Matthias Pleye Zitate

Der Himmel ist womöglich nichts als der Tod in Bilder gefaßt. Die Hölle jedenfalls ist die Vergangenheit der Menschheit in Bilder gefaßt.
Wenn die Zukunft nichts ist als die Vergangenheit, gibt es keine Gegenwart; ist die Zukunft alles außer der Vergangenheit, gibt es auch keine Gegenwart.
Zur Einbildungskraft: Auch der Autor von Krimis erdichtet Mörder, ohne selbst einer zu sein.
Die größte Dummheit der Dummen ist, daß sie glauben, klug zu sein, indem sie zugeben, dumm zu sein.
Aus jeder Nacht der Seele tritt früher oder später ein Kind mit einem Lampion hervor und lächelt Dich an und singt Dir ein Lied und führt Dich nach Haus.
Freiheit heißt, niemals alles zu wissen und also immer zu irren. Freiheit ist Irrtum – Unfreiheit im Übrigen auch. Nur neigt sie dazu, das Gegenteil von sich anzunehmen.
Menschlichkeit ist ein Kind der Liebe, möglicherweise auch des Mitleids. Doch Mitleid ist ohne Liebe nicht denkbar.
Alle Vermassung, sei sie organisiert oder wild und formlos, ist darin unmenschlich, daß sie das Auftauchen oder Weggehen des Einzelnen als bedeutendes Ereignis gar nicht mehr wahrnimmt.
Der Mensch ist kein Engel, und soll er’s dennoch werden, hängt ihm im Rücken der Dämon und harrt des Tags seiner Machtübernahme.
Das Meer lehrt, daß es möglich ist zu verdursten, obwohl man sich vor Wasser nicht retten kann.
Das Objekt der Begierde ist nicht schon das Subjekt der Liebe. Aber das Subjekt der Liebe sollte auch Objekt der Begierde sein.
Man muß die Wahrheit von ihren Kleidern befreien. Dann erblickt man Kafkas Hungerkünstler.
Der Kapitalismus ist das Konkurrenzgewimmel unzähliger Planwirtschaften der Haushalte, Unternehmen und Staaten.
Demokratie ist, wenn das Volk sich sein Puppentheater selbst zusammenstellt und nachher trotzdem mehr zahlt, als vorne angeschlagen war.
Unter Dummen ist man besser dumm als häßlich. Denn die Dummheit sehen einem die Dummen nicht an.
Man sollte in Biographien einmal die Taten ins Licht setzen, die einer seingelassen hat.
Ein Feminismus ist die Ausweitung der patriarchalischen Kampfzone mit feineren Mitteln.
Wenn man moralische Handlungen verböte, würde es ihrer vielleicht mehr geben als jetzt, da man sie zu fördern trachtet.
Der Mensch ist nicht absurd, seine Handlungen auch nicht. Aber das Verhältnis des Menschen zu seinen Handlungen strotzt vor Absurdität.
Das Geld, einst ersonnen zu praktischem Nutzen, versklavt heute die ganze Welt. Wir sollten es endlich wieder auf seine ursprüngliche Rolle stutzen.
Jede Lebensstufe, die man bewältigt, wirkt im Rückblick lächerlich. Das ist der Hochmut des Siegers, der die Anstrengung, die ihn sein Triumph kostete, gern ins Gegenteil umdichtet.
Zwischen Krieg und Frieden gibt es keinen Kompromiss, denn jeder Kompromiss würde Krieg bedeuten.
Der meiste Streß im Leben kommt daher, daß man sich gezwungen meint, in Konkurrenz zu anderen sich zu denken, statt mit Spaß und Freude seine Sache zu betreiben.
Man hüte sich vor Leuten, die beifällig den Leib hinhalten, wenn man ihnen feindliche Testpfeilchen schickt.
Es mag sein, daß manche Strafe ihren guten Sinn hat. Daraus folgt aber nicht, daß irgendjemand das Recht zu strafen hat.
Unsere Lebenswelten wirken nach außen oft so rein und unbefleckt, daß als Beschmutzendes eigentlich nur noch der Mensch entfernt werden müßte.
Still wird der, welcher die Stimmen draußen gegen die Stimmen im Innern tauscht. Wer auch die nicht hört, ist tot – oder erlöst.
Manche zertreten eine Mücke und haben Schuldgefühle. Und manche zertreten 25 Menschen und zweifeln an Gottes Gerechtigkeit, wenn sie einen Schnupfen bekommen.
Hat man nicht das gesamte Leben umsonst bekommen? Was soll man dann knausern mit der Zeit? Ein Mann, der im Lotto sechs Richtige hat und danach jeden Pfennig sechsmal umdreht: Wie nennt man den?