Otto Weiß Zitate
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Über die Freuden des Alters könnte selbst ein Gelehrter keine weitschweifige Abhandlung schreiben.
Im Streit, da kommt mancher immer wieder auf das zurück – wovon er durchaus nicht sprechen wollte.
Jemand sagte: Es ist das Aeußerste, was man von den Leuten verlangen kann, daß sie einem wenigstens das Gute gönnen, von dem sie profitieren.
Ist’s nicht sonderbar? Die Menschen schämen sich weit öfter, Gefühle zu zeigen, als Gefühle zu heucheln.
Gewisse Mißbräuche ärgern den Satiriker so sehr – daß er sich hinsetzt und vergnügt darüber schreibt.
Zur Konversationskunst: Gewisse Redensarten sind so nichtssagend, daß man sie überall anbringen kann.
Das vergessen die Leute oft: Wenn man das Gewünschte zu spät bekommt, ist es nicht mehr das Gewünschte.
In Dingen, die wir nicht kennen, sind wir oft auf das Urteil jener angewiesen – die sie auch nicht kennen.
Glaubt mir: Eine gerechte Sache ist immer am besten bei jenen aufgehoben, die von ihr profitieren.
Wem täte es nicht leid, wenn er andern unabsichtlich schadet? – und gar erst, wenn er ihnen unabsichtlich nützt?
Wie leicht es doch manchem fällt, zu entscheiden, welche von zwei Ansichten die richtige ist – wenn beide falsch sind.
Mehr Männer, als man glaubt, haben ein zartes Schamgefühl: nur schämen sie sich, es vor Frauen zu zeigen.
Wie witzig gewisse Leute sind, merkt man daran: Sie lachen – während sie langweilig sprechen.
Gar mancher schlägt sich mit einem Mann herum – und ahnt nicht, daß er sich mit dessen Frau herumschlägt.
Für manche Kritiker: Das Licht beleuchte den Gegenstand so, daß man auch diesen sieht – nicht bloß das Licht.
Merkwürdige Selbsterkenntnis: Sobald gewisse Leute jemand als einen der Ihrigen betrachten, behandeln sie ihn geringschätzig.
Der Sprachgebrauch wechselt. Jetzt sagt man: „Individualität“ – „Übermensch“ – „Renaissance-Natur“. Früher sagte man: „Egoist“ – „Schuft“ – „Bestie“.
In so manchen Staaten sind alle Bürger vor dem Gesetz gleich; vor dem Gesetz – nicht vor dem Gericht.
Mnemotechnisches: Durch die Mühe, die man sich gibt, gewisse Dinge zu vergessen, prägen sie sich dem Gedächtnis desto besser ein.
Unsere Feinde sollen wir lieben?… O, wären wir erst so weit, daß wir unsere Freunde liebten!
Im Wesen manches Menschen liegt etwas Schüchternes – das sich erst, wenn man öfter mit ihm verkehrt, in Frechheit verwandelt.
Dies und jenes fehlt der Frau so lange nicht – bis sie bemerkt, daß eine ihrer Freundinnen es hat.
Wie unglücklich fühlt sich manch lediger Mann! Schon jahrelang sucht er eine Frau nach seinem Sinne; aber – o Schicksalstücke! – ihm bietet sich stets nur eine, die zu ihm paßt.