Oswald Spengler Zitate
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Es gibt einen natürlichen Rangunterschied zwischen Führern und Geführten des Lebens. Er ist schlechthin vorhanden und wird in gesunden Zeiten und Bevölkerungen unwillkürlich anerkannt.
[Es] tritt der Unterschied von Tatsachen und Wahrheiten ans Licht. Eine Tatsache ist etwas Einmaliges, das wirklich da war oder da sein wird. Eine Wahrheit ist etwas, was nie verwirklicht zu sein braucht, um als Möglichkeit zu bestehen.
Sichbewegen ist ein Tun, Bewegtwerden ein Leiden. Das Tun hat eigenen Stil, das Leiden fremden.
Der Stein ist das große Sinnbild des Zeitlosgewordenen. Raum und Tod scheinen in ihm verbunden.
Hätte ich Freunde gehabt, denen ich mich mitteilen konnte, ich wäre heute anders. Ich hätte meine wichtigsten Dinge längst gesagt. Sie hätten mich nicht so fürchterlich niedergedrückt. Ich werde an den Folgen meiner Einsamkeit sterben.
Einem Menschen, der eine große Aufgabe auszuführen hat, kann kein Unglück zustoßen, solange er seine Bestimmung nicht vollendete.
Jetzt zählt nur der Mensch, der etwa wagt, der den Mut hat, die Dinge zu sehen und zu nehmen wie sie sind.
Stil des Lebens heißt: Ethos, Instinkt, Haltung; sich so bewegen und halten, so kämpfen. Das ist der Ursinn der Sitte.
Liebe ist Glut, Haß ist Kälte. Sehnsucht und Angst sind Feuer und Eis. Die ganze Welt der Gefühle liegt dazwischen.
Kühle Urteilskraft ist die Wortlose Fähigkeit, Sinneseindrücke und Handlungen zu einer Einheit zu fassen.
Der Weg der Lebensgestaltung (der sogenannten „Entwicklungsgeschichte“) ist ein Drängen nach Freiheit.
Was ich geworden bin, meinen Scharfblick etc., verdanke ich jener niederdrückenden falschen Erziehung meines Vaters, und also meine Schüchternheit, die meine Jugend zu einer Qual machte.
Ist der Mensch ein infantiler Typus? [Menschen]kinder sind wehrlose [Geschöpfe, und zwar] jahrelang.
Mit einem Feuer fühlt der Mensch sich niemals allein. Die Flamme kann Gesellschaft leisten – darin steckt der Urzusammenhang zwischen Flamme und Seele.
Die Europäer werden in den nächsten 50 Jahren eine tiefe Verwandlung ihres Charakters durchmachen, und diese Verwandlung wird das Schicksal ihrer Kultur bestimmen.
Der Raum (die Welt) ist allen gemeinsam – es ist nicht meine, sondern unsere Welt. Aber jeder hat seine Zeit.
Die moderne Reinlichkeit ist ein Zeichen kranker Sinne, der physische Ekel vor anderen Menschen, vor Gesichtern und Händen.
Durch die Hand ist der Mensch das einzige Wesen der Tat geworden. Alle anderen haben kein Organ dafür. Schnabel, Gebiß, Klauen, Hörner – was ist das alles gegen die schöpferische Hand?
Schicksal ist der Wille von außen, Wille ist das Schicksal von innen. Weltwille ist die Ordnung der Natur.
Eine Ehe, in der Kinder nicht gewünscht oder nicht vermißt werden, ist ein Konkubinat eines männlichen und weiblichen Junggesellen.
Der Aphorismus ist im Augenblick entstanden und vollendet… Wird er als schlecht empfunden, so verdirbt er doch nicht das Gedächtnis einer ganzen Sammlung.
Immer wieder das niederschmetternde Gefühl, minderwertig zu sein. Angst vor jeder Art von Bindung.
Wenn ich mein Leben betrachte, ist es ein Gefühl das alles, alles beherrscht hat: Angst. Angst vor der Zukunft, Angst vor Verwandten, Angst vor Menschen, vor Schlaf, vor Behörden, v. Gewitter, v. Krieg, Angst, Angst.
Mit dem Leben zugleich ist die Sitte da, die innere Form des Lebens, die nicht sich entwickelt oder gemacht wird, sondern da ist, sobald das freibewegliche Leben da ist, das seinen eigenen Takt und Rhythmus in der Welt und gegen die Welt hat.
Der tiefe Mensch hat Ethik, weil er sie in sich fühlt, als eigene Forderung an sich selbst.
Einen langen Krieg ertragen wenige, ohne seelisch zu verderben; einen langen Frieden erträgt niemand.
Allzu viel Bewußtheit tötet den echten Willen, den instinktiven Drang zur Tat und läßt nur das bloße Wollen zurück.