Ulrich Erckenbrecht Zitate
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Ein weißer Schimmel ist nicht in allen Fällen ein Pleonasmus. In der Musik beispielsweise nicht!
Der Kunstgriff der Philosophen: abstrahiere so lange von der Realität, bis die Abstraktion selbst zur Realität wird.
Gott sollte seinen Gegnern Prozente bezahlen, denn durch sie bleibt er im Gespräch.
Der Sprachprunk der Denkcäsaren – nur ein einfaches Gemüt erkennt, daß sie mit ihren Bemäntelungen nur ihre Blöße bedecken.
Die Zwerge träumen davon, Riesen zu sein, die Riesen träumen davon, Götter zu sein, und die Götter träumen davon, auch einmal ganz gewöhnliche Menschen zu sein.
Es gibt keine schwarzen Blumen, behauptet Hegel. Auf Kalimantan wachsen schwarze Orchideen. Die Philosophen wissen eben zu wenig von der Welt, die sie zu erkennen beanspruchen.
Aphorismen sind exakt das, womit Aphorismentheoretiker ihre liebe Definitionsmühe haben.
„Die Furcht ausrotten“? Allein mit dem Wort „ausrotten“ schafft man neue Furcht.
Ein Rezensent ist ein Mensch, der zum Essen eingeladen wird und zum Dank auf den Tisch kotzt.
Daß die Kunst der wortreichen Interpretation bedürfe, ist nur die Lebenslüge der Ästhetikschwätzer und Vernissagesektschlürfer.
Jugendlicher Widerspruchsgeist: mehr Widerspruch als Geist, eingeschnapptes Geltungsbedürfnis, schnell fertig sein mit dem Wort und mit dem Gedanken.
Was uns als Emanzipatriarchat der Frau als feministische Befreiung oder als androgyne Revolution oder sonstwas Tolles verkauft wird, ist in Wahrheit eine Zerfallserscheinung der Gattung Mensch.
Den Journalismus soll die Pest holen. Das Problem ist nur, daß der Journalismus schon die Pest ist.
Sein Bewußtsein war autoritär. Aber seine Autorität existierte nur in seinem Bewußtsein.
Die Menschen sind bekanntlich unter ihren Kleidern nackt, aber manche Menschen sind auch noch unter ihrer Nacktheit bekleidet.
Der Zynismus ist eine Grobform der Ironie. Doch immerhin lebt jede Ironie von der Distanz und geht nicht gänzlich im Geschehen auf. Die pure Gewissenlosigkeit kennt keine Ironie.