Zitate von Paul de Lagarde
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Das Ideal ist kein Leckerbissen, sondern tägliches Brot. Daraus ergibt sich für mich die Folgerung, daß die Idealität aus den Dingen des alltäglichen Lebens erwachsen muß.

Die Idee und das Ewige sind das Maßgebende, nicht irgendein Mensch und nicht irgendeine Zeit.

Der eigentliche Beweis für die Ewigkeit der Seele liegt nicht in Ahnungen, sondern in dem Plane, welcher im Leben jedes die Richtung auf das Gute einschlagenden Menschen sichtbar wird. Diesem Plan nachsinnen, und sich hingeben, das heißt fromm sein und verbürget ewiges Leben.

Wie ein Vogel nachts, wenn durch seine Träume die Strahlen des neuen Tages leuchten, im Schlafe wenige klagendfrohe Tönen dem warmen Glanze entgegensingt, um danach, den Kopf unter den Flügeln, weiterzuschlafen, so ahnt der Mensch im Erdenleben dann und wann der Ewigkeit Freuden.

Für eine Idee braucht man keinen Krieg zu führen: Ideen kommen ohne Pulver und Blei durch die Welt.

Was mit den vom Leben erzogenen Seelen werden soll, ist Gottes Geheimnis: Nach dem Tode ist auch noch ein Leben, und die Ewigkeit dauert lange.

Immer von neuem die Mission seiner Nation erkennen, heißt sie in den Brunnen tauchen, der ewige Jugend gibt; immer dieser Mission dienen, heißt höhere Zwecke erwerben und mit ihnen höheres Leben.

Die Kirche Roms hat durch die Einführung des Weihnachtsfestes das Christenthum gerettet.

Gott fragt, damit du Antwort gebest. Gott drückt, damit du dich erhebest. Wenn vor dir ein Geheimnis schweigt, so heißt es nur: Du sollst ergründen.

Wir besitzen nur, was wir täglich neu erwerben; wir vermehren unseren Besitz nur, wenn wir durch Abstoßen des verbrauchten Materials früherer Tage seinem Wachstum Platz schaffen.

Der Geist illuminiert gewisse Dinge mit einer Strahlenkrone. Und es ist ziemlich nebensächlich, was diese Dinge sind. Er hat einen goldglänzenden Nebel zur Verfügung, mit dem er alles überzieht, was seine wohlwollende Aufmerksamkeit erweckt.

Alle Mängel im menschlichen Leben sind keine Veranlassung zu weinerlicher Klage, sondern eine Aufgabe.

Es gibt Augenblicke im Leben eines Menschen, in welchen er eines Planes gewahr wird, der durch sein Dasein hindurchgeht, eines Planes, den nicht er entworfen hat, dessen Gedanke ihn gleichwohl entzückt, als habe er ihn selbst erdacht.

Es sollte hier nicht brennen, sagst du; es sollte hier keine Unordnung sein. Seltsamer Mensch, so gib dich ans Löschen und lege Hand an, Ordnung zu schaffen.

Nur wer im Kleinen seine Pflicht erfüllt, hat ein Recht, im Großen beispielhaft zu wirken.

Deutschland kann nur einig werden durch gemeinsame Arbeit, vorausgesetzt, daß diese Arbeit die ganze Nation in Anspruch nimmt.

Wir müssen so viel wie möglich Geschlossenheiten hervorrufen, Heimaten, die man nicht vergißt.

Das Ideal ist nicht über den Dingen, sondern in den Dingen: wie Gott nicht bloß sonntags von neun bis elf in der Kirche, sondern jederzeit und überall ist und gefunden werden kann.

Möge Deutschland nie seine Größe und sein Glück auf anderen Grundlagen erbauen wollen als auf der Gesamtheit aller seiner zur vollsten Ausbildung der in jedes einzelne von ihnen gelegten Anlagen und Kräfte erzogenen Kinder, also auf so vielen Grundlagen, als es Söhne und Töchter gibt.

Jeder Mensch ist ein besonderer Gedanke Gottes, nicht bloß die Menschheit im allgemeinen.

Frei ist nicht, wer tun kann, was er will, sondern wer werden kann, was er soll. Frei ist, wer seinem anerschaffenen Lebensprinzip zu folgen imstande ist.

Die Liebe wächst an der Schönheit und der Güte, die Freiheit vom eigenen Ich und von allem Kleinlichen an der Größe, die Demut an der Kraft: mit anderen Worten, der Mensch, das heißt der Charakter, gedeiht an der Freude über das Göttliche.

Der Meißel tut weh, der aus dem empfindsamen Block den Gott herausschlägt: Je weiter aber der Stahl in seiner Arbeit vorgeschritten ist, desto stiller hält der Marmor, der sich schon über die aus der Natur entstehende Geistesgestalt freut.

Einen Menschen erziehen, heißt, seinen Willen bestimmen; ihn gut erziehen, heißt, seinen Willen gewöhnen, stets nur das Gute zu erstreben.

Bekanntlich unternimmt der Mensch zehnmal lieber eine Wallfahrt, die er mit den Beinen abmachen kann, als er sich entschließt, die geringste üble Gewohnheit abzulegen, wozu Willen gehört und nicht bloß motorische Nerven.

Das Evangelium kennt auf Erden nur ein Göttliches: die Menschenseele. Alles, was existiert, dient der Entwicklung der Menschenseele; sobald es aufhört, als in diesem Dienste stehend zu walten, ist es ein Götze.

Je bequemer der Weg eines Mannes ist, desto weniger leistet er. Je schwerere Aufgaben einem Volke gestellt sind, auf eine desto höhere Stufe steigt dies Volk.

Jeder Mensch hat die Chance, mindestens einen Teil der Welt zu verbessern, nämlich sich selbst.

Es ist das Glück guter Menschen, daß sie durch ihr bloßes Dasein einen Tempel um sich bauen, indem der Stumpfeste andächtig, der Härteste weich wird.

Das ist unumstößlich gewiß, daß die Zukunft der irdischen Geschicke, die Zukunft Deutschlands, an dem einzelnen Menschen hängt, nicht an den Massen. Alles liegt an den Menschen und an nichts hat Deutschland so großen Mangel wie an Menschen.

Wem es nicht ein Genuß ist, einer Minderheit anzugehören, welche die Wahrheit verficht und für die Wahrheit leidet, der verdient nie zu siegen.

Denn ein Volk ist nur frei, wenn es aus lauter Herren besteht, da Freiheit die Achtung der Rechte anderer zu ihrer Bedingung hat und darum das Vorhandensein von Rechten anderer verlangt, um selbst existieren zu können.

Die Freude, nützlich gewesen zu sein, allein ist es, die Kraft gibt, weiterzuarbeiten.

Wahre Liebe ist heutzutage, wenn der junge Ehemann isst, was die junge Ehefrau kocht.

Der Geist Gottes weht, wie er will und wann er will: sein Kommen zu veranlassen, steht nicht in des Menschen Macht.

Ein Charakter ist der Abdruck, den das Ewige in empfänglichen Seelen zurückläßt. Ein Charakter ist nur durch Frömmigkeit zu erwerben.

Bildung ist jedem zugänglich, der den einzigen Satz festhält, daß er jeden Abend besser zu Bett gehen muß, als er morgens aufgestanden ist.

Unser Mittelstand, der von religiösen Menschen durchgehends mit Achtung spricht, will von gläubigen sehr entschieden nichts wissen.