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Ein freier Mann ist der, den die Beleidigungen der Menschen nicht schmerzen, und ein Held ist der, welcher den Beleidigung Verdienenden nicht beleidigt.
RumiDer Sufi öffnet seine Hand dem All, um ungebunden zu verschenken, jeden Augenblick. Anders als einer, der auf der Straße um Geld zum Überleben bettelt, bettelt ein Derwisch darum, dir sein Leben zu schenken.
RumiWenn das Bild unseres Geliebten im Götzentempel ist, ist es unbedingt ein Irrtum, die Kaaba zu umschreiten. Wenn die Kaaba ihres Duftes beraubt ist, ist sie eine Synagoge. Und wenn wir in der Synagoge den Duft der Einung mit Ihm spüren, dann ist diese unsere Kaaba.
RumiBevor der Verstand sich entschließt, einen Schritt zu tun, hat die Liebe den siebenten Himmel erreicht.
RumiDies ist der Liebenden Rat; laß ihn das Herz dir berühren: Liebe schweigend, denn still sagt ihr Geheimstes die Welt.
RumiJedermann ist heute Goldgräber, aber wenn die gewöhnlichen Menschen Gold sehen, wissen sie nicht, was es ist. Vermagst du es nicht zu erkennen, so schließe dich einem Weisen an.
RumiDas Meer, das ich bin, hat sich in seine eigenen Wogen hinein ergossen. Seltsames, grenzenloses Meer, das ich bin!
RumiWenn du dir eine Perle wünschst, such sie nicht in einer Wasserpfütze. Wer Perlen finden will, muss bis auf den Grund des Meeres tauchen.
RumiMit deiner Seele hat sich meine gemischt wie Wasser mit dem Weine. Wer kann den Wein vom Wasser trennen, wer dich und mich aus dem Vereine?
RumiDie Welt ist ein Berg, und alles, was man je von ihr zurückbekommt, ist der Widerhall der eigenen Stimme.
RumiGott ist allmächtig und voll Mitleid, doch wenn du Gerste anbaust, hoffe bei der Ernte nicht auf Weizen.
RumiZu Zeiten gleicht mein Zustand einem Traume, mein Träumen erscheint ihnen als Ungläubigkeit. Meine Augen schlafen, aber mein Herz ist wach; mein Körper, der starre, ist Trieb und Kraft.
RumiKommt, kommt herein! Ich bitte euch, kommt auch ein anderes Mal. Wer ihr auch seid: Gläubige oder Ungläubige, Häretiker oder Götzenanbeter. Diese Tür ist offen für jedermann.
RumiNur wenn der Mensch des Äußeren beraubt wird wie Winter, besteht Hoffnung, daß sich ein neuer Frühling in ihm entwickelt.
RumiVerweilst du in der Welt, sie flieht als Traum, Du reisest, ein Geschick bestimmt den Raum; Nicht Hitze, Kälte nicht vermagst du festzuhalten, Und was dir blüht, sogleich wird es veralten.
RumiHitze und Kälte, Kummer und Schmerz, Schrecken und Schwäche an Besitz und Körper - dies alles zusammen bürdet uns die erhabene Weisheit auf, damit ans Tageslicht kommt, aus welchem Stoff unser Innerstes gemacht ist.
RumiDu hast eine Aufgabe zu erfüllen. Du magst tun was du willst, magst hunderte von Plänen verwirklichen, magst ohne Unterbrechung tätig sein - wenn du aber diese eine Aufgabe nicht erfüllst, wird alle deine Zeit vergeudet sein.
RumiIch kann die Rätsel alle dir der Schöpfung sagen: denn aller Rätsel Lösungswort ist mein, die Liebe.
RumiIch starb als Stein und entstand als Pflanze Ich starb als Pflanze und entstand als Tier Ich starb als Tier und ward geboren als Mensch Weshalb sollte ich mich fürchten? Was habe ich durch den Tod verloren?
RumiIst der Tod ein Mann, so soll er kommen: ich will eng an meine Brust ihn ziehn! Er bekommt von mir ein Kleid, ein buntes, ich bekomme von ihm eine farblose Seele!
RumiDer Mensch hat viele Fähigkeiten, aber das größte Talent entwickelt er bei der Vernichtung der Natur.
RumiWir sind wie eine Schüssel auf dem Wasser. Die Bewegung der Schüssel auf dem Wasser wird nicht von der Schüssel, sondern vom Wasser bewirkt.
RumiDie Liebe ist die Medizin unseres Stolzes und unserer Selbstgefälligkeit. Arzt unserer vielen Unvollkommenheiten.
RumiUm gute Sitte flehen wir zu dem Herrn! Wem sie fehlt, dem ist Gottes Gnade fern. Nicht sich bloß schadet der, dem Sitte fehlt, Nein, Feuer legt er an die ganze Welt.
RumiDie Wissenschaft erlernst du mit Hilfe der Schriften, die Kunst durch Übung, aber die Entfremdung kommt dir durch Gesellschaft zu.
RumiSo wie Gott in Mann und Frau das Verlangen gepflanzt hat, auf daß die Welt erhalten bliebe durch ihre Vereinigung, so hat Er auch jedem Teil der Welt das Verlangen nach einem anderen Teil dieser Welt eingesetzt.
Rumi