Stefan Heym Zitate
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Ein Weib, ein törichtes, kann mehr Fragen stellen, wie beantworten können zehn weise Männer.
Die Leute meinen, das siebente Jahr ist ein kritisches, denn bereits Moses, welcher uns geführt hat aus Ägypten sagt in seinem Buch, dass nach sieben Jahren soll aufhören deine Sklaverei und du sollst herauskommen aus deinen Ketten.
Für Ironie haben Weiber kaum ein Gespür, die Weiber glauben, wenn sie was ernst nehmen, nehmen es die anderen auch ernst.
Es ist, als habe einer das Fenster aufgestoßen nach Jahren von Dumpfheit und Mief, Phrasengewäsch, bürokratischer Willkür und Blindheit.
In Fragen Krieg und Frieden muss man sich bekennen, nicht weil man ein Held sein möchte oder ein Märtyrer, sondern wegen des allmorgendlichen Blicks in den Rasierspiegel.
Man schätzt das Leben nicht richtig, wen man den Tod nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hat.
Ganz gleich, wie lange einer lebt, immer glaubt er, das morgen der Tag ist, an dem das große Erlebnis beginnt.
Und wem nützte es, wenn ich um irgendwelcher weltbewegender Gedanken willen auf meinen Verdienst verzichtete und es anderen Lieferanten überließ.
Was treibt uns denn, dass wir einander ständig Schmerz zufügen? Es war die gesamte Menschheit, die einander an die Kehle ging und sich gegenseitig zerkratzte, zerschnitt und zerhackte.
Bestehen wird nur ein Staat, der glaubwürdig ist, mit einer Regierung, der man vertraut.
Und sobald die Leute einmal die Erfahrung machen, dass der Terror sie vollkommen willkürlich trifft, verliert der Terror seine Wirkung, seinen Stachel.
Ich weiß nicht, was nach dem Exitus passieren wird. Ich habe eine große Befürchtung: gar nichts, und das wäre natürlich die langweiligste Lösung.
Frauen hassen stärker als Männer, weil Frauen im allgemeinen schwächer sind und ihren Hass nicht immer in die entsprechende Tat umsetzen können.
Es gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des Lebens, dass der Mensch immer bissiger wird, je weniger Zähne er hat.
Diese ganze Welt, in der die Menschen sich zu Millionen umbrachten, war ein Produkt der Furcht.
Die meisten Menschen rühren sich nicht gern, man braucht ihnen nicht viel zu geben, manchmal genügt eine Illusion, und sie werden dir sagen, ein schlechtes Leben ist besser als gar kein Leben.
Das Leben eines Sklaven mag keinen Wert mehr haben, aber in den Augen des Sklaven ist auch niemandes anderen Leben von Wert.
Was ist überhaupt Ruhm? Heutzutage bedeutete es nur, sich zusätzlichen Gefahren auszusetzen. Die große Kunst war, die Arbeit zu machen und trotzdem am Leben zu bleiben.
Macht! Die Gewissheit, dass man ein Drahtzieher ist und nicht einer, der am Draht baumelt, dass man ein Treiber ist und kein Getriebener.
Furcht ist wirkungsvoller als Schmerz, unter einer Drohung leben ist schrecklicher als sterben.
Wenn einer schon mit dem Strom zu schwimmen gezwungen ist, dann strebe er wenigstens danach, vorneweg zu schwimmen.
Heirat ist nichts als die Legalisierung von Besitzrechten. Besitzrechte aber töten alle menschlichen Gefühle.
Sämtliche Gesetze der menschlichen Gesellschaft entstammen der Furcht: Furcht, das jemand kommen und Besitz, Eigentum, Macht rauben könnte.
Das eine Spekulation schief gegangen war, ändert in keiner Weise die Gültigkeit der Motive.
Es wird keine DDR mehr geben. Sie wird nichts sein als eine Fußnote in der Weltgeschichte.
Leiden ist kein Verdienst; das Lamm, das sich fressen lässt, stärkt die Ordnung der Wölfe.