Zitate von Kurt Tucholsky
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Das Christentum ist eine gewaltige Macht. Daß zum Beispiel protestantische Missionare aus Asien unbekehrt wieder nach Hause kommen – das ist eine große Leistung.
Lobesversicherungsgesellschaft A.G. [auf Gegenseitigkeit], die darüber wachen, daß einer den andern und der andre den einen fördert, druckt und belobt.
Achtzig Jahre ist ein hohes Alter, und wer im Abendlicht auf den letzten Höhen steht, sieht sich wohl um, alles noch einmal recht bedenkend.
Amt! du Zauberwort unter den Deutschen! Du bist der Inbegriff, bist das Ding an sich, das Tabu, du beherrschest die Kausalgesetze, und es ist kein Gott außer dir.
Im Leben verbirgt man seine Gefühle so lange, bis die Leute glauben, man habe gar keine, denn das ist die gute Erziehung.
Und nichts ist schlimmer, als ein Buch anzufangen und es dann nicht mehr zu Ende lesen zu können.
Was tat der Marquis de Sade? Er röstete kleine Mädchen und bestreute sie mit gestoßenem jungen Mann.
Wann beherrschst du eine fremde Sprache wirklich? Wenn du Kreuzworträtsel in ihr lösen kannst.
Entspanne dich. Laß das Steuer los. Trudele durch die Welt. Sie ist so schön: gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben.
Trennt man die geschickte ‚Aufmachung‘ des kümmerlichen Stoffs von seiner Substanz, so sieht man erst, wie dürftig die Quellen rinnen.
Blinde! Keiner, keiner der Führer, aufgeblasen und bunt, steht vor Gott so menschlich und hoch wie euer Hund!
Was mich angeht, so interessieren mich die kümmerlichen Visionen braver Schriftstellerknaben viel weniger als die Wirklichkeit, die einer so beschreibt, daß sie zum Greifen nahe gerückt ist.
Jeder historische Roman vermittelt ein ausgezeichnetes Bild von der Epoche des Verfassers.
Es gibt nur zwei eherne Gesetze für die Kritik: die Wahrheit zu respektieren und, von ganz seltenen Fällen abgesehen, das Privatleben des Kritisierten unberührt zu lassen.
Strenge am rechten Ort, Milde am rechten Ort und eine lange Leine, an der die jungen Hundchen herumlaufen können.
Man soll Frauen keine Witze erzählen. Man muß sie ihnen immer erklären und dann sind sie enttäuscht.
Nie versteht ein Liebender, daß was gewesen ist, einst nicht mehr gelten kann – es war doch aber einmal!
Der englische Schriftsteller Gerhardi sprach einst: Wenn eine Frau sagte, sie sei genau wie alle Frauen – die wäre anders.
Der Mensch hat, neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.
In Spanien gründeten sie einmal einen Tierschutzverein, der brauchte nötig Geld. Da veranstaltete er für seine Kasse einen großen Stierkampf.
Man kann den Hintern schminken wie man will, es wird kein ordentliches Gesicht daraus.
Leben ist aussuchen. Und man suche sich das aus, was einem erreichbar und adäquat ist, und an allen anderen Dingen gehe man vorüber.
Wer inbrünstig haßt, muß einmal sehr geliebt haben. Wer die Welt verneinen will, muß umarmt haben, was er nun verbrennt.
Die Dänin ist reizend konsequent. Ihre Treue reicht sogar zur gleichen Zeit für mehrere aus.
Es ist typisch für den Amerikaner, wie er die meisten Schwierigkeiten überwindet, ohne sie überhaupt zu kennen.
Eine Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber dafür nichts zu tun.
Ich danke für die Möglichkeit, dass ich hier habe sprechen können. Ich will nicht recht behalten – diese Sätze sind für die Diskussion da.
„Die meisten Menschen“, heißt dem Sinne nach eines der klügsten Worte Leo Trotzkis, „sind Anachronismen ihrer eigenen Epoche.“ Öffne eine Zeitung: die beiden am häufigsten gedruckten Wörter, die du dort findest, sind: „Mensch (menschlich)“ und „Zeit“.
Wenn man in ein fremdes Land kommt, dann muss man erst einmal das fremde Wasser in sich hineingluckern lassen, das gibt einem den wahren Geschmack der Fremde.
Es kommt in der Politik nicht darauf an, wie eine Sache ist; es kommt darauf an, wie sie wirkt.