Peter Rudl Zitate
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Der Agnostiker, den nichts hält, ist auch nur wieder ein Denker, der nichts und alles für möglich hält.
Der Geist ist wie das Moos, das den nackten Fels der Existenz ziert, keiner Wurzeln bedarf und dennoch jeden Fallwind wie schon Hochgebirgssturm unbeschadet und gipfelnah übersteht.
„Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt, das ist alles, was das Gesetz und die Propheten fordern.“ (Matth. 7.12) Dergestalt habt also Acht ihnen aus dem Weg zu gehen. Amen.
Man sollte das sogenannte Zwischenmenschliche gerade mal auf das Mindestmaß an sozialer Interaktion beschränken, das angesichts der menschlichen Unzulänglichkeiten scheinbar erforderlich ist, um nicht an etwaigen Deprivationssyndromen zu erkranken.
Humor: recht verstanden eine der vielleicht wichtigsten und anspruchsvollsten Spezialdisziplinen des Geistes und vielleicht die, welche die höchste Virtuosität erfordert.
So wie Stolz oft nur als Platzhalter für fehlende oder verlorene Würde steht, so entsteht Würde meist erst durch Überwindung des Stolzes.
Haß: eine Energieverschwendung, die aus psychohygienischer Sicht zudem einer Selbstbeschmutzung gleicht.
Gerechtigkeit ist eine auf Wahrhaftigkeit basierende Möglichkeit. Sicherlich eine sehr unwahrscheinliche, aber immerhin eine Möglichkeit.
Im Namen der Liebe sind schon unzählige Verbrechen begangen worden, wenige im Namen der Sympathie.
Die Blut- und Hodenideologie ihrer Machthaber treibt eine zunehmend entartende Menschheit schon seit Millennien in ihren Untergang. Es ist deren perverse Lust am Mißbrauch, die die Menschheitsdämmerung immer wieder hinauszögern läßt.
Wenn das Gute seinen Lohn nicht bereits längst in sich selbst trüge, gäbe es es wahrscheinlich gar nicht.
Der Zeiten laute Kränklichkeit heilt nichts so gut wie das leise Glück der Vergänglichkeit.
Die subtile Schönheit der Absurdität impliziert auch die Gebete des Agnostikers, seine zum Lachen über sich selbst befreite Verzweiflung wie schon die Irrsal jedweder Schöpfung in all ihren Schattierungen.
Jeder Form von Glauben und Wissenschaft eignet ja recht eigentlich eine hohe Affinität zum Obszönen.
Richtig verstanden sind die beiden vornehmsten Formen des Gebens zugleich die teuersten und schwierigsten: Aufgeben und Vergeben.
Wenn die Menschen überhaupt etwas bis zuletzt durchhalten, dann ist es die Scheinheiligkeit und die Heuchelei.
Angst ist ein erbärmlicher Antrieb, der sich selbst pervertiert. Im schlimmsten Fall bis zum Erfolg.
Ein negatives Empfinden von Einsamkeit ist ja nichts weiter als ein sicheres Indiz dafür, daß man sich selbst unbedingt aus dem Weg gehen will.
Leidenschaft steht bestenfalls für den blutroten Himmel des Geistes, der keine seiner Dämmerungen überdauert.
Vernunft ohne Leidenschaft beginnt vom Kopf zu stinken wie der angespülte Fisch am verlassenen Strand eines sterbenden Meeres.
Das Leben ist eine Erfindung, die der eine früher, der andere später macht. Lüge steckt immer darin.
Munchs Malerei besticht vor allem dadurch, daß sie alles andere als kopflastig ist, gleichwohl die bei ihm oft dargestellten Köpfe und Gestalten dabei randständig schön und tief sind wie Munch überhaupt Oberflächlichkeit in allem absolut fremd ist. Das macht ihn noch und gerade heute so einzigartig.
Das „Böse“ ist im Grunde langweilig bis stumpfsinnig. Unterhaltsamer dagegen, wie es dazu kam.