Leo Tolstoi Zitate
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Die Scham vor den Leuten ist ein gutes Gefühl, aber am besten ist die Scham vor sich selbst.
Du hast kein Mitleid mit dir selbst gehabt – du hast dich nicht geschont – Gott wird mit dir Mitleid haben.
Vor allem überlege zwanzig-, hundertmal, bevor du heiratest. Man sollte auf die gleiche Weise heiraten, wie man stirbt, das heißt, wenn es unmöglich ist, etwas anderes zu tun.
Gib den Vorzug einem fremden Manne, der die Wahrheit liebt vor deinen Vertrauten, die sie nicht achten.
Wie viel Mühe kostet die Niederschlagung und Verhütung von Aufständen: Geheimpolizei, andere Polizei, Spitzel, Gefängnisse, Verbannungen, Militär. Und wie leicht sind die Ursachen für Aufstände zu beseitigen!
Die Menschen trachten im Leben nicht danach, was sie für gut erkennen, sondern, daß sie möglichst viele Sachen ihr eigen nennen.
Jeder Mensch hat die Keime aller menschlichen Eigenschaften in sich. Manchmal kommen die Einen zum Vorschein, manchmal die Anderen.
Wenn alle Menschen nur nach Maßgabe ihrer Überzeugungen Krieg führten, so würde es keinen Krieg geben.
Das Vorwärtsschreiten der Menschheit auf dem Gebiete der Erkenntnis besteht in dem Abstreifen der Hüllen, die die Wahrheit verdecken.
Wenn das Leben nicht zum Gewissen paßt, so paßt sich das Gewissen durch Betäubung dem Leben an.
Es ist traurig zu erkennen, daß ich das Glück ebenso wenig zu ertragen verstand als das Unglück.
Nicht auslegen möchte ich Christi Lehre. Nur eines möchte ich: verbieten, daß sie ausgelegt werde.
Ein Dieb ist nicht, wer genommen hat, was er benötigt, sondern wer behält und anderen nicht gibt, was er nicht benötigt, andere aber brauchen.
Das Mitleid bleibt immer das selbe Gefühl, ob man es für einen Menschen oder für eine Fliege empfindet. Der dem Mitleid zugängliche Mensch entzieht sich in beiden Fällen dem Egoismus und erweitert dadurch die moralische Befriedigung seines Lebens.
Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie jedoch ist auf ihre besondere Weise unglücklich.
Habe mir gestern die Haare schneiden lassen, und schon das kommt mir wie ein Zeichen meiner Wiedergeburt vor.
Aber die Ansicht von der Frau bleibt doch dieselbe: Sie ist ein Gegenstand des Genusses. Ihr Körper ist ein Mittel zur Befriedigung der Sinnlichkeit, und sie weiß das auch. Es ist damit ähnlich wie mit der Sklaverei.
Der Verstand wird oft zum Sklaven der Sünde, er wird dazu gebraucht, sie zu rechtfertigen.
Wenn jemand das Glück überall, nur nicht in der Liebe sucht, sucht er gleichsam im Finstern nach einem Weg.
Willst du, was du zu sagen hast, verständlich sagen, dann rede aufrichtig, und willst du aufrichtig reden, dann sprich so, wie dir der Gedanke gekommen ist.
Es kann keine gute Einrichtung in einer Gesellschaft geben, die eingeteilt ist in Reiche – Herrschende und Arme – Gehorchende.
Das Gedächtnis hebt die Zeit auf: Es vereint, was dem Anschein nach getrennt vor sich geht.
Wenn das Gute eine Ursache hat, hört es auf, das Gute zu sein, wenn es einen Lohn zur Folge hat, ist es auch nicht mehr das Gute. Folglich steht das Gute außerhalb der Kette von Ursache und Wirkung.
Historiker sind wie taube Menschen, die ständig auf Fragen antworten, die ihnen niemand gestellt hat.
Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber mit Menschen kann man ohne Liebe nicht umgehen.
Das Leben ist unvertilgbar, es besteht außerhalb Zeit und Raum, darum kann der Tod nur seine Form, die sich in dieser Welt offenbart, ändern.
Wenn es nur immer gelänge, zur rechten Zeit den Balken im eigenen Auge zu sehen, wieviel besser wären wir!
Es ist immer besser, enthaltsam zu leben, wenn man es vermag – das Geschlecht in sich zu töten, wenn man es vermag, das heißt, nicht Mann oder Frau zu sein, sondern Mensch.
Die Herzensgüte ziert das Leben, indem sie alle Widersprüche löst, das Verworrene entwirrt, das Schwierige leicht macht, das Düstere in Freude umwandelt.
Die Kraft der Gedanken ist unsichtbar wie der Same, aus dem ein riesiger Baum erwächst; sie ist aber der Ursprung für die sichtbaren Veränderungen im Leben des Menschen.
Unser Glück […] ist wie ein Zugnetz im Wasser: wenn man’s schleppt, bauscht es sich auf, daß man sich Wunder was für Hoffnungen macht, und zieht man’s dann heraus, so ist nichts drin.
Nur durch seine Werke ist der Mann berufen, Gott und den Menschen zu dienen; nur durch ihre Kinder die Frau.
Nicht gemeinschaftliche Ziele haben deine Tätigkeit zu bestimmen, sondern der Zweck deines Lebens, der mit dem Zwecke aller Menschen identisch ist, hat dies zu tun.