Miguel de Unamuno Zitate

Es gibt keine schlimmere Intoleranz als die der Vernunft.

Das Vollendete, das Perfekte, ist der Tod, und das Leben kann nicht sterben.

Unruhe ist die erste Menschenpflicht.

Das Glück ist eine Sache, die man fühlt und erlebt, es läßt sich nicht definieren und durch Vernunft erklären.

Je mehr der Mensch leidensfähig, das heißt tieferen Kummers fähig ist, desto mehr ist er Mensch.

In der ersten Lebenshälfte lacht meistens das Heute über das Gestern, ja sieht wohl gar verächtlich darauf hinab, in der zweiten hingegen mehr und mehr mit Neid darauf zurück.

Die Erinnerung beruht auf der Basis der einzelnen Individuums, die Überlieferung auf der der Allgemeinheit.

Nur mit dem Unmöglichen als Ziel kommt man zum Möglichen.

Die einzige Art der Erforschung der weiblichen Physiologie ist die Ehe. Ein unverheirateter Mann wird nie imstande sein, die Seele der Frau zu erkennen.

Eine gewisse Anzahl von Müßiggängern ist notwendig zur Entwicklung einer höheren Kultur.

Die zeitgenössische geistige Welt ist von einem wahnwitzigen Drang nach Originalität ergriffen, und jeder einzelne sucht die in etwas anderem. Wir wollen lieber mit Geist irregehen, als tölpelhaft die Wahrheit sagen.

In einem Volk, bei dem viel gearbeitet wird, ist die Arbeit meist schlecht verteilt; dort gibt es mehr Leute, die viel arbeiten, damit die anderen faulenzen können.

Nur indem man das Unerreichbare anstrebt, gelingt das Erreichbare. Nur mit dem Unmöglichen als Ziel, gelingt das Mögliche.

Ein Problem setzt nicht so sehr eine Lösung voraus, im analytischen oder auflösenden Sinne, als vielmehr eine Konstruktion, eine Kreation. Es löst sich im Tun.

Wärme, Wärme, mehr Wärme. Denn wir sterben an der Kälte und nicht an der Dunkelheit. Nicht die Nacht tötet, sondern der Frost.

Die Wissenschaft ist ein Friedhof toter Ideen.

Die beste Art von Mnemotechnik ist, ein Notizbuch in seiner Tasche zu haben.

Der Verstand einigt uns und die Wahrheiten trennen uns.

Der Mensch arbeitet, um Arbeit zu vermeiden, er arbeitet, um nicht zu arbeiten. Es ist unglaublich, welche Arbeiten der Mensch auf sich nimmt, nur um nicht arbeiten zu müssen.

Nur durch das Leben selbst lernt man zu leben, und deshalb muß jeder Einzelne die Lehrzeit des Lebens von neuem beginnen.

Der größte Narr ist der, der in seinem Leben noch nie eine Torheit begangen hat.

Das Paradoxon ist das schärfste und wirksamste Mittel, den Verschlafenen und Zerstreuten die Wahrheit zu vermitteln.

Denken, das ist mit sich selber sprechen.

Der Krieg wird jetzt den Franzosen beweisen, daß man für die Ewigkeit und für alle leben muß, nicht aber sein Leben leben. "Il faut vivre sa vie" ist die größte Gotteslästerung.

Ein Vorteil am Nicht-Glücklich-Sein ist, dass man sich das Glück herbeisehnen kann.

Und wenn die Geschichte nichts als das Lachen Gottes wäre? Jede Revolution eine seiner Lachsalven?

Die meisten, die denken, sie würden ihre Meinung ändern, haben nie eine gehabt.

Das Volk glaubt nämlich nicht an sich selbst. Und Gott schweigt. Hierin liegt der Grund der universellen Tragödie: Gott schweigt. Und er schweigt, weil er Atheist ist.

Du hebst mich empor, kastilinische Erde.

Ist der Weg nicht schon Heimat?

In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.

Die Wissenschaft ist ein Kirchhof abgestorbener Ideen, wenn sie auch Leben spendet.

Gebet: Die Luft, an die wir uns nur in dem Moment erinnern, wenn wir nicht mehr atmen können.

Der Gedanke fühlt und das Gefühl denkt.

Es ist besser, zu wenig Vernunft als zu viel zu haben.

Es gibt kleinliche Geister, die da behaupten, es sei besser, ein sattes Schwein zu sein als ein unglücklicher Mensch.

Wahre Wissenschaft lehrt vor allem, zu zweifeln und unwissend zu sein.

In ihrer strengsten Auslegung bedeutet Krieg die Zustimmung zum Morden.

Selbst die vergessenen Eindrücke beleben mein Denken von der Vergessenheit aus, denn auch die Vergessenheit ist etwas Positives, wie das Schweigen und die Dunkelheit.

Wir merken vor allem dann, daß wir eine Psyche haben, wenn sie uns bedrückt.

Die Liebe ist das Kind der Illusion und die Mutter der Desillusion.

Ewigkeit. Dieses ist unser Sterben; der Durst nach Ewigkeit ist es, den die Menschen unter sich Liebe nennen. Wer liebt, der will sich in dem anderen verewigen. Was nicht ewig ist, das ist auch nicht wirklich.

Der Mut, der Lächerlichkeit zu trotzen, ist es, den wir am meisten brauchen.

Die Seele ist ein Quell, der sich in Tränen offenbart. Wer nicht weint, weiß nicht, daß er eine Seele hat.

Glaube ohne Zweifel ist ein toter Glaube.

Das Dasein braucht keine Berechtigung, es ist über allem.

Gott gebe dir keinen Frieden, doch seine Herrlichkeit.

Die Ameise! Bah, das ist eines der heuchlerischsten Tiere, die es gibt. Sie tut nichts anderes, als daß sie spazieren geht, und doch will sie uns aufbinden, daß sie arbeite.