Zitate von Oscar Wilde
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Die Bücher, die von der Welt unmoralisch genannt werden, sind Bücher, die der Welt ihre eigene Schande zeigen.

Es sind nicht die Vollkommenen, sondern die Unvollkommenen, welche der Liebe bedürfen. Wurde einem eine Wunde zugefügt, sei es durch die eigene oder durch fremde Hand, dann sollte die Liebe herannahen und ihm Heilung schenken – aus welchem Grunde sonst existierte die Liebe?

Man sollte Anteil nehmen an der Freude, der Schönheit, der Farbigkeit des Lebens. Je weniger man von den Schattenseiten des Lebens spricht, desto besser.

Die Selbstbezichtigung ist auch eine Art Luxus. Wenn wir uns selbst die Schuld geben, glauben wir, niemand sonst habe das Recht, uns die Schuld zu geben.

Fußball mag ein durchaus passendes Spiel für harte Mädchen sein, als Spiel für feinsinnige Knaben ist er wohl kaum geeignet.

In früheren Zeiten bediente man sich der Folter. Heutzutage bedient man sich der Presse. Das ist gewiß ein Fortschritt. Aber es ist auch ein großes Übel; es schädigt und demoralisiert uns.

Mit der Fähigkeit für eine Leidenschaft begabt zu sein und diese Leidenschaft nicht zu durchleben, heißt, sich selbst um die Rundung und Fülle seines Wesens zu bringen.

Man sollte das Leben in seiner ganzen Fülle und Schönheit schlürfen, ohne sich die Einzelheiten vor Augen zu stellen. Einzelheiten sind immer gemein.

Eine feinfühlige Person ist eine Person, die immer anderen auf die Füße tritt, weil sie selbst Hühneraugen hat.

Ah, ohne Liebe ist das Leben nicht besser als der unbehauene Stein im Steinbruch, bevor der Bildhauer ihm Gott eingefügt hat.

Die Note der vollkommenen Persönlichkeit ist nicht die der Rebellion, sondern die des Friedens.

Der Jugend gehört die Welt. Im mittleren Alter hat man nur noch Verpflichtungen. Im Alter landet man in der Abstellkammer des Lebens.

Es ist albern, Menschen in gut oder schlecht zu gruppieren. Menschen sind entweder charmant oder langweilig.

Anfangs lieben Kinder ihre Eltern; wenn sie älter werden, halten sie Gericht über sie; selten, wenn überhaupt, verzeihen sie ihnen.

Ich verabscheue meine Verwandtschaft. Das kommt vermutlich daher, daß unsereins es nicht ausstehen kann, wenn andere Leute dieselben Fehler haben wie wir.

Intellektuelle Verallgemeinerungen sind stets interessant, aber moralische Verallgemeinerungen bedeuten absolut nichts.

Der Intellekt ist eine Art Übertreibung. In dem Augenblick, wenn sich einer hinsetzt, um zu denken, wird er ganz Nase oder Stirn oder sonst etwas Schreckliches.

Fragen zu stellen lohnt sich immer – wenn es sich auch nicht immer lohnt, sie zu beantworten.

Ich bin, offen gesagt, kein Freund langer Verlöbnisse. Sie geben den Brautleuten Gelegenheit, ihren Charakter schon vor der Hochzeit zu entdecken, was, wie ich meine, niemals ratsam ist.

Wie wenig Mitleid erfahren in dieser bösen Welt wir Frauen; die Männer locken uns zum Abgrund und fliehn uns, wenn wir stürzen.

An dem Manne liebe ich es, wenn er seine Zukunft vor sich hat, an der Frau, wenn sie eine Vergangenheit hinter sich hat.

Die Frauen haben es auf dieser Erde viel besser als die Männer. Ihnen sind viel mehr Dinge verboten.

Die Entwicklung des Menschen schreitet langsam voran. Die Ungerechtigkeit der Menschen ist groß. Es war notwendig, das Leiden als eine Form der Selbstverwirklichung darzustellen.

Prüfungen sind von A bis Z ein Humbug. Entweder man ist Gentleman, dann weiß man alles, was man braucht, oder man ist kein Gentleman, dann schadet einem alles, was man weiß.

Die Liebe der Frau wird durch das Betören des Ohrs, die Liebe des Mannes durch das Bezaubern des Blicks gewonnen; doch bezweifle ich, daß der Mann überhaupt zu lieben vermag.

Es ist eine gefährliche Sache, einer Frau zu begegnen, die einen durch und durch versteht. So etwas läuft immer in eine Ehe aus.

Heutzutage betrachten die meisten ihr Leben als Gegenstand der Spekulation. Es ist keine Spekulation. Es ist vielmehr ein Heiligtum. Liebe heißt sein Leitstern.

In Wirklichkeit sind Gewissen und Feigheit ein und dasselbe. Gewissen lautet nur die eingetragene Firma. Weiter gar nichts.

Es ist ein Verhängnis mit allen guten Vorsätzen. Sie werden unweigerlich zu früh gefaßt.

Alle anziehenden Leute sind immer im Kern verdorben. Darin liegt das Geheimnis ihrer sympathischen Kraft.