Zitate von Theodor Fontane
page 3
Der absolute Staat mag noch so viele Vorzüge haben, er ist für ein frei fühlendes Herz eine Unerträglichkeit.
Preußischer Drill und Gedächtnisballast. Je weniger man davon schleppt, desto besser.
Das Bedenkliche am Christentum ist, daß es beständig Dinge fordert, die keiner leisten kann; und wenn es mal einer leistet, dann wird einem erst recht angst und bange, und man kriegt ein Grauen vor einem Sieg, der besser nie erfochten wäre.
Und ist auch noch so dünn der Tee, und tut dir irgendwo was weh – Rum, Rum, dann sind gleich alle Schmerzen stumm.
Ja, je gewisser das Ende ist, desto reizvoller die Minute und desto dringender die Mahnung: Nutze den Tag.
Wohl Keime wecken mag der Regen, der in die Scholle niederbricht; doch golden Korn und Erndtesegen reift nur heran bei Sonnenlicht.
In allen Konfliktsfällen das Recht des dir Gegenüberstehenden verdoppeln, das deine halbieren!
Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen, erkennst du ganz, was Leben heißt; o lerne denken mit dem Herzen, und lerne fühlen mit dem Geist.
Wer Bücher heimlich mit fortnimmt, der macht auch Striche hinein, und vielleicht sogar mit der Absicht, andere wissen zu lassen, was ihm am besten gefallen hat.
Oh Berlin, wie weit ab bist du von einer wirklichen Hauptstadt. Du bist durch politische Verhältnisse über Nacht dazu geworden, aber nicht durch dich selbst.
Ich sehne mich nach einfachen Formen, nach einer stillen, natürlichen Lebensweise, wo Herz zum Herzen spricht, und wo man das Beste hat, was man haben kann, Ehrlichkeit, Liebe, Freiheit.
Wenn das Herz spricht Ich habe da, wo mein Herz spricht, nicht das Bedürfnis, zu einem Engel zu sprechen, im Gegenteil, mich bedrücken Vollkommenheiten, vielleicht weil ich nicht an sie glaube; Mängel, die ich menschlich begreife, sind mir sympathisch, auch dann noch, wenn ich unter ihnen leide.
„Jugend hat keine Tugend“ ist falsch, wie fast alle Sprichwörter; wenn wer noch Tugend hat, so ist’s eben die Jugend…
Väter sind eigentlich nur noch dazu da, um schließlich in Widerspruch mit ihren Lieblingssätzen zu geraten.
Aber die Lebenskunst besteht darin, sein Pulver nicht unnütz und nicht in jedem Augenblick zu verschießen.
Die Kunst soll nach Vollendung streben, soll ehrliche, gründliche Arbeit verrichten, und soweit dies die modernen „Impressionisten“ tun, schließe ich auch diese Richtung innerhalb der Kunst (Fr. von Uhde, Max Klinger) von der Kunst selbst nicht aus.
Wer immer unzufrieden ist, der taugt nichts. Immer Unzufriedene sind dünkelhaft und boshaft dazu. Und während sie sich über andere lustig machen, lassen sie selbst viel zu wünschen übrig.
Im letzten ist man immer nur auf sich und auf sein eigen Bewußtsein angewiesen, und was andere versäumen, müssen wir für uns selber tun.
Von Jugend auf gepflegte Herzensbeziehungen sind doch das Schönste, was das Leben hat.
Weil der Amtsrichter nicht allein Skat spielen kann, braucht ein Amtsgericht zwei Referendare.
Die Welt, die fremde, lohnt mit Kränkung Was sich umwerbend ihr gesellt: Das Haus, die Heimat, die Beschränkung, Die sind das Glück und sind die Welt.
Am allerwenigsten muß man an den Charakteren herumbasteln wollen; es führt zu gar nichts, außer zu Verstimmung und Ärgernis.
In solchen Häusern, wo man viel Geld und viel Temperament hat und sich liebt und hasst und gelegentlich sich scheiden lassen will, ist es immer am nettesten.
Leicht zu leben ohne Leichtsinn, heiter zu sein ohne Ausgelassenheit, Mut zu haben ohne Übermut, Vertrauen und freudige Ergebung zu zeigen ohne Fatalismus – das ist die Kunst des Lebens.
Die Ehe, zum mindesten das Glück derselben, beruht nicht auf der Ergänzung, sondern auf dem gegenseitigen Verständnis. Mann und Frau müssen nicht Gegensätze, sondern Abstufungen, ihre Temperamente müssen verwandt, ihre Ideale dieselben sein.
Mit bloßem Charakter ist auch nicht viel zu machen, oder doch höchstens Feiertags; Alltags verlangt man ein bißchen Esprit.
Der Wunsch nach Vollkommenheit ist die schrecklichste Krankheit, die je den menschlichen Geist befallen hat.
Wie die Eltern sind, wie sie durch ihr bloßes Dasein auf uns wirken – das entscheidet.