richtung.

Nur die Charakteränderung – namentlich der Arbeitgeber – kann den sozialen Frieden herbeiführen.

Der Hauptzug der Geschichte besteht doch darin, die Mittelmäßigkeit zur vorherrschenden Macht innerhalb der Menschheit zu erheben.

Alles, was die Individualität zerstört, ist Despotismus, welchen Namen es auch tragen mag, und gleichviel, ob es den Willen Gottes oder die Gebote der Menschen zu vollstrecken vorgibt.

Gab es jemals eine Herrschaft, die denen, die sie besaßen, nicht natürlich erschien?

Öffentliche Meinungen über Themen, die dem Verstand schwer zugänglich sind, sind oft richtig, aber selten oder nie die ganze Wahrheit.

Ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Fähigkeiten des Einzelnen glaubt der Mann, dass er das Recht hat zu befehlen und die Frau die Pflicht zu gehorchen.

Selbst das Vergnügen der Selbstzufriedenheit hängt in der Mehrzahl der Fälle von der Meinung anderer ab.

Die Ehe ist die einzige wirkliche Leibeigenschaft, die unser Gesetz kennt. Es gibt keine Sklaven mehr, außer den Herrinnen jedes Hauses.

Das Prinzip der Freiheit kommt nur dort zu grundsätzlicher Anwendung, wo die Menschen fähig geworden sind, auf dem Wege freier und gleichberechtigter Erörterung fortzuschreiten.

Die verhängnisvolle Neigung der Menschen, über etwas, was nicht mehr zweifelhaft ist, nicht länger nachzudenken, ist die Ursache der Hälfte aller Irrtümer.

Die einzige Schule einer edleren moralischen Gesinnung ist der Verkehr zwischen Gleichstehenden.

Alles, was wirklich zur Mischung der Nationalitäten und der Verschmelzung ihrer Gaben und Eigenheiten zu einem einigenden Bande beiträgt, ist eine Wohltat für das menschliche Geschlecht.

Nicht weil des Menschen Wünsche stärker sind, wirken sie Übles, sondern weil des Menschen Gewissen schwach ist.

„Heidnische Selbst-Behauptung“ ist eben so sehr ein Element menschlichen Wertes, als „christliche Selbst-Verleugnung“.

Ich füge hinzu, dass in dem gegenwärtigen Zustand der Welt – so paradox die Behauptung auch sein mag – die Bereitschaft, ohne Glück auszukommen wohl am ehesten geneigt ist, so viel Glück zu bewirken, wie überhaupt nur erreichbar ist.

Vollkommene Bösewichter sind vielleicht ebenso selten wie Engel, vielleicht noch seltener; dagegen sind rohe, grausame Naturen mit gelegentlichen Spuren der Menschlichkeit an sich häufig genug.

Alles, was dem menschlichen Leben Wert verleiht, beruht darauf, daß man die Handlungen des anderen Menschen in Schranken bannt.

Die Vorstellung, es sei die Pflicht eines Menschen, daß ein anderer Mensch religiös sei, lag allen Religionsverfolgungen zu Grunde, die jemals ins Werk gesetzt wurden, und einmal anerkannt, würde sie dieselben insgesamt vollständig rechtfertigen.

Wir können nie sicher sein, daß die Ansicht, die wir zu unterdrücken suchen, falsch ist; auch wenn wir sicher sein könnten, wäre die Unterdrückung immer noch ein Übel.

Ein Mann mit einer Überzeugung ist stärker als neunundneunzig Leute mit Interessen.

Gutes und Böses hat die natürliche Tendenz, ein jedes sich in seiner Weise fruchtbar zu erweisen, indem Gutes Gutes und Böses Böses hervorbringt.