Zitate von Karl Ernst von Ernsthausen

Die Geschichte bessert in der Regel ebenso wenig einen Regenten, als der Verlust einen leidenschaftlichen Spieler.

Die Christen behaupten, ihr Glaube sei der beste. Der Beweis dafür wäre, dass sie nach diesem Glauben auch handelten; sie bleiben ihn indes fast alle schuldig.

Der Grad des Egoismus macht den moralischen Unterschied unter den Menschen.

Wenn man die Nekrologe liest, so muss man über die Anzahl der berühmten Männer, die es heutzutage gibt, erstaunen. Unsere Vorfahren richteten mit einer geringeren Menge mehr aus.

Wer nie einen Zeitpunkt gehabt hat, wo er nach dem Höchsten strebte, kann nie etwas sein.

Wir sind einem Freunde, der von uns abhängig ist, mehr zugetan, als einem, von dem wir abhängen.

In einem Alter, in welchem man dem Menschen noch nicht Vernunft genug zutraut, um über einen Taler zu verfügen, muss er über die wichtigste Angelegenheit seines Lebens bei der Konfirmation entscheiden.

Die Jugend träumt sich eine Welt, wie sie sein sollte, um sie im Alter leider zu finden, wie sie ist.

Nichts zeigt mehr den Vorzug der Jugend vor dem Alter, als dass wir lieber mit unsern Jugendsünden prahlen, als mit dem, was wir im Alter Gutes tun.

Die Erfahrung, obgleich sie die beste Lehrerin ist, hat dennoch meist ungelehrige Schüler.

Jeder klagt über die Verderbtheit der Welt, und vielleicht hat jeder Recht; doch niemand will die Verbesserung derselben bei sich beginnen, sondern jeder erwartet dies von seinem Nächsten.

Die Feinde, welche man sich durch seine guten Eigenschaften macht, sind die unversöhnlichsten.

Manche Regierungen denken nur daran, sich selbst zu erhalten; zuweilen wird dadurch mittelbar für die Untertanen gesorgt.

Die Intoleranz hat sich einen warmen Mantel aus der Religion geschnitten.

Die nackte Wahrheit findet selten bei den Menschen Eingang. Deshalb haben die Religionsstifter oder ihre Kommentatoren die erhabensten Wahrheiten mit den abgeschmacktesten Irrtümern verwebt.

Es ist leichter, sich vor den Täuschungen in der Liebe, als vor denen in der Freundschaft zu bewahren.

Sind wir über die Folgen unsrer schlechten Handlungen erst beruhigt, so beruhigen wir auch leicht unser Gewissen.

Der Wahrheit klimmen wir nach auf der unendlichen Leiter des Forschens, deren jede einzelne Sprosse ein anderer Irrtum ist.

Das Volk sieht nur die Verstöße in der Politik, aber nicht die Notwendigkeit, welche sie oft veranlasste.

Glücklich zu lieben, ist das größte Glück auf Erden; nächst diesem ist das größte unglücklich zu lieben.

Wenn ein junges, unschuldiges, schönes, gebildetes Mädchen einen physischen und moralischen Krüppel, dessen Auskommen gesichert ist, heiratet: so hat sie, nach der Sprache der Welt, ihr Glück gemacht.

Müßiggang ist aller Laster Anfang. – Unnütze Arbeit des Verstandes Untergang.

Bei dem Alter stellen sich die Gewissensbisse erst dann ein, wenn es keine Jugendsünden mehr begehen kann.

Meines Erachtens wird die Geschichte falsch behandelt; denn man schreibt mehr die Geschichte der Menschen, als die der Menschheit.

Das Trauerspiel gehört der Menschheit, das Lustspiel der Gesellschaft an.

Ein wahrhaft tugendhafter Mensch ist der größte Grobian von der Welt; sein Lebenswandel sagt den andern Menschen unhöflicherweise ins Gesicht: Ihr seid alle Taugenichtse.

Wer zu viel liest, verlernt das Denken; wer zu viel denkt, macht sich unfähig zu empfinden.

Das Studieren bei weitem der meisten Menschen wird zum Bestreben, sich ihres Mutterwitzes zu entäußern.