Zitate von Leo Tolstoi
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Alle Handlungen müssen vom Willen bestimmt und dürfen keine unbewußte Befriedigung physischer Bedürfnisse sein.
Jeder trägt seine Bürde, jeder hat seine Fehler; keiner kann ohne Hilfe des anderen bestehen; deshalb müssen wir einander beistehen mit Trost und Rat und gegenseitiger Warnung.
Wenn ihr behauptet, alle müßten arbeiten, dann sollen es mir alle diese Reichen, die nichts tun, erst einmal vormachen.
Es fällt einem unzufriedenen Menschen schwer, nicht in einem anderen und ganz besonders nicht in seinem Nächsten den eigentlichen Urheber seiner Unzufriedenheit zu sehen.
Die Menschen trachten im Leben nicht danach, was sie für gut erkennen, sondern, daß sie möglichst viele Sachen ihr eigen nennen.
Krieg ist ein Zustand, bei welchem die niedrigsten und lasterhaftesten Menschen Macht und Ruhm erlangen.
Religion ist eine gewisse, von den Menschen festgestellte Beziehung seiner besonderen Individualität zum unendlichen Weltall oder zu dessen Urgrund. Die Moral aber ist die aus dieser Beziehung hervorgehende beständige Richtschnur seines Lebens.
Leuten, die danach fragen, was nach dem Tode sein wird, muß man antworten: dasselbe, was vor der Geburt war. Wir wissen es nicht, können es nicht wissen und brauchen es nicht zu wissen, was das für ein Sein jenseits des Körpers, in der Vereinigung mit Gott ist.
Das aufrichtigste Kennzeichen der Wahrheit ist die Einfachheit und die Klarheit. Die Lüge ist immer kompliziert, geschwätzig.
Wollust des Geistes: es beim Geheimnis belassen; Wollust des Fleisches: das Geheimnis zerstören.
Wenn es keine Leiden gäbe, würde der Mensch in sich keine Schranken kennen, er würde sich selbst nicht kennen.
Nur wer in Übereinstimmung mit seinem Gewissen lebt, kann wohltuenden Einfluß auf andere haben.
Die Gewalt schafft nur ein Zerrbild der Gerechtigkeit, entfernt aber die Menschen von der Möglichkeit eines gerechten Lebens ohne Gewalt.
Einen ewigen Fehler machen diejenigen, die sich unter Glückseligkeit die Erfüllung ihrer Wünsche vorstellen.
Nichts schwächt so sehr die Kräfte des Menschen, als die Hoffnung außerhalb der eigenen Anstrengung irgendwo Seligkeit und Heil zu finden.
Ich bin überzeugt, daß nichts so sehr die Gedanken eines Menschen beeinflußt wie sein eigenes Bild – oder besser, wie die Meinung, die er von sich hat, nämlich: ist er oder ist er nicht anziehend für die anderen.
Was für eine seltsame Sache, diese Gereiztheit – dieses Bedürfnis, der eigenen Frau zu widersprechen.
Überall kann man leben, nur darf man nicht allein für sein Vergnügen, sondern man muß zum Nutzen anderer leben.
Man hört oft die Jugend sagen: Ich will nicht von fremden Gedanken leben, ich will mir selbst alles durch den Kopf gehen lassen. Wozu brauchst du aber etwas Übedachtes zu überdenken? Nimm das Fertige und geh weiter. Darin liegt die Stärke der Menschheit.
Unser Glück […] ist wie ein Zugnetz im Wasser: wenn man’s schleppt, bauscht es sich auf, daß man sich Wunder was für Hoffnungen macht, und zieht man’s dann heraus, so ist nichts drin.
Gib den Vorzug einem fremden Manne, der die Wahrheit liebt vor deinen Vertrauten, die sie nicht achten.
Das gesellschaftliche Leben verbessern, das kann nur die sittliche Vervollkommnung der Menschen.
Es gibt keine Frauenfrage. Es gibt die Frage der Freiheit und Gleichheit für alle menschlichen Wesen. Die Frauenfrage hingegen ist Unfug.
Die Gegenwart ist der einzige Zustand, in welchem sich unser göttliches Wesen offenbart. Nun, so ehren wir die Gegenwart – in ihr ist Gott.
Es ist sehr leicht zu wissen, was Gut und Böse an sich bedeuten; Menschen aber, die Gut und Böse durcheinander gebracht haben, können dies nur sehr schwer entscheiden.
Wenn das Gute eine Ursache hat, hört es auf, das Gute zu sein, wenn es einen Lohn zur Folge hat, ist es auch nicht mehr das Gute. Folglich steht das Gute außerhalb der Kette von Ursache und Wirkung.
Bei allem, was ich tue, daran denken, daß die erste und einzige Bedingung, von welcher der Erfolg abhängt, Geduld heißt, und daß es gerade die Voreiligkeit ist, die bei jedem Tun am meisten hindert.
Das Schicksal ist wie ein Netz voll Fische, sie ziehen, ziehen zu fest, dann platzt es und die Fische sind weg.
Fast jeder Mann wirft seiner Frau Dinge vor, deren sie sich nicht schuldig fühlt, und umgekehrt. Aber weder wird die eine Seite mit ihren Beschuldigungen je aufhören noch die andere sich je rechtfertigen können.
Wer den Sinn des Lebens in der Vervollkommnung sieht, kann nicht an den Tod glauben – daran, daß die Vervollkommnung abreißt. Was sich vervollkommnet, ändert nur seine Form.
Statt daß der Kranke mit dem gewohnten Leben aufhört und sein ganzes Leben auf die Sorge um die Heilung konzentriert, wäre es viel vorteilhafter für ihn, […] ohne sich um die Krankheit zu kümmern, sein gewöhnliches Leben zu führen.
Solange die Menschen nicht alle ihre Mitmenschen als Brüder und das Leben nicht als das heiligste aller Güter betrachten, werden Sie immer um des persönlichen Vorteils willen das Leben anderer zerstören.