Wilhelm Vogel Zitate
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Das Leben gleicht einem Strome, dessen Ursprung wir nie ergründen und dessen mündenden Wassern wir nicht in die unbekannten Regionen, wo sie dem Meere des ewigen Seins zufließen, folgen können.
Selbst das große Naturgesetz, dem alle unterliegen, ist nicht so hart und grausam, wie es Menschen zuweilen werden.
Wen die Verhältnisse nie der Not aussetzten, der hat leicht vom gesicherten Piedestal herab, über ihre Folgen zu Gericht zu sitzen.
Es gibt Tiere, die ihre Pflicht erst tun, wenn sie die Peitsche spüren – und Menschen, die ihr Los nur erfüllen, wenn sie das Schicksal hart am Abgrund des Verderbens vorbeiführt.
Die Kameradschaft hat gegenüber der Freundschaft den Vorzug, daß ihr Gewissen großmaschiger ist.
Das Gesicht mit seinen scharf eingeschnmittenen, unauslöschlichen, unzerstörbaren Zügen, sagt manchem Beobachter mehr, als seinem Träger lieb sein dürfte.
Der verbissenen Not, die lieber schweigend sich verkriecht, um nicht zum Gespött zu werden, ist auch nicht bange vor dem Tod.
Du mußt den Menschen in dir beherrschen, um den Gott in dir zum Führer werden zu lassen.
Die am meisten nach Anerkennung ihrer Arbeit streben, versagen sie ihrem Nächsten am ersten.
Es gibt zwei Urgewalten, die über jeder menschlichen Berechnung stehen, die jede Kette menschlicher Kraft sprengen und menschlichem Wollen spotten: Werden und Vergehen.
Menschen, die ihr Herz auf der Zunge tragen, die alles, was sie denken, sagen, lehrt die Welt bald ihr Bündel tragen.
Jedes entscheidende Jahr bringt dich unweigerlich eine Stufe dem Ende näher. Es soll dich aber auch eine Stufe höher getragen haben.
Gar manches ist nur aus der Ferne schön, Enttäuschung und Ernüchterung weht auf den meisten Höh’n.
Der Haß bringt einen Menschen seinem Ziele viel rascher näher wie die Liebe, die unsere Kräfte einschläfert, während der Haß sie ständig wach hält und seinen Träger rastlos vorwärts treibt.
Der Mann, der hart arbeitet, ist noch nie dem Laster zum Opfer gefallen, nur der Müßiggänger, der mit seiner Zeit nichts anzufangen weiß, sucht energielos den letzten Rest seiner Kraft im Laster aufzubrauchen.
Pflichtgefühl ist die treibende Kraft zur Lebensenergie – und dadurch sollen wir uns von den Tieren unterscheiden.
Feines Empfinden ist der größte Faktor bei der Beurteilung von Menschen – es übertrifft die Erfahrung.
Mut und Kraft zur Schaffensfreude wird einem erst voll und ganz, wenn unsere Leistungen Anerkennung finden.
Zu den Schwachen nimmt das Glück den „Übermut“ zum Begleiter; zu den Mittelstarken die „Härte“ und zu den Starken „Ernst, Milde mit echtem stählernem Weiterstreben für die Zukunft“.
Viele… und viel mehr als wir ahnen, werden lieber zu Lügnern, als eine Schwäche ihres Charakters einzugestehen.
Wie lang kann eine Nacht oft sein Und doch auch wieder kurz. Stunden können wie Tage sein… Das Glück währt immer zu kurz.
Mit keinen sonstigen Begriffen des Lebens wird soviel Mißbrauch getrieben wie mit denen der Freundschaft und Liebe.
Das charakterisiert die Menschen von heute: Freunde, dicke Freunde, solange die beiderseitigen Interessen den gleichen Weg nehmen. Sofortiger Riß in der Freundschaft, wenn der Egoismus des einen durch Schmälerung seiner Interessen beeinträchtigt wird.
Die Zukunft ist eine Frau, von deren Lockungen wir uns mit jedem Tage mehr versprechen, und deren Anziehungskraft, trotz der vielen nicht eingelösten Versprechen, bis zum Tode anhält.
Du hassest die Ketten, die dich binden, umsonst, wenn du die Kraft nicht hast, sie zu sprengen.
Wie mancher Lüge stellen wir uns im täglichen Leben unter, um nicht einen kleinen Fehler bekennen zu müssen.
Das „Nur-an-sich-Denken“ und Voreingenommensein für unsere Person und Schaffen schlägt uns mit Blindheit.
Die Dauer des Todeskampfes einer Liebe hängt wie beim Menschen vom Herzen ab… Der mit dem stärkeren Herzen erleidet den längeren, qualvolleren Tod.
Nicht das Wissen, sondern der Grad, bis zu welchem man von seinem Wissen Gebrauch machen kann, ist Macht.
Zum Nein-Sagen gehört oft mehr Mut, als zum beschwichtigenden Ja, das dem Nein aus dem Weg zu gehen sucht.
Die Menschen fordern geradezu zu dem Verkehr mit der Maske der Heuchelei heraus – denn, wer sie lüftet, wird von selbst unmöglich gemacht.
Buhle nicht um Gunst – sie läßt sich nicht erkaufen. Aus freien Stücken sucht sie dich auf, wenn du dich ihrer würdig erzeigst.
Derjenige, der für sich am meisten Freiheit beansprucht, möchte sie am liebsten seinem Nächststehenden entziehen.
Bei manchen Menschen ist die viel bewunderte Beherrschung oft nichts anderes als gut gespielte oder anerzogene Verstellung.
Wenn wir Menschen uns stets erinnern würden, wie sehr wir mit dem Tode zu rechnen hätten und wie mannigfacher Gestalt er uns oft zur Seite geht, wir würden schaudernd und bebend sie Augen schließen und das Leben hassen.