Zitate von Ulrich Erckenbrecht
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Es gehört nicht zu meinen Pflichten, dafür zu sorgen, daß Leute, die ich langweilig finde, sich nicht langweilen.
Sie konnten ihm nicht das Wasser reichen und versuchten deshalb, es an ihm abzuschlagen.
Dopingkontrolle für Denker: Nietzsche nahm Morphium, Sartre Amphetamine, Huxley Mescalin, Benjamin Haschisch. Die Philosophen von heute nehmen Schlafmittel.
Am besten ist es immer, wenn man den Volksmund plagiiert, denn der kann nicht prozessieren.
Wenn der Henker seinen Beruf aufgibt, atmen die Opfer auf. Wenn er ihn an den Nagel hängt, erschrecken sie.
Die fünf Haupttätigkeiten mancher Popmusiker: Tamtam, Pampam, Hamham, Schrammschramm, Plemplem.
Vulgärmusik: Lärm für Schwerhörige. Ein Betäubungsmittel, das unter die Drogengesetze fallen sollte.
Sogar das Wort „konkret“ ist zur abstrakten Schablone verkommen. Kein Wort mehr ist unverbraucht. Jede Vokabel, die man verwenden will, muß erst beargwöhnt und, falls möglich, entphrasifiziert werden.
Von Freunden kann man enttäuscht werden, nicht aber von Feinden, denn Feinde halten, was sie versprechen.
Die Geisteswissenschaften sind zum großen Teil die Belästigung des Geistes durch die Geistlosen.
Ich habe zu viele Therapeuten gesehen, die sich einen Sportwagen kauften, und zu viele Patienten, die ihren Kleinwagen verkauften.
Wenn man zwischen allen Stühlen sitzt, kann man wenigstens nicht mehr tiefer fallen.
Der Satz, daß die Sensation von heute die Banalität von morgen ist, war gestern schon trivial.
Die meisten Journalisten sind Phraseure, und die wenigen, die es nicht sind, sind Friseure.
Es geht nicht darum, das Beste zu verwirklichen, sondern darum, das Schlimmste zu verhindern.
Muttersprachenwitz: Wenn dich Haß und Neid umringen, denk an Götz von Berlichingen!
Den Zeitungsschmierern flicht die Nachwelt keine Kränze. Deshalb versuchen manche Zeitungsschmierer, sich selbst die Kränze zu flechten, indem sie dilettantische Autobiographien, dilettantische Sachbücher und dilettantische Belletristereien zusammenschmieren.
Was die eine Generation als negative Totalität kritisiert und bekämpft, erscheint der nächsten Generation bereits als verlorenes Paradies.
Am eifrigsten rufen die nach Selbstverwirklichung, die gar kein Selbst zu verwirklichen haben.
Nur Kluge können sich dumm stellen, nur Weise können einfach und scheinbar banal formulieren.
Wenn neun von zehn Leuten in einem Urteil über ein bestimmtes Buch übereinstimmen, dann beweist das nicht, daß dieses Urteil richtig ist, sondern nur, daß neun von zehn Leuten in der Regel urteilsfähig sind.
Hilfe in der Not findet man bei Leuten, die glücklich sind, wenn man sie ausnutzt.
Epater le bourgeois (die Bürgerlichkeit schockieren), das ist inzwischen das Hauptvergnügen der Bourgeoisie selber.
Es gibt für alle Probleme eine Lösung: wenn nicht friedlich und vernünftig, dann eben in Form einer kleinen Katastrophe.
Dafür zu sorgen, daß Leute, die man langweilig findet, sich nicht langweilen – ist langweilig.
Nietzsche wollte die deutschen Antisemiten des Landes verweisen. Ein halbes Jahrhundert später trieben seine selbsternannten Nachfolger die deutschen Anti-Antisemiten aus dem Land.