Thomas Holtbernd Zitate
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Das tägliche Üben macht noch keinen Künstler, doch ohne gewinnt man noch nicht einmal die Idee davon, was eine Kunst sein könnte.

Der Burgunderwein ist von Mauern der Aromen umgeben, enthält den Atem der Zisterzienser und lässt noch die königliche Würde Karls des Großen ahnen.

Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Schlimm ist daran nur, dass die einen es als Leistung ansehen und die anderen als Versagen.

Der Sinnenrausch ist vielen verdächtig, denn der Mensch ist schwach und wird im Rausch untergehen. Doch wer nie berauscht war, kann gar nicht wissen, wozu es sich lohnen würde, einen Rausch zu vermeiden.

Der Kunde ist König und belohnt die Verkäufer, indem er ihnen eine gute Arbeit gibt und sie nicht wie Sklaven behandelt.

Wer nicht den Mut hat, Tabus zu brechen, wird ein geordnetes Leben führen und genau deshalb am Leben vorbeigehen.

Wenn man Gedanken sich intensiv und lange genug entwickeln lässt, entstehen Lebensräume voller Energie und Sinn.

Geburtstage knüpft man gerne wie Perlen auf eine Kette; je älter man wird, desto weniger, doch dafür wertvollere möchte man haben.

Wer konservativ denkt, muss nicht altmodisch sein, er will nur das bewahren, was er braucht, um progressiv sein zu können.

Traurigkeit speist sich aus der Sicht auf das, was als Möglichkeit zu groß erscheint.

Dass das Alter weise macht, wollen die Alten den Jungen weismachen, um nicht zugegeben zu müssen, dass sie aus ihren Erfahrungen nichts gelernt haben.

Während die Lüge irgendwann aufgedeckt wird, kann ein Hirngespinst zur Wahrheit werden.

Märchen sind nicht nur märchenhaft, sie enthalten mehr Realismus als viele politische Programme, die sich im Nachhinein als ein frommes Märchen erwiesen haben.

Die Menschen wollen lieber ihre kleinen Vorteile behalten, als das Wagnis eines glücklichen Lebens eingehen, das man nicht sofort bekommt.

Karneval ist eine Veranstaltung, bei der manche sich als Götter verkleiden und Dionysos noch nicht einmal vom Namen her kennen.

Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen oder verstehen, dass Reden und Schweigen gar nicht die Alternativen sind.

Muße ist nicht einfach Nichtstun, Muße ist ein anstrengender Weg, der auch nicht mit einem schönen Gefühl belohnt wird, sondern mit der Ahnung einer umfassenden Freiheit.

Es sind nicht die großen Reden, die bewegen, es sind die einfachen Worte, die berühren.

Schweigen kann eine erfüllte Stille sein, doch wenn jemand nichts zu sagen hat, wird es zur Hölle.

Was soll man über andere schimpfen, wenn man seine Zeit nutzen könnte, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen?

Der erste Schritt in die Zukunft beginnt mit einem Rückschritt. Wer einen Schritt zurück tritt, kann klarer sehen, was er als Ziel in den Blick genommen hat.

Wo ein Wille ist, fehlt oft der Verstand, denn der hat die Reise zur Tat noch vor sich.

Es ist gefährlich, die Höhle zu verlassen und das Denken zu wagen. Noch gefährlicher ist es, mit dem so Gedachten wieder in die Höhle zu kommen und die Schatten als Schatten zu erklären.

Wenn dunkle Stimmung auch noch durch besorgte Blicke kommentiert wird, ist der Trost noch weit.

Die Philosophie leidet nicht unter ihrer Unverständlichkeit, sondern darunter, dass Philosophen nicht gelernt haben, die Sache einfach und konkret auf den Punkt zu bringen.