Zitate von Oswald Spengler
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Das Leben wird ursprünglich als Wir erlebt, als Sippe, Horde etc. Der Einzelne fühlt sich kaum als Individuum.

Das Leben, die Welt hat keinen „Zweck“: Zweck ist nur die Form menschlichen Denkens, nichts Wirkliches. Es gibt keinen „Sinn der Menschheit“ oder des Lebens, keinen moralischen Zweck [des Ganzen].

Der Verstand stellt Probleme, das Leben löst sie. Alle Verstandeslösungen sind Unsinn.

Charakter ist Verwirklichung der Idee, der inneren Form, des einmaligen So-Seins jedes Einzelwesens.

Demokratie und Plutokratie sind gleichbedeutend. Sie verhalten sich wie der Wunsch zur Wirklichkeit, wie Theorie zur Praxis, wie Erkenntnis zu Erfolg.

Demokratie ist die politische Form, in welcher von dem Bauern die Weltanschauung des Stadtmenschen gefordert wird.

Menschengeschichte ist die Wandlung der Lebenseinheit „Mensch“ auf dem Hintergrund der Wandlung der Welt.

Einen langen Krieg ertragen wenige, ohne seelisch zu verderben; einen langen Frieden erträgt niemand.

Mit einem Feuer fühlt der Mensch sich niemals allein. Die Flamme kann Gesellschaft leisten – darin steckt der Urzusammenhang zwischen Flamme und Seele.

Alles, was existiert, muß einen Namen tragen. Was nicht benannt ist, existiert nicht für den frühen Menschen.

Wir haben nicht die Freiheit, dies oder jenes zu erreichen, aber die, das Notwendige zu tun oder nichts.

Mit dem Leben zugleich ist die Sitte da, die innere Form des Lebens, die nicht sich entwickelt oder gemacht wird, sondern da ist, sobald das freibewegliche Leben da ist, das seinen eigenen Takt und Rhythmus in der Welt und gegen die Welt hat.

Moral negiert, besteht in Verboten, Ethik ist positiv, sie gibt Haltung. Wer den Instinkt dafür nicht hat, ist niedrig.

Nun, wenn durch mein ganzes Leben ein unstillbarer Hunger nach Sonne, Schönheit, Milde geht, so kommt es wohl daher, daß in dieser Gemeinschaft einander nicht verstehender Menschen, die ich „Elternhaus nennen mußte, kein Maß davon zu finden war.

Individualismus entwickelt sich aus dem Angriff, kämpfende Mikrokosmen im Makrokosmos sind Individuen.

Was wir Genie nennen, ist ein heftiges Verbrennen. Es liegt Tragik darin: die großen Männer sind wie Meteore, die sich selbst verzehren, um die Welt zu erleuchten.

Sichbewegen ist ein Tun, Bewegtwerden ein Leiden. Das Tun hat eigenen Stil, das Leiden fremden.

Ich vertrage den geistigen Umgang mit Frauen nur in kleinen Dosen. Die Klugen sind zu dumm, nur die dummen sind klug. Ein kluges Weib spricht nicht über gelehrte Dinge, ein dummes spricht nur davon.

Stil des Lebens heißt: Ethos, Instinkt, Haltung; sich so bewegen und halten, so kämpfen. Das ist der Ursinn der Sitte.

Der Bauer ist der ewige Mensch, unabhängig von aller Kultur, die in den Städten nistet. Er geht ihr voraus, er überlebt sie, dumpf und von Geschlecht zu Geschlecht sich fortzeugend.

Die Schrift ist das große Symbol der Ferne, also nicht nur der Weite, sondern auch und vor allem der Dauer, der Zukunft, des Willens zur Ewigkeit.

Immer wieder das niederschmetternde Gefühl, minderwertig zu sein. Angst vor jeder Art von Bindung.

Der tiefe Mensch hat Ethik, weil er sie in sich fühlt, als eigene Forderung an sich selbst.

An den Leib zu denken, die Seele als Akzidens empfinden – das war immer der Anbruch des Endes.