Karl Kraus Zitate

seite 3

«12345»

Gute Aussichten allein sind wertlos, es kommt immer darauf an, wer sie hat.

Karl Kraus

Der längste Atem gehört zum Aphorismus.

Karl Kraus

Erotik macht aus einem Trotzdem ein Weil.

Karl Kraus

Das Weib läßt sich keinen Beschützer gefallen, der nicht zugleich eine Gefahr ist.

Karl Kraus

Ein ganzer Kerl ist einer, der die Lumpereien nie begehen wird, die man ihm zutraut. Ein halber, dem man die Lumpereien nie zugetraut hat, die er begeht.

Karl Kraus

Der Gedanke ist das, was einer Banalität zum Gedanken fehlt.

Karl Kraus

Die männliche Überlegenheit im Liebeshandel ist ein armseliger Vorteil, durch den man nichts gewinnt und nur der weiblichen Natur Gewalt antut. Man sollte sich von jeder Frau in die Geheimnisse des Geschlechtslebens einführen lassen.

Karl Kraus

Ich habe Gottseidank eine gesunde geistige Verdauung. Aber wenn sich meine Verdauungsprodukte selbständig machen wollen, dann wehe ihnen!

Karl Kraus

Was einen foltert, sind verlorene Möglichkeiten. Einer Unmöglichkeit sicher zu sein, ist Gewinn.

Karl Kraus

Ich und das Leben: Die Affäre wurde ritterlich ausgetragen. Die Gegner schieden unversöhnt.

Karl Kraus

Zwei haben nicht geheiratet: sie leben seit damals in gegenseitiger Witwerschaft.

Karl Kraus

Die Sprache tastet wie die Liebe im Dunkel der Welt einem verlorenen Urbild nach. Man macht nicht, man ahnt ein Gedicht.

Karl Kraus

Heinrich Heine hat der deutschen Sprache so sehr das Mieder gelockert, daß heute alle Kommis an ihren Brüsten fingern können.

Karl Kraus

Mit 82 Jahren ist man dem Tode schon so befreundet, dass er einem die unangenehmsten Wahrheiten ungeniert ins Gesicht sagt!

Karl Kraus

Die Welt ist ein Gefängnis, in dem Einzelhaft vorzuziehen ist.

Karl Kraus

Der Humor ist nur der Selbstvorwurf eines, der nicht wahnsinnig wurde bei dem Gedanken, mit heilem Hirn die Zeugenschaft dieser Zeitdinge bestanden zu haben.

Karl Kraus

Die lästigen Hausierer der Freiheit, die, wenn das Volk schon gar nichts kaufen will, mit dem Präservativ der Bildung herausrücken, mögen sich eine Zeitlang des Erfolges ihrer Zudringlichkeit freuen. Die Kultur hat es immer noch lieber mit den Hausknechten gehalten.

Karl Kraus

Oft enttäuscht eine in der Nähe. Man fühlt sich hingezogen, weil sie so aussieht, als ob sie Geist hätte, und sie hat ihn.

Karl Kraus

Was hat Sprung ohne Ursprung? Was ist haltloser und ungreifbarer, grundloser und unberechenbarer als das Gerücht? Die Zeitung. Sie ist der Trichter für den Schall.

Karl Kraus

Schreiet Mordio, so ist ein Mord begangen, murmelt Abracadabra, so ist es Religion, schreibet Auspuffleitungen von Dynamos, und es ist Wissenschaft.

Karl Kraus

Großes, Elementares muß die Kraft haben, von selber mit den Übelständen fertig zu werden.

Karl Kraus

Ich mische mich nicht gern in meine Privatangelegenheiten.

Karl Kraus

An einem wahren Porträt muß man erkennen, welchen Maler es vorstellt.

Karl Kraus

Die wahre Treue gibt eher einen Freund preis als einen Feind.

Karl Kraus

Bespiegelung ist der Schönheit unerläßlich und dem Geist.

Karl Kraus

Diese finden jenes, jene dieses schön. Aber sie müssen es "finden". Suchen will es keiner.

