Zitate von Wilhelm Müller
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Ahnen sind für den nur Nullen, der als Null zu ihnen tritt! Steh‘ als Zahl an ihrer Spitze, und die Nullen zählen mit!

Wenn die großen Herrn sich raufen und verlieren Schopf und Zopf, Preise glücklich sich der Bürger, welcher hat den kahlsten Kopf.

Ist nach Gottes Willen nicht Wein und Kuchen für die Frommen, Warum laßt bei Brot und Wasser die Verbrecher ihr verkommen?

Wie der Reichtum ist ein Rauch, Kann dich mancher Schornstein lehren, Gold und Silber flog herauf, Ruß wird man herunterkehren.

Wer von milden Gaben lebt, dieser steht in Gottes Sold: Darum trägt er als Livrée schlechte Kittel ohne Gold.

Der Jude meint, es sei ein Christ, wenn er nur Schweinebraten ißt. Er sieht von Christi Wunderlehr‘ an vielen Christen auch nicht mehr.

Wenn die Lieb‘ ist eifersüchtig, so bekommt sie hundert Augen, doch es sind nicht zwei darunter, die gradaus zu sehen taugen.

Dein Gesang, o Nachtigall, ist ein Wunder dieser Welt, weil ihn keiner kann verstehn, und er jedem doch gefällt.

Wie ein Kind, das von dem Vater ließ auf einen Gaul sich heben, also reitest du, o Bruder, also reit‘ ich durch das Leben. Weil des Rosses Zaum wir halten, glaubst du, daß wir es regieren? Sieh, der Vater geht daneben, an der Halfter es zu führen!

Wenn des Weisen gute Lehre eine Hand ist, dich zu führen in des Guten weisem Beispiel, wirst du einen Flügel spüren.

Laß nur die Menschen denken, Gott wird es dennoch lenken; nein, mög‘ auch Gott es lenken, der Mensch soll dennoch denken.

Wie vergoldet und bemalt sich der Mensch so lange schon, Und noch immer guckt er durch, Vater Adams alter Ton.

Es ist kein Stolz so erdentoll, wie der auf deines Beutels Last. Speis alle Bettler heut, und sieh, was für das Geld du morgen hast!

Um zu tragen gute Tage, brauchst du festen Fuß und Rücken. Schlechte Tage kommen weiter auch auf Höckern und auf Krücken.

Wer für sein kleines Vaterland sich dünken will zu groß, Der gleicht dem Riesen, der sich schämt vor seiner Mutter Schoß.

Es gibt eine edle Abwesenheit von der Erde, indem wir noch darauf wohnen, es gibt eine edlere Vertraulichkeit im Himmel, indem wir noch unter ihm wandeln.

Wenn ich so oft gebetet hätt‘ die ganze Winterzeit, als dein gedacht an einem Tag, ich wäre benedeit.

Laß dich von dem Glücke suchen: Fehlt’s den Weg, so mag es fluchen. Aber suchst du selbst das Glück, Kömmst du fluchend oft zurück.

Der Schneeball und das böse Wort, sie wachsen, wie sie rollen fort. Einen Schneeball wirf zum Tor hinaus, ein Berg wird’s vor des Nachbarn Haus

Wenn die Armut durch die Tür kommt geschlichen in das Haus, stürzt auch schon die falsche Freundschaft aus dem Fenster sich hinaus.

Es ist das kleinste Vaterland der größten Liebe nicht zu klein; Je enger es dich rings umschließt, je näher wird’s dem Herzen sein.

Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum, Ich träumt‘ in seinem Schatten So manchen süßen Traum. Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog in Freud‘ und Leide Zu ihm mich immer fort.

Stößt du an ein leeres Faß, dröhnend wälzt sich’s um und um; ist mit Wein es angefüllt, bleibt es liegen fest und stumm.

Ist das Wort der Lipp‘ entflohen, du ergreifst es nimmermehr, fährt die Reu auch mit vier Pferden augenblicklich hinterher.

Die Not lehrt jeden Christen beten – und kennt doch keinen Feiertag, Und gibt ihr Gott erst Kirchenkleider, so geht es gleich ins Festgelag.

Gäb’s schwarze Flecken überall, wo Satan hat gesessen, Du sähest manche Kirchen an für alte Schmiedeessen.

Die Menschen, die nach Ruhe suchen, die finden Ruhe nimmermehr, weil sie die Ruhe, die sie suchen, in Eile jagen vor sich her.

Setz‘ einen Frosch auf einen weißen Stuhl, er hüpft doch wieder in den schwarzen Pfuhl.

Still, still, mein Herz! was meint dein wildes Schlagen? Schau‘ über dich, der Himmel ist nicht fern; Und Flammen, die aus Sternen fallen, tragen Der Menschen Seufzer vor den Thron des Herrn.

Das Volk zu hassen und zu fürchten, das lehrt als Staatskunst der Tyrann. Den Fürsten nenn ich gut und weise, der’s liebt und doch verachten kann.

Arbeitsregel Faulenz und schrei, Du bekömmst für zwei. Arbeit und schweige, Dir bleibt die Neige.

Hoffart wird gar leicht gelernt, aber schwer vergessen. Große Schüsseln kauft sie noch, hat sie nichts zu essen.

Handwerk, Kunst und Wissenschaft, alles sucht sich seine Zunft; eine freie Meisterin kenn‘ ich noch, sie heißt Vernunft.

Sag, wer wird zum letzten mager, wann im Land ist Hungersnot? Spitz, der Hund der Fürstenküche, denn er frißt nur Zuckerbrot.

Es muß auf Erden jeder Mensch sein Pärchen Narrenschuh‘ vertragen, doch mancher läßt die Sohlen sich mit Eisen um und um beschlagen.

Viele lange Jahr es währt, Daß ein Tag den andern lehrt, Wird der jüngste Tag zu heiß, Ist’s von allem, was er weiß.

Frag‘ den Grashalm, der der Sonne Regenschwer entgegenzittert, Ob er heute wünschen möchte, Daß es gestern nicht gewittert.

Aus Gold und Silber, Blei und Eisen, hat Zeus die Zeiten fabriziert. Von welchem Erz ist mein Jahrhundert? Man sieht es nicht, es ist plattiert.

Gegen den Löwen und Elefanten sind zu brauchen die Leibtrabanten; aber der Mücke wehren sie’s nicht, daß sie des Königs Nase zersticht.