Seneca Zitate
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Es sind nicht viele, bei denen die Dankbarkeit länger dauert als das Geschenk; häufiger ist’s, daß die Gabe nicht länger in der Seele bleibt, als im Gebrauch.
Wenn einer seinem Weibe beischläft mit dem Gedanken: es sei die eines andern, so ist er ein Ehebrecher, obgleich jene keine Ehebrecherin ist.
Unwillig klagst du und willst nicht einsehen, dass bei allem, was du beklagst, nur eines von Übel ist: dein Unwillen und deine Klagen. Nur ein Unglück gibt es für einen Menschen, nämlich dass es Dinge in seinem Leben gibt, die er als Unglück ansieht.
Die Menschen glauben den Augen mehr als den Ohren. Lehren sind ein langweiliger Weg, Vorbilder ein kurzer, der schnell zum Ziele führt.
Denn die Sprache der Menschen ist ihrem Leben gleich. Talis hominibus fuit oratio qualis vita.
Was nützen einem Menschen 80 Jahre die er nutzlos verbracht hat? Er hat nicht wirklich gelebt, er hat sich nur im Leben aufgehalten und er ist nicht spät gestorben, er hat nur lange dazu gebraucht.
Eine Freude, die von außen kommt, wird uns auch wieder verlassen. Jene anderen Werte aber, die im Inneren wurzeln, sind zuverlässig und dauernd.
Unsere Gedanken brechen durch die Vesten (Festungen) des Himmels, unbefriedigt nur das zu wissen, was sichtbar ist.
Zwischen eingeladen werden und eingeladen werden ist ein Unterschied, als wie zwischen Kuss und Ohrfeigen.
„Wenn aber der Weise einen Backenstreich bekommt, was wird er dann tun?“ Was Cato tat, als er ins Gesicht geschlagen wurde: er brauste nicht auf, er rächte sich nicht für die Beleidigung, er verzieh sie nicht einmal, sondern erklärte sie für überhaupt nicht geschehen.
Die Dekadenz der Freiheit kündigt sich damit an, daß sie so lüstern wird sich auch ihren Feinden hinzugeben.
Im Grunde gibt es für die Menschen nur ein Unglück, nämlich die Umstände und Ereignisse als Unglück anzusehen.
Es ist nützlicher einige Weisheitsregeln, welche dir immer dienlich sein können, zu kennen, als viele Dinge zu lernen, welche dir nichts nützen.
Man muss darauf sehen, ob diese Leute [Wissenschaftler] die Tugend lehren oder nicht. Lehren sie dieselbe nicht, so verhelfen sie uns auch nicht dazu. Lehren sie dieselbe, so sind sie Philosophen.
Dummköpfe, die ihr seid, Überflüssigem nachzujagen, am Leben vorbeizugehen, während ihr die Mittel zum Leben aufzutreiben sucht.
Schimpflich ist es, nicht zu gehen, sondern sich treiben zu lassen und mitten im Wirbel der Dinge verblüfft zu fragen: Wie bin ich bloß hierher gekommen?
Durch die Kenntnis der Geschichte legt der Mensch seinem Leben die Lebensalter zu, welche die Menschen vor ihm lebten.
Das wirksamste Mittel gegen den Zorn ist Aufschub. Fordere vom Zorn zunächst nicht, daß er verzeihe, sondern daß er sich ein Urteil bilde.
Nur einen kleinen Teil des Lebens leben wir. Die ganze übrige Dauer ist ja nicht Leben, sondern bloß Zeit.
Wenn die Weisheit mir unter der Bedingung verliehen würde, sie in mich zu verschließen und nicht von mir zu geben – ich verschmähte sie.
Wer sich innerhalb des natürlichen Maßes hält, wird wenig von Mangel verspüren; wer aber das natürliche Maß überschreitet, von dem wird auch bei den größten Schätzen die Armut nicht weichen.
Glaube mir: es ist eine ernste Sache um die Freude. Oder meinst du, es werde irgend jemand mit unbefangener Miene, oder wie jene Lebemänner sich ausdrücken, heitern Auges den Tod verachten, der Armut die Tür öffnen, der Genußsucht Zügel anlegen und auf Ausharren im Schmerze sich gefaßt machen?
Die natürlichen Bedürfnisse haben ihre Grenzen, die aus einem Wahn entsprungenen finden kein Ende. Denn für den Wahn gibt es kein Ziel.