Thomas Mann Zitate
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Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt.
Es ist etwas Infernalisches darin, so jedes Wort auf die letzte Dummheit, auf die es ankommt, zu berechnen und jedes bessere Wissen, jede anständige Wahrheit frech dabei unter die Füße zu treten.
Ich bin ein Mensch des Gleichgewichts. Wenn das Boot nach links zu kentern droht, lehne ich mich automatisch nach rechts. Und umgekehrt.
Man soll machen was einem Freude verheißt; es besteht die größte Wahrscheinlichkeit, dass es auch der Welt eine Freude ist.
Welch eine herrliche Gabe ist nicht die Phantasie, und welchen Genuß vermag sie zu gewähren!
Wir finden in den Büchern immer nur uns selbst. Komisch, daß dann allemal die Freude groß ist und wir den Autor zum Genie erklären.
Wir alle tragen Wunden, und Lob ist, wenn nicht heilender, so doch lindernder Balsam für sie.
Alles Interesse an Krankheit und Tod ist nur ein anderer Ausdruck für das Interesse am Leben.
Befehlen und Gehorchen, sie bildeten zusammen nur ein Prinzip, eine unauflösliche Einheit; wer zu gehorchen wisse, der wisse auch zu befehlen, und ebenso umgekehrt;…
Ironie ist das Körnchen Salz, durch welches das Aufgetischte überhaupt erst genießbar wird. – Lotte in Weimar (1939), Drittes Kapitel (Riemer berichtet Lotte, dass Goethe das im Wagen einmal zu mir
Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.
Die Zeit ist ein kostbares Geschenk, uns gegeben, damit wir klüger, besser, reifer, vollkommener werden.
Niemand kann andere Menschen gut führen, wenn er sich nicht ehrlich an deren Erfolgen zu freuen vermag.
Ansichten können nicht überleben, wenn man nicht die Möglichkeit hat, für sie zu kämpfen.
Der Ruhm zu Lebzeiten ist eine fragwürdige Sache; man tut gut, sich nicht davon blenden, sich kaum davon erregen zu lassen.
Verloren… Gestern, irgendwo zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, zwei goldene Stunden verloren, jede bestückt mit 60 diamantenen Minuten. Keine Belohnung ausgesetzt, denn sie sind fort für immer.
Das Xylophon, das gemacht scheint, dem Ohre den Friedhofstanz von Gerippen in mitternächtlicher Freistunde einzubilden.
Nun kommt es im Leben darauf an, wer eine Wahrheit ausspricht. In gewissem Munde wird auch die Wahrheit zur Lüge.
Dem Problem der Toleranz dürften Sie kaum gewachsen sein, Ingenieur. Prägen Sie sich immerhin ein, daß Toleranz zum Verbrechen wird, wenn sie dem Bösen gilt.
Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert; aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere.
Brave, herrliche junge Leute! Ihr seid nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein
Der Liebesleib, von bitterer Lust betaut, gleitendes Gliedwerk unter fettiger Seidenhaut.
Sei am Tage mit Lust bei den Geschäften, aber mache nur solche, dass du des Nachts ruhig schlafen kannst.
Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.
Auf irgendeine Weise fehlte es der Atmosphäre an Unschuld, an Zwanglosigkeit Man verstand bald, daß Politisches umging, die Idee der Nation im Spiel war.
Die Beschäftigung mit der Mathematik, sage ich, ist das beste Mittel gegen die Kupidität*.
Man ist in Deutschland allzu bereit, sich offenkundig zum Bösen zu bekennen, solange es so aussieht, als wollte diesem die Geschichte recht geben.
Die Gewohnheit ist ein Seil. Wir weben jeden Tag einen Faden, und schließlich können wir es nicht mehr zerreißen.
Der Mensch muss schon von einer gewissgradigen Beschränktheit sein, um Patriot sein zu können.