Zitate von Paul Ernst
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Erst durch das Leiden erfährt der Mensch, daß er göttlichen Ursprungs ist und nicht ein Tier.

Wenn ich mein Leben überschaue, so finde ich, daß ich vielleicht die glücklichsten Stunden meines Lebens diesen Büchern verdanke.

Unsere Aufgabe ist, aus dem Schicksale unseres Volkes das Beste für uns und die Welt zu machen. Gott hat uns dadurch vor allem anderen ausgezeichnet, daß er uns die schwerste Aufgabe gestellt hat.

Sieh da, wie der verliebte Mann, ins Vogelbauer ist getan, die Stangen hin und wider springt und stets dasselbe Liedchen singt.

Unser Ruhm besteht nur in der Meinung der anderen Menschen über uns. Wenn du dir die anderen Menschen genau ansiehst, so wirst du bald keinen Wunsch nach Ruhm mehr haben.

Eine Revolution ist das größte Unglück, das über ein Volk kommen kann. Wenn die Jugend den Glauben an die Autorität verliert, dann ist das Unglück für sie noch größer, wie das Unglück der Revolution für das Volk ist.

Wichtig ist, daß unsere Arbeiter es durch ihre Politik erreicht haben, daß sie die Sklaven der übrigen Welt sind.

Durch alle scheinbaren Zufälligkeiten des äußeren Lebens schafft doch am Ende unser heimlicher Wille unser Schicksal.

Der Mensch lebt durch die Liebe der Vorfahren in Pflicht für die Nachkommen, nicht von seinem Verdienst, sondern nach seinem Gewissen.

Das gerade scheint mir das Große und Herrliche an der strengen Tragödie zu sein: sie entsteht aus dem tiefsten Leiden und bejaht doch das Leben mit dem höchsten Jauchzen.

Für den Menschen sind nur das Wissen und die Fähigkeit gut, die er braucht; was er nicht braucht, das zerstört ihn.

Ich für mich kann das ganze Leben eines Menschen in seinen Verflechtungen nur als ein göttliches Geheimnis – nicht: verstehen, sondern: betrachten.

Vergiß nicht, daß erst das Weib den Mann zum Manne macht, deshalb darf der Mann kein Jüngling mehr sein, und deshalb soll er sein Weib auswählen, nicht bloß nach dem Gefühl der Liebe […], sondern mit Ernst und Furcht.

Armut verleiht das Glück dem Mann, der heiter stolz sie tragen kann, doch wer durch sie erbärmlich wird, in dem hat sich das Glück geirrt.

Das ist die letzte Wirkung der Dichtung: daß sie den Menschen ihr Weltbild gibt. Das Weltbild ist durch Sittlichkeit und Religion bestimmt.

Glauben Sie mir, es kann keiner den Kapitalismus mehr hassen wie ich; ich kenne ihn, ich fühle ihn auch; aber seine Fürchterlichkeit liegt ganz wo anders, als Sie denken: sie liegt darin, daß alle Verhältnisse und alle Menschen entseelt werden, die in seinen Wirbel hineingeraten.

Der Künstler ist schon in seiner Tätigkeit frei, er hat das höchste soziale Glück, außersozial zu sein.

Die meisten Leute stellen das Talent, zu amüsieren, so hoch, daß sie lieber schlecht erscheinen wollen als dumm. Weil die Schlechtigkeit amüsanter ist.

Die Welt kann aber nicht bestehen, wenn die Menschen selbstsüchtig sind, es muß Menschen geben, welche sich opfern.

Die wesentlichen Menschen sind selten, wie die wirklich Reichen; aber sie üben eine große Wirkung aus, und deshalb bleiben sie in der Erinnerung der Menschen, auch wenn man sie nicht sieht.

Sozialismus und Kommunismus sind nicht Bilder einer besseren Zukunft der Menschheit; sondern sie sind lediglich illusionsmäßig verschönerte Bilder der gegenwärtigen Zustände der Massen.

Wenn man Knabe ist, dann kann man ja noch glauben, dann denkt man, daß irgendwo die Wahrheit ist, daß man nur den Ort finden muß, wo sie ist.

Julius Türk war ja auch ein grundguter Kerl; das sind ja sehr viele Menschen, solange sie keine Veranlassung haben, es nicht zu sein.

Jedes Vorwärtsstreben kommt aus einem Ungenügen, einer Sehnsucht, einem Mangel an innerem Glück.

Solange wir die Welt noch nicht kennen, wissen wir die sittlichen Gegensätze nicht zu verstehen und beurteilen und halten sie für Gegensätze des Verstandes und der Erfahrung.

Unsere Leiden sind entstanden aus dem Grunde, daß wir einsam waren, denn das Leben der heutigen Menschen ist derart beschaffen, daß ein jeder allein lebt auf einer unseligen Insel.

Ein Kind hat alles, was es will, denn es kann alles haben in seiner Vorstellung. Dadurch aber ist es frei von der Welt.

Die Arbeit ist der Mittelpunkt für das Leben jedes Menschen. Wer in seiner Arbeit zufrieden ist, der ist zufrieden. Zufrieden kann ein Mensch nur in freier Arbeit sein, mit welcher er sich bewußt in die große Arbeit seines Volkes einreiht, mag sein Teil an der großen Arbeit noch so geringfügig sein.

Gewiß ist doch jedes Leben da für ein Werk, oder es ist ein Werk; wenn es auch noch so bescheiden ist.

Wichtiger ist es, einmal im Leben ein Mensch sein und dann sterben, wie lange leben als dürftiges, elendes Tier, das seine Arbeit tut, um sich zu ernähren.

Ein liebendes Weib ist in hohem Maße das Geschöpf des Geliebten, und je bedeutender der Geliebte ist, in desto höherem Maße ist sie das: ist es doch die höchste Seligkeit des Mannes, sich selbst in der Geliebten wiederzufinden.

Unser Leben hat den Sinn, die Aufgabe zu lösen. Aber das ist nicht eine kurze Rechnung. Das Rechnen der Aufgabe nimmt das ganze Leben in Anspruch, erst auf dem Sterbebett können wir sie abschließen.

Wer das Leben der Völker aufmerksam verfolgt, dem ist das Aufgeben des Kindererzeugens nichts Neues. Alle Völker haben es, welche nicht mehr wissen, wozu sie leben.

Nicht mehr die gottgewollte Arbeit um das tägliche Brot und der Wille, sittlich und geistig weiter zu kommen, gaben [nach 1870] den Inhalt des Lebens ab, sondern die Sucht, wirtschaftlich höher zu steigen.

Lügenlosigkeit um jeden Preis, mag die Lügenlosigkeit noch so nüchtern, noch so gering erscheinen.

Das Schlechte kann sich ja nur dann einnisten, wenn das Gute nicht da ist oder von niemandem gekannt wird.