Kurt Tucholsky Zitate
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Und die Vergangenheit ist ihnen nur das Spielfeld ihrer kleinen Eitelkeiten, wo sie den großen Männern Modeetiketten aufpappen.

Ich denke immer, dass unsre Bücherbesprecher einen großen Fehler machen, wenn sie sich nur gerade an die letzte Nummer des Buchhändler-Börsenblatts halten – es gibt so viel alte hübsche Dinge, die kein Mensch kennt, und die ihr Dasein in der ersten Auflage sanft verträumen.

Denn wer die deutsche Sprache beherrscht, wird einen Schimmel beschreiben und dabei doch das Wort „weiß“ vermeiden können.

Das Ideal eines höheren Angestellten ist es, so viel zu verwalten und so wenig zu tun zu haben, daß er schon beinah einem Beamten gleicht.

Wirklich Lebenskräftiges kann die Presse zwar nicht töten. Aber sie kann das Wachstum hindern, störend eingreifen, Schädliches länger am Leben erhalten, Konfusion anrichten.

Der Mensch möchte nicht gern sterben, weil er nicht weiß, was dann kommt. Bildet er sich ein, es zu wissen, dann möchte er es auch nicht gern; weil er das Alte noch ein wenig mitmachen will. Ein wenig heißt hier: ewig.

Im Leben verbirgt man seine Gefühle so lange, bis die Leute glauben, man habe gar keine, denn das ist die gute Erziehung.

Denn mit dem Stil ist das wie mit so vielen Dingen: man hat ihn, oder man hat ihn nicht.

Ja, das möchste: Eine süße Frau voller Rasse und Verve, und eine für’s Wochenend‘, zur Reserve.

Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachgezählt wird, wieviel er getroffen hat.

Es gibt moderne Möbel, von denen ein witziger Frankfurtammainer gesagt hat, sie seien für die Wohnung nur konstruiert, damit man sich bei Zahnarzt wie zu Hause fühle.

Es muß Menschen geben, die etwas erst dann richtig aufnehmen, wenn sie es selber gesagt haben.

Wir gehen nicht den Weg des Friedens. Was sich jetzt, hinter den Kulissen, zu verbrüdern beabsichtigt, sind leider nicht die besten Teile der Völker – es sind ihre schlechten: Industrie-Raffer und die Militärs.

Die Ehe war zum jrößten Teile vabrühte Milch un Langeweile. Un darum wird beim Happy-end im Film jewöhnlich abjeblendt.

In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.

Die Satire beißt, lacht, pfeift und trommelt die große, bunte Landknechtstrommel gegen alles, was stockt und träge ist.

Dies Deutsch mit seinen vielen Fremdwörtern klingt, wie wenn einer die Stiefel aus dem Morast zieht: quatsch, quatsch, platsch, quatsch.

Neben mir saß ein alter Herr mit den vernünftigen, braunen Augen des gebildeten Franzosen: sie tränten ihm – so litt er unter der Schläfrigkeit. Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; dass sie nicht an Langerweile zugrunde gingen, lag wohl an den wohltätigen Folgen weißer Magie.

Ich mag mich nicht gern mit der Kirche auseinandersetzen; es hat ja keinen Sinn, mit einer Anschauungsweise zu diskutieren, die sich strafrechtlich hat schützen lassen.

Wenn der Mensch „Loch“ hört, bekommt er Assoziationen: Manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Göbbels.

Wer viel von dieser Welt gesehen hat, der lächelt, legt die Hände auf den Bauch und schweigt.

Da es ein alter Aberglaube ist, daß man das ganze Jahr hindurch tun wird, was man Silvester tut, so eröffnen sich für uns freundliche und wahrhaft erfrischende Perspektiven. Prosit Neujahr!

Katholische Kirchen sind immer geöffnet, protestantische nur sonntags. Die Geistlichen auch.

Der Weise, der einmal begriffen hat, fragt nicht: Warum? Er betrachtet nur noch das Wie…

Gegen Hitler und seine Leute ist jedes Mittel gut genug. Wer so schonungslos mit andern umgeht, hat keinen Anspruch auf Schonung – immer gib ihm!

An so ein Leben, in dem man nie allein ist, gewöhnt man sich nicht; man lebt es bitter zu Ende.

Die zwei sprachen sich in ihren Dialekten über ihre Heimat aus. Sie sagten, wo man das r aussprechen müsse und wo nicht; sie ergänzten ihre Schimpfwörterverzeichnisse; sie wußten beide, was das ist: niederdeutsch.

Meines Wissens ist Geschäftstüchtigkeit kein sekundäres männliches Geschlechtsmerkmal.