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Der Geistlichkeit kann man nichts selber überlassen; in der Beziehung sind sie schlimmer und tölpelhafter als die Militärs.
Stefan HeymLeiden ist kein Verdienst; das Lamm, das sich fressen lässt, stärkt die Ordnung der Wölfe.
Stefan HeymIch weiß nicht, was nach dem Exitus passieren wird. Ich habe eine große Befürchtung: gar nichts, und das wäre natürlich die langweiligste Lösung.
Stefan HeymDie Hälfte von der Wahrheit ist besser als die Verschweigung, eine Verschweigung wird dir übel genommen, und mit Recht.
Stefan HeymEs wird keine DDR mehr geben. Sie wird nichts sein als eine Fußnote in der Weltgeschichte.
Stefan HeymEs ist, als habe einer das Fenster aufgestoßen nach Jahren von Dumpfheit und Mief, Phrasengewäsch, bürokratischer Willkür und Blindheit.
Stefan HeymEs hilft einem immer zu wissen, dass es jemanden gibt, der noch elender ist als man selbst.
Stefan HeymHeirat ist nichts als die Legalisierung von Besitzrechten. Besitzrechte aber töten alle menschlichen Gefühle.
Stefan HeymWenn einer schon mit dem Strom zu schwimmen gezwungen ist, dann strebe er wenigstens danach, vorneweg zu schwimmen.
Stefan HeymWas ist überhaupt Ruhm? Heutzutage bedeutete es nur, sich zusätzlichen Gefahren auszusetzen. Die große Kunst war, die Arbeit zu machen und trotzdem am Leben zu bleiben.
Stefan HeymWas treibt uns denn, dass wir einander ständig Schmerz zufügen? Es war die gesamte Menschheit, die einander an die Kehle ging und sich gegenseitig zerkratzte, zerschnitt und zerhackte.
Stefan HeymMan schätzt das Leben nicht richtig, wen man den Tod nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hat.
Stefan HeymDie Leute meinen, das siebente Jahr ist ein kritisches, denn bereits Moses, welcher uns geführt hat aus Ägypten sagt in seinem Buch, dass nach sieben Jahren soll aufhören deine Sklaverei und du sollst herauskommen aus deinen Ketten.
Stefan HeymUnd sobald die Leute einmal die Erfahrung machen, dass der Terror sie vollkommen willkürlich trifft, verliert der Terror seine Wirkung, seinen Stachel.
Stefan HeymFurcht ist wirkungsvoller als Schmerz, unter einer Drohung leben ist schrecklicher als sterben.
Stefan HeymMacht! Die Gewissheit, dass man ein Drahtzieher ist und nicht einer, der am Draht baumelt, dass man ein Treiber ist und kein Getriebener.
Stefan HeymUnd wem nützte es, wenn ich um irgendwelcher weltbewegender Gedanken willen auf meinen Verdienst verzichtete und es anderen Lieferanten überließ.
Stefan HeymDas eine Spekulation schief gegangen war, ändert in keiner Weise die Gültigkeit der Motive.
Stefan HeymDie meisten Menschen rühren sich nicht gern, man braucht ihnen nicht viel zu geben, manchmal genügt eine Illusion, und sie werden dir sagen, ein schlechtes Leben ist besser als gar kein Leben.
Stefan HeymEin Weib, ein törichtes, kann mehr Fragen stellen, wie beantworten können zehn weise Männer.
Stefan HeymEs gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des Lebens, dass der Mensch immer bissiger wird, je weniger Zähne er hat.
Stefan HeymGanz gleich, wie lange einer lebt, immer glaubt er, das morgen der Tag ist, an dem das große Erlebnis beginnt.
Stefan HeymDas Leben eines Sklaven mag keinen Wert mehr haben, aber in den Augen des Sklaven ist auch niemandes anderen Leben von Wert.
Stefan HeymSämtliche Gesetze der menschlichen Gesellschaft entstammen der Furcht: Furcht, das jemand kommen und Besitz, Eigentum, Macht rauben könnte.
Stefan HeymDiese ganze Welt, in der die Menschen sich zu Millionen umbrachten, war ein Produkt der Furcht.
Stefan Heym