Otto Ludwig Zitate
Das Volk gleicht einer blinden Naturmacht, weil die Zahl die Verantwortung teilt und unmöglich macht. Was jeder Einzelne für sich nicht wagt, das wagen sie zusammen. So teilen sie sich in die Verantwortung und auf keinen kommt so viel, ihn zu verdammen.
Otto LudwigDer Wille ist der entschiedenste Antagonist der Phantasie, er vermag gar nichts, sie zu reizen.
Otto LudwigDer Mann, der zu praktischem Tun aufgelegt, wird selten eine große Phantasie haben, der Phantasiemensch zu praktischem Tun weder Lust noch Geschicklichkeit zeigen.
Otto LudwigDie tiefste und neuste Wahrheit, die heute das Gehirn eines Weisen gebar, hat morgen ihren Stand auf der Zungenspitze jedes Toren und muß sich gefallen lassen, was Witz ohne Urteil aus ihr macht.
Otto LudwigMensch, du armer Lebengehetzter, Ewig hoffender, Ewig getäuschter Tantalus.
Otto LudwigIhr wollt mit Gewalt; so müßt ihr mit Gewalt erhalten, was ihr gewaltsam gebaut.
Otto LudwigWeisheit, du wirst Unsinn Im Mund des Schwärmers!
Otto LudwigEs ziert ein Schmuck die Schönheit nur allein, die schön genug ist, auch den Schmuck zu zieren.
Otto LudwigNenne mich erfüllte Sehnsucht, nenne mich Ruf deiner Lieben, nenne mich die Stille Abendfeier vor der Ruhe der Nacht. Nenne mich das stille Erbleichen der Sterne, eh‘ hervortritt ein schönerer Tag: Menschen nennen mich der Tod.
Otto LudwigDie Zeit malt anders als die Erinnerung. Die Erinnerung glättet die alten Falten, die Zeit malt neue hinzu.
Otto LudwigDes Dichters höchste Gebot ist poetische Wahrheit.
Otto LudwigAlt, uralt ist die Wahlverwandtschaft zwischen der Hefe und dem Schaum.
Otto LudwigEin Bild wird erst durch den Beschauer fertig. So ist’s mit Büchern auch. Ein Buch ist schlecht, wenn’s nicht den rechten Leser findet, der im Lesen erst es fertig macht. Es liest kein Leser mehr heraus, als er hineinliest. Dem andern ist dasselbe Buch ein andres.
Otto LudwigDer jedem Ding sein volles Recht antun will, der kann’s keinem.
Otto LudwigDer große Schmerz stählt und veredelt die Kräfte, die abwehrend gegen ihn in uns aufstehen; die kleinen Sorgen Empfindlichkeiten, Kränkungen der Eitelkeit sind es, die uns allmählich, aber sicher aufreiben.
Otto LudwigDen Schmerz vertraut man nur dem Freund; das Glück teilt man mit jedem.
Otto LudwigWerde nie so reich an Geist, daß du arm würdest am Herzen.
Otto LudwigSchämen, was heißt das? Bereuen, dass man schwach war? So muss man sich des Schämens schämen; denn eine Schwäche bereuen, ist erst recht eine Schwäche. Das heißt die Schwäche autorisieren.
Otto LudwigEs liest Kein Leser mehr heraus, als er hinein liest. Dem andern ist dasselbe Buch ein anders.
Otto LudwigGlück ist wie die Sonne. Ein wenig Schatten muß sein, wenn es dem Menschen wohl werden will.
Otto LudwigUnser Reden von Humanität ist unerquicklich ohne Tat. – Es ist unendlich schwerer, einen einzigen Menschen glücklich zu machen, als ein ganzes Leben lang für die Menschheit zu schwärmen.
Otto LudwigJede Kunst schließt ein Handwerk in sich ein; das Handwerk der Kunst nenne ich den Teil derselben, der gelehrt und gelernt werden kann; wo das Handwerk aufhört, da beginnt erst die eigentliche Kunst.
Otto LudwigDes Glückes Ohren sind taub.
Otto LudwigSein Schicksal kann keinem entgehen, sollte man sagen, nicht seinem Schicksal kann keiner entgehen; denn nicht das Schicksal fängt den Menschen; der Mensch jagt nach seinem Schicksal.
Otto LudwigSiehst du, daß andere falsch sind, sei du selbst gerecht, so mußt an der Gerechtigkeit du nie verzweifeln, und behältst die Tatkraft ungebrochen.
Otto LudwigLaß dich vom Verstande leiten, aber verletze nicht die heilige Schranke des Gefühls.
Otto LudwigWunderbar ist es, daß der Mensch auch in Meinungen durch Gesellschaft, durch Beistimmen und Gutheißen sich gestärkt fühlt.
Otto LudwigDie wahre Poesie muß sich ganz von der äußeren Gegenwart loslösen, sozusagen von der wirklichen Wirklichkeit. Sie darf bloß das festhalten, was dem Menschen zu allen Zeiten eignet: seine wesentliche Natur, und muß dies in individuelle Gestalten kleiden, d.h. sie muß realistische Ideale schaffen.
Otto LudwigEs ist schon gut, wenn sich einer einmal in der Einsamkeit auf sich selber besinnt, aber er darf kein Stadeltor zwischen sich tun und die Welt. Denn in die Welt und unter die Menschen ist er hineingeschaffen und dahinein gehört er auch.
Otto LudwigHalbes Studium ist gefährlicher als die rohe Unbefangenheit des Talents.
Otto LudwigIm Gedanken Heimat umarmen sich all unsere guten Engel.
Otto LudwigDer Mensch soll nicht sorgen, daß er in den Himmel, sondern daß der Himmel in ihn komme. Wer ihn nicht in sich selber trägt, der sucht ihn vergebens im ganzen All.
Otto LudwigWo das feige Gewissen den Menschen im Stiche gelassen, kehrt es wieder, um zu strafen, was es nicht verhinderte.
Otto LudwigStete Sonne des Glückes Härtet den Boden: Suche nicht Hilfe bei Glücklichen.
Otto LudwigMan lässt die Religion den Fanatismus und die Heuchelei entgelten, aber diese liegen in der menschlichen Natur selbst; die Freiheit hat auch beides und es ist einerlei, ob der Vorwand, Menschen zu morden, mit der Firma „Ungläubige“ oder „Aristokraten“ gerechtfertigt werden soll.
Otto LudwigDer Mensch gibt ebenso schwer eine Furcht auf als eine Hoffnung.
Otto LudwigO, suche nie dein Gück im Weltgewimmel: je tiefer in dich zurück, je höher im Himmel.
Otto LudwigDer Affekt ist eine Unmacht des Menschen über sich selbst; die Leidenschaft dagegen ist eine stetige Konzentrierung der Kraft der Menschen über sich selbst und dadurch über andere.
Otto LudwigNur das Glück ist ein Glück, das man sich selber denkt.
Otto LudwigDie Menschen wissen nicht, was sie tun, wenn sie sagen: Ich tu’s ja nur dies eine Mal. Sie wissen nicht, welch wohltätigen Zauber sie zerstören. Daß einmal nie einmal bleibt.
Otto LudwigDas Höchste, wozu er sich erheben konnte, war, für etwas rühmlich zu sterben; jetzt erhebt er sich zu dem Größern, für etwas ruhmlos zu leben.
Otto LudwigEs ist unglaublich, was solch eine Phrase tut. Je hohler, desto klingender. Wer den Kopf nicht überzeugen kann, der muß die Ohren gewinnen.
Otto LudwigWem Edles soll gelingen, muß selber edel sein.
Otto Ludwig