Zitate von Blaise Pascal
page 5
Es gibt Laster, die uns nur in Verbindung mit andern Lastern anhaften: Wenn an den Stamm beseitigt, lassen sie sich wegnehmen wie Zweige.
Die Wahrheit ist in dieser Zeit so sehr verdunkelt, und die Lüge so allgemein verbreitet, daß man die Wahrheit nicht erkennen kann, wenn man sie nicht liebt.
Der Mensch, welcher nur sich selbst liebt, fürchtet nichts so sehr, als mit sich allein zu sein.
Das Recht ohne Macht ist machtlos – die Macht ohne Recht ist tyrannisch. Also muß man dafür sorgen, daß das was Recht ist, mächtig und das was mächtig ist, gerecht sei.
Empfindsamkeit für kleine Dinge und Gleichgültigkeit für große zeugen von einer seltsamen Verkehrtheit.
Weltliche Dinge muß man erkennen, damit man sie lieben kann. Göttliche Dinge muß man lieben, damit man sie erkennen kann.
Woher kommt es, daß ein Hinkender uns nicht beleidigt, während ein hinkender Geist dies tut? Die Ursache ist die: der Hinkende erkennt, daß wir gerade gehen, der hinkende Geist aber sagt, daß wir es sind, die hinken. Ohne dieses würden wir eher Mitleid als Zorn für ihn haben.
Durch zwei Pforten gehen Wahrheiten in unseren Geist ein; durch den Verstand und durch den Willen. Am natürlichsten ist der erste Weg, aber am gewöhnlichsten der zweite.
Die Menschen sind so notwendig verrückt, daß nicht verrückt sein nur hieße, verrückt sein nach einer anderen Art von Verrücktheit.
Niemals tut man so vollständig und so gut das Böse, als wenn man es mit gutem Gewissen tut.
Sorglos eilen wir in den Abgrund, nachdem wir etwas vor uns aufgebaut, was uns hindert, ihn zu sehen.
In seiner Religion muß man aufrichtig sein: wahre Heiden, wahre Juden, wahre Christen.
Das heißt abergläubisch sein, wenn man seine Hoffnungen auf Formeln und Zeremonien setzt; es heißt aber hochmütig sein, wenn man sich ihnen nicht unterwerfen will.
Wenn es eine die Natur übersteigende Verblendung ist, zu leben ohne zu erforschen, was man ist, so ist es eine grauenhafte Verblendung, böse zu leben, während man an Gott glaubt.
Man muß sich selbst erkennen. Wenn das nicht helfen sollte, das Wahre zu finden, so hilft es wenigstens dabei, sein Leben einzurichten, und es gibt nichts Richtigeres.
Es ist erstaunlich, daß noch nie ein kanonischer Autor sich der Natur bedient hat, um Gott zu beweisen.
Ich sehe nicht ein, weshalb es schwieriger sein sollte, die Auferstehung des Fleisches, die Empfängnis der Jungfrau zu glauben, als die Schöpfung?
Statt die Ideen der Dinge in uns aufzunehmen, färben wir alle einfachen Dinge, die wir betrachten, mit den Eigenschaften unseres zusammengesetzten Wesens.
Es ist gefährlich, den Leuten zu sagen, daß ihre Gesetze nicht gerecht seien, denn die Leute gehorchen ihnen nur, wenn sie glauben, daß ihre Gesetze gerecht seien.
Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.
Wäre die Nase der Kleopatra kürzer gewesen, hätte das Antlitz der Erde ein anderes Aussehen bekommen.
Der Mensch weiß nicht, welchen Platz er einnehmen soll, er hat sich offensichtlich geirrt und ist von seinem wahren Ort herabgesunken, ohne ihn wiederfinden zu können. Ruhelos und ohne Erfolg sucht er ihn überall in seiner unergründlichen Finsternis.
Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Gott der Philosophen und Gelehrten.
Man muß sich selbst kennen: dient das nicht dazu, die Wahrheit zu finden, so dient es zum mindesten dazu, unser Leben zu leiten, und Richtigeres gibt es nicht.
Die Macht und nicht die Meinung regiert die Welt. Aber es ist die Meinung, die sich der Macht bedient.
Die Gewalt ist die Herrscherin der Welt, und nicht die Meinung. Doch die Meinung ist diejenige, die von der Gewalt Gebrauch macht.
In der Liebe gilt Schweigen oft mehr als Sprechen. Es wirkt gut, wenn der Liebende in seiner Erregung nicht Worte finden kann. Es gibt eine Beredsamkeit des Schweigens, die tiefer eindringt, als das Sprechen es könnte.
Der Mensch braucht sich weder für ein Tier noch für einen Engel zu halten, noch beides zu ignorieren, er soll wissen, daß von beidem etwas in ihm ist.
Das Empfindungsvermögen des Menschen für die kleinen Dinge und die Unempfindlichkeit für die größten Dinge, ein Zeichen für eine sonderbare Umkehrung.
Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächste in der Natur: Aber ein Schilfrohr, das denkt.
Es ist herrlich, im wilden Sturm auf einem Schiff zu sein, von dem man weiß, daß es im Hafen ankommt.
Selbst das Elend des Menschen beweist des Menschen Größe. Es ist das Elend eines großen Herrn, das Elend eines entthronten Königs.
Die Gerechtigkeit und die Wahrheit sind zwei so feine Punkte, daß unsere Instrumente viel zu stumpf sind, um sie genau zu treffen. Wenn sie sie treffen, so zerdrücken sie den eigentlichen Punkt und stützen sich ringsumher mehr auf das Falsche als auf das Wahre.
Zerstreuung. Der Tod ist leichter zu ertragen, wenn man nicht an ihn denkt, als der Gedanke an den Tod, wenn man außer Gefahr ist.