Zitate von Walther von der Vogelweide

Wer schlägt die Löwen? Wer schlägt die Riesen? Wer überwindet jenen und diesen? Das tut einer, der sich selbst bezwingt.

Wer gab dir, Minne, die Gewalt, daß du so ganz allmächtig bist? Du siegtest über jung und alt, und gegen dich hilft keine List.

Minne, du lehrst auch betrübte Menschen, mit strahlenden Augen zu lachen.

Das die Männer übel sind – die Frauen sind schuld daran; es ist leider so.

Daß man als schön sie preist, laß ich bei Frauen gelten, den Männern steht es schlecht: Es klingt zu weich und fast wie Schelten.

Leider kann das nimmer sein, Daß Gut und Erdenehren Und Gottes Gnade kehren Zusammen in ein Herze ein.

Nimmer wird’s gelingen, Zucht mit Ruten zu erzwingen: Wer zu Ehren kommen mag, dem gibt Wort soviel als Schlag.

Schenkens Lohn ist wie die Saat, die aufgeht: Reiche Ernte naht, wenn reichlich ausgestreut man hat.

Wer gedrückt von stillem Leid, der gedenke guter Frau’n. Er wird befreit.

Hütet wohl der Ohren, Oder ihr seid Toren: Böse Reden nehmt nicht auf, Schande käm euch in den Kauf.

Ich seh wohl, daß man Herrengut und Weibergruß Gewaltiglich und ungezogen sich erwerben muß.

Treue, Zucht und Ehre sind in der Welt tot. Die Menschen lassen Erbe, diese drei sind kinderlos.

Wer alles gleich gewährt aus Gunst, der Herr kennt nicht des Schenkens Kunst.