Zitate von Luise Bähr
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Es gibt Regungen, die man nicht benennen, sondern nur empfinden, und auch nur empfindend erwidern kann.
Wenn wir gewohnt sind, über alle Eindrücke, die wir empfangen, uns ehrlich Rechenschaft zu geben, so treten Fälle ein, wo unser Herz gebietet, Augen und Ohren zu schließen.
Wenn wir einen Menschen lieben, ohne daß er uns in gleicher Weise liebt, so befällt plötzlich bange Furcht unser Herz, Furcht ihn zu verlieren, denn nur Liebe allein vermag unsere Mängel zu überdecken.
Oft reicht einem Menschen sein ganzes Leben nicht hin „Vergessen“ zu erlernen – und vielleicht wird eben dieser Mensch einst in einem einzigen Tage vergessen sein.
Keine Grobheit, keine Beleidigung schmerzt wie eine formvolle gesellschaftliche Lüge aus liebem Munde; das sickert wie kaltes Eiswasser hinab ins heiße Herz – es soll nur kühlen, doch das Herz erstarrt daran.
Je höher der Gesellschaftskreis, um so mehr wird in der Unterhaltung Form über Inhalt stehen.
Auf allen Lebenswegen sind Wollen und Sollen zwei, doch in der Liebe Leben sind sie eins.
Überall, wohin wir blicken, treten uns im Leben Wollen und Sollen in ihren Wechselwirkungen entgegen, bis der Tod mit brutaler Gewalt unser Wollen endgültig besiegt.
Der Ausnahmemenschen Glück und Leid ist unendlich, von der Welt unverstanden, sind und bleiben sie Fremdlinge.
Bist du das Schicksal, nach dem mir verlangte, die heiße Leidenschaft meiner geknechteten aufstrebenden Seele?
Ein getreues Menschenkind, das mir die Wahrheit sagt – ich kann es hoch genug nicht schätzen.
Unser Lebendiges das ist die Seele – sie ist Leben, und nimmer hat der Tod Macht über sie.
Einem Menschen, den man liebt, kann man alles sagen – was könnte ich auch meiner Liebe nicht sagen? Man will es auch, trotzdem ist es nie alles, was man sagen könnte.
Nicht sind wir in die Welt gestellt zu Freud und Lust – zum Dulden und zum Tragen soll es sein.
Ich kann wohl einem Menschen Unrecht tun, wenn ich ihn nicht verstehe; aber wenn ich ihn nicht verstehen will, so bin ich nachher selber schuld an meinem Leid.
Gerne opferten wir unsere Liebe für des Geliebten Glück, aber das Herz duldet es nicht, es verlangt Gegenliebe.
Wenn wir unseren Mitmenschen gönnten, was wir uns selber gönnen, so gäbe es weit mehr zufriedene glückliche Menschen.
Wie beglückend ist doch das Bewußtsein, daß jemand Liebes uns besser kennt und versteht, als wir es selber tun.
Wenn wir, durch Schicksale und Erfahrungen geschult, das Leben betrachten, so zeigt sich uns die Liebe als ihre mächtigste Kraft.
Und eine Sprache gibt es, die redet dem Verstehenden wohl am lautesten von allen und bringt ihm tiefes Glück; doch sie heißt Schweigen und den Meisten ist sie fremd.