Karl Kraus

Die wirklich gefährlichen Heuchler heucheln Desinteresse.

Karl Kraus

Ob sündig oder sittenrein? Ob lebend oder schon begraben? Sonst teilt ihr sie doch in Gefallene ein Und solche, die nicht gefallen haben.

Karl Kraus

Warum schreibt mancher? Weil er nicht genug Charakter hat, nicht zu schreiben.

Karl Kraus

Nicht die Geliebte, die entfernt ist, sondern Entfernung ist die Geliebte.

Karl Kraus

Psychologie ist der Omnibus, der ein Luftschiff begleitet.

Karl Kraus

Es gibt eine Lebensart, die so tüchtig ist, daß sie jede Bahnstation in einen Knotenpunkt verwandelt.

Karl Kraus

Der wahrhaft und in jedem Augenblick produktive Geist wird zur Lektüre nicht leicht anstellig sein. Er verhält sich zum Leser wie die Lokomotive zum Vergnügungsreisenden. Auch fragt man den Baum nicht, wie ihm die Landschaft gefällt.

Karl Kraus

Der Gedankenlose denkt, man habe nur dann einen Gedanken, wenn man ihn hat und in Worte kleidet. Er versteht nicht, dass in Wahrheit nur der ihn hat, der das Wort hat, in das der Gedanke hinein wächst.

Karl Kraus

Künstler ist nur einer, der aus der Lösung ein Rätsel machen kann.

Karl Kraus

Woher nehme ich nur all die Zeit, so viele Bücher nicht zu lesen?

Karl Kraus

Alle sind von mir beleidigt, nicht einzelne. Und was die Liebe betrifft, sollen alle rabiat werden und nicht die, die betrogen wurden.

Karl Kraus

Effekt, sagt Wagner, ist Wirkung ohne Ursache. Kunst ist Ursache ohne Wirkung.

Karl Kraus

Haß muß produktiv machen. Sonst ist es gleich gescheiter, zu lieben.

Karl Kraus

Daß Manneskraft schwindet, ist ein verdrießlicher Zustand. Wehe aber, wenn das Weib an ihm schöpferisch wird!

Karl Kraus

Man zeigt heute unverhohlen, was einer dem andern stahl. Und wer von den andern gestohlen, der gilt als Original.

Karl Kraus

Die Mission der Presse ist, Geist zu verbreiten und zugleich die Aufnahmefähigkeit zu zerstören.

Karl Kraus

Wer kein Geschäft mit dem Leben machen will, zeige an, daß er seinen Bestand an Bekanntschaften zu reduzieren beabsichtigt und seine Erfahrungen unter dem Einkaufspreis abgibt.

Karl Kraus

Es müßte ein geistiger Liftverkehr etabliert werden, um einem die unerhörten Strapazen zu ersparen, die mit der Herablassung zum Niveau des heutigen Schrifttums verbunden sind. Wenn ich wieder zu mir komme, bin ich immer ganz außer Atem.

Karl Kraus

Einen Aphorismus kann man in keine Schreibmaschine diktieren. Es würde zu lange dauern.

Karl Kraus

Der gesunde Menschenverstand sagt, daß er mit einem Künstler bis zu einem bestimmten Punkt "noch mitgeht". Der Künstler sollte auch bis dort die Begleitung ablehnen.

Karl Kraus

Wenn ich sicher wüßte, daß ich mit gewissen Leuten die Unsterblichkeit zu teilen haben werde, so möchte ich eine separierte Vergessenheit vorziehen.

Karl Kraus

Wenn sich die Sünde vorwagt, wird sie von der Polizei verboten. Wenn sie sich verkriecht, wird ihr ein Erlaubnisschein erteilt.

Karl Kraus

Mir wern kan Richter brauchen, um zu entscheiden, daß Wien schöner ist als Berlin. Aber das ist ja gerade das Unglück.

Karl Kraus

In zweifelhaften Fällen entschließe man sich für das Richtige.

Karl Kraus
«12345»

anderen Autoren