Zitate von Sully Prudhomme
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Frischer Kummer hat das eine für sich, daß man ihn ausweinen und hinausschreien kann; die vergangenen Leiden sind irgendwie unauflösbar, sie können sich weder verteilen, noch assimiliert werden.
Es ist überaus glücklich, daß die Liebe nicht die Wissenschaft zur Voraussetzung hat.
Man muß beim Versagen einer Bitte immer höflich sein, aus Furcht vor der eigenen beschämten Miene, wenn man bittet.
Die Kunst der Koketten besteht darin, nichts zu erlauben, und doch dabei alles als möglich erscheinen zu lassen.
Ein Ratgeber, der sucht, uns zu dem zu verhelfen, was er ist, statt in uns zu entwickeln, was wir sind, kann unser Verderben sein.
Das Begriffsvermögen des Menschen ist begrenzt, dennoch weiß er, daß das Unendliche existiert.
Eine Gegenleistung zu verlangen, das heißt mißgönnen, was man gibt. Das heißt: nicht schenken, sondern verkaufen.
Zwei getrennte Gedanken sehen oft aus, als widersprächen sie sich; ein Vermittlungsstück würde sie in Einklang bringen.
Man sollte mit seinem Leben sparsam umgehen und es nur für Studien verwenden, die etwas nützen.
Ich kenne nichts Wohltuenderes auf der Welt als eine Unterhaltung mit einem Freund über schmerzliche Dinge.
Der Liebende scheint mir immer weniger genießen als gefallen zu wollen, und dennoch ist er Egoist: er will gefallen, um zu genießen.
Die Strafe der Koketten ist, nur noch an Liebe denken zu können; sowie sie Liebe empfinden würden, hörten sie auf, kokett zu sein.
Es beweist die gute Meinung, welche die Welt trotz allem von den Frauen hat, daß sie mehr Verachtung für eine verdorbene Frau empfindet als für den, der sie verdirbt.
Was vergänglich ist und dem Zufall unterworfen, kann nie Quelle des Glücks sein; man darf das Glück, wenn es von Dauer sein soll, nicht mit dem notwendigerweise flüchtigen Vergnügen verwechseln. Wir müssen also das Glück in den unzerstörbaren Dingen suchen.
Die Strafe für den, der nicht liebt, ist, daß er auch das Geliebtwerden nicht genießen kann.
Jedes Alter kann einen guten Gebrauch vom Leben machen, aber man kennt die Möglichkeiten nur, wenn man dieses Alter durchlebt hat.
Die Dummheit des Mannes erkennt man an seinen Worten, die der Frau an ihrem Schweigen.
Nichts mißfällt uns so sehr, wie betrogen zu werden. Deshalb ziehen wir auch eine bittere Wahrheit einer barmherzigen Illusion vor.
Wir müssen die Kinder mit Mitteln zurechtweisen, die wir anwenden würden, wenn sie ebenso stark wären wie wir.
Die Natur knüpft ihre Verbindung nicht notwendig auf Lebensdauer; diesen grausamen Mißgriff hat sie nicht begangen, ein Mädchen von fünfzehn Jahren einem Manne auszuliefern, der es nicht immer lieben kann. Es bedurfte der Gesetze, um dergleichen Unfug zu legalisieren.
Man muß schon sehr eingebildet sein, zu glauben, man werde geliebt, aber man muß auch sehr unglücklich gewesen sein, um es nicht mehr zu glauben.
Die Faulheit ist stärker als die Freundschaft, nur die Liebe kann mit ihr fertigwerden.
Sind Gewissensbisse nicht ein Bedauern der Freiheit, daß sie dem Laster geopfert wurde?
Ehe und Erziehung sind ohne Unterordnung nicht denkbar, ohne Gehorsam des Schwächeren dem Stärkeren, des Unerprobten dem Lebenserfahrenen gegenüber.
Um irgendeiner Frau zu gefallen, muß man damit beginnen, ihr Respekt zu erweisen; jede Frau möchte gern ernst genommen werden.
Warum zahlt man einen hohen Preis für einen Diamanten? Vielleicht wegen seines Glanzes? Ein Wassertropfen kann genauso glänzen.
In einer glücklichen Welt käme die Idee des Vergnügens gar nicht auf. Das Glück wäre das Leben selbst.
Warum sich in Zukunftsträumen wiegen, da man doch nie mit einer Gegenwart zufrieden ist, die einmal Zukunft war?