Luise Bähr Zitate
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Sehnsucht – Ziel meiner Sehnsucht! Dich braucht mein empfindendes Herz, nach dir verlangt meine dürstende Seele.

Je klarer und reiner die Luft, desto deutlicher unserem Ohr das ferne Glockenläuten. Je reiner das Menschen Herz, desto lauter der Liebe Klang.

Wenn uns ein Mensch entgegenkommt voll Wärme und voll Sonne, wer möchte da in einem Schatten hemmen – und wenn’s ein Schatten voller Liebe ist!

Ich schau in die helle Nacht, und schau in den hellen Tag – und sehe dennoch nichts als einzig dich.

Haben wir unser Schicksal in Händen? Oder sind wir nur Werkzeuge, die dem Gebot des Werdens dienen?

Überall, wohin wir blicken, treten uns im Leben Wollen und Sollen in ihren Wechselwirkungen entgegen, bis der Tod mit brutaler Gewalt unser Wollen endgültig besiegt.

Das stolze Herz erhebt gar zornig die Stimme: – Geduldet sein, getragen werden, will ich nicht; ich will begehrt sein, und Verlangen soll man nach mir haben, ich will geliebt sein!

Es ist gut, daß unser Wissen nicht über den Tod hinaus reicht. Durch Wissen des Ewigen würden wir untauglich für das Zeitliche.

Im Leben gilt Verstand weit mehr als Gemüt und erreicht auch weit mehr; doch ohne Gemüt keine Zuneigung noch Liebe.

Mit lieben klugen Menschen leben, ist wie ein täglich Sicherneuern, es bewirkt gedankliches Jungwerden.

Ein getreues Menschenkind, das mir die Wahrheit sagt – ich kann es hoch genug nicht schätzen.

Je höher der Gesellschaftskreis, um so mehr wird in der Unterhaltung Form über Inhalt stehen.

Es gibt Regungen, die man nicht benennen, sondern nur empfinden, und auch nur empfindend erwidern kann.

Wenn wir unseren Mitmenschen gönnten, was wir uns selber gönnen, so gäbe es weit mehr zufriedene glückliche Menschen.

Unser Lebendiges das ist die Seele – sie ist Leben, und nimmer hat der Tod Macht über sie.

Gerne opferten wir unsere Liebe für des Geliebten Glück, aber das Herz duldet es nicht, es verlangt Gegenliebe.

Was du haben kannst, nimmst du nicht – und was du nicht haben kannst, darnach verlangt dir! Mann oder Weib – du bist ein Narr.

Willensschwache Menschen geben sich dem Hang zur Trägheit und Bequemlichkeit hin, sie unterliegen ihrer Schwäche gegen sich selbst.

Es ist eine traurige Erkenntnis, die einem oft wird, daß man trotz viel und aller Liebe doch nicht das tut, was diese möchte und erstrebt, weil es häßliche, echt menschliche Widersprüche im Herzen gibt.

Und unser Schönstes, unsre stille Liebe, was ist sie anderes als Hoffen? Gibt nicht das Hoffen ihr das Ewigsein?

Das Nichtwissen der letzten Zukunft, das ist das große Gebiet der Phantasie, ist ihr ewig nicht erreichbares Ziel, erzeugt die nimmerruhende Sehnsucht.

Wenn wir einen Menschen lieben, ohne daß er uns in gleicher Weise liebt, so befällt plötzlich bange Furcht unser Herz, Furcht ihn zu verlieren, denn nur Liebe allein vermag unsere Mängel zu überdecken.

Ich kann wohl einem Menschen Unrecht tun, wenn ich ihn nicht verstehe; aber wenn ich ihn nicht verstehen will, so bin ich nachher selber schuld an meinem Leid.

Oft reicht einem Menschen sein ganzes Leben nicht hin „Vergessen“ zu erlernen – und vielleicht wird eben dieser Mensch einst in einem einzigen Tage vergessen sein.

Beim Menschen geht der Wille der Vorstellung weit voraus, allerdings nicht der bewußte, sondern der instinktive.

Schöne Menschen sind selten harmonisch, aber harmonische Menschen dünken uns immer schön.

Sobald ich zu einer Sache gezwungen werde, bin ich jeder Verantwortung enthoben, denn mein Wille wurde ausgeschaltet.

Nicht sind wir in die Welt gestellt zu Freud und Lust – zum Dulden und zum Tragen soll es sein.

Sehnsucht aus Glück, Sehnsucht aus Weh – zwei gar verschiedene Blüten eines Stammes, doch eins in ihrem Duft.

Sorge, daß dein Herz nicht immer kleiner und enger werde; spanne es aus, weite es aus, lehre es alles mit Liebe umfassen.

Einem Menschen, den man liebt, kann man alles sagen – was könnte ich auch meiner Liebe nicht sagen? Man will es auch, trotzdem ist es nie alles, was man sagen könnte.

Durch unsern Götzen, vor dem wir mit gefalteten Händen im Staube knien, wird uns Vernichtung.