Zitate von Carl Spitteler
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Ich kenne aber nichts Beleidigenderes als einen Ruhm