Zitate von Blaise Pascal
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Was ist letzten Endes der Mensch in der Natur? Ein Nichts vor dem Unendlichen, ein All gegenüber dem Nichts, eine Mitte zwischen Nichts und All.
Es gibt nichts, was der Vernunft so sehr entspricht, wie diese Verleugnung der Vernunft.
Der Urquell der Wahrheit ist Gott. Wenn sie im Menschen zum Vorschein kommt, so bezeugt dies nicht, daß sie aus dem Menschen entspringt, sondern nur, daß der Mensch die Eigenschaft solcher Durchsichtigkeit besitzt, daß er sie zum Vorschein kommen lassen kann.
Man kann über sein Werk nicht urteilen, während es geschrieben wird. Man muß es zunächst beendigen und dann machen wie die Maler, Abstand nehmen.
Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er hätte sie selbst machen können.
Neugierde ist nur Eitelkeit. Meistens will man nur etwas erfahren, um darüber zu sprechen.
Die Natur hat Vollkommenheiten, um zu zeigen, daß die das Abbild Gottes ist, und Mängel, um zu zeigen, daß sie nur das Abbild ist.
Ein einziger Gedanke beschäftigt uns, wir können nicht gleichzeitig an zwei Sachen denken.
Der Mensch darf nicht glauben, er sei den Tieren gleich, er darf nicht glauben, er sei den Engeln gleich, er darf nicht das eine oder das andere übergehen, sondern er muß beides wissen.
Wenn der Mensch nicht für Gott geschaffen wurde, warum ist er dann nur in Gott glücklich? Wenn der Mensch für Gott geschaffen wurde, weshalb ist er dann so im Widerspruch zu Gott?
Es gibt nur zwei Arten von Menschen: die Gerechten, die sich für Sünder halten, und die Sünder, die sich für Gerechte halten.
Im Reiche des Fleisches herrscht recht eigentlich die Begehrlichkeit, im Reiche des Geistes recht eigentlich die Neugierde, in der Weisheit recht eigentlich der Stolz.
Man gilt in der Welt nicht für einen Sachverständigen in Versen, wenn man nicht mit dem Aushängeschild des Dichters, Mathematikers usw. auftritt.
Jedermann weiß, daß es zwei Eingänge giebt, wodurch die Meinungen sich in die Seele schleichen, das sind diese beiden Hauptvermögen: der Verstand und der Willen.
Ein Wunder ist eine Wirkung, welche die für sie eingesetzten natürlichen Mittel übersteigt.
Es ist eine Beredsamkeit des Schweigens, die tiefer eindringt, als es das Sprechen je könnte.
Die Erfindungen der Menschen schreiten von Jahrhundert zu Jahrhundert fort. Die Tugend und Bosheit der Welt bleibt im allgemeinen dieselbe.
Wir halten uns niemals an die gegenwärtige Zeit. Wir nehmen die Zukunft voraus, da sie zu langsam kommt, gleichsam um ihren Lauf zu beschleunigen. Und wir rufen die Vergangenheit zurück, um sie aufzuhalten.
Das mannigfaltige Elend des menschlichen Lebens hat all dies begründet. Da man dies erkannt hat, hat man sich für die Zerstreuung entschieden.
Wenn Du an Gott glaubst, aber Gott existiert nicht, so verlierst Du nichts – aber wenn Du nicht an Gott glaubst, und Gott existiert, so wirst Du in die Hölle geworfen. Deswegen ist es dumm, nicht an Gott zu glauben.
Die Zeit heilt Schmerzen und Streitigkeiten, weil der Mensch sich ändert: weder der Beleidigte noch der Beleidiger bleiben, was sie einmal waren.
Die unheilvolle Neigung, über die Dinge nicht mehr nachzudenken, sobald sie nicht mehr zweifelhaft sind, hat die Hälfte aller menschlicher Irrtümer zu verantworten.
Was ist der Mensch in der Natur? Im Vergleich zu der Unendlichkeit ein Nichts, das Höchste im Vergleich zu dem Nichts und die Mitte zwischen dem Nichts und dem Höchsten.
Eine feste und beständige Liebe beginnt stets mit einer Beredsamkeit, die sich handelnd kundtut: die Augen tun das meiste dabei.
Verdorbene Natur. – Der Mensch handelt nicht nach der Vernunft, die sein Wesen ausmacht.
Wenn du willst, daß die Leute gut von dir sprechen, darfst du nicht selber gut von dir sprechen.
Der letzte Schritt der Vernunft ist, anzuerkennen, daß unendlich viel über sie hinausgeht.
Der Glaube ist ein besserer Ratgeber als die Vernunft. Die Vernunft hat Grenzen, der Glaube keine.
Die Freude, welche die Liebe, die man nicht auszusprechen wagt, gewährt, hat ihr Schmerzliches, aber auch ihr Süßes.
Fürchte nichts, vorausgesetzt, daß du fürchtest. Aber wenn du nichts fürchtest, dann fürchte dich.
Man behandelt uns, wie wir behandelt sein wollen: wir hassen die Wahrheit, man belügt uns, wir wollen geschmeichelt sein, man schmeichelt uns; wir lieben es, getäuscht zu werden, man täuscht uns.
Die Gerechtigkeit ist ohnmächtig ohne die Macht; die Macht ist tyrannisch ohne die Gerechtigkeit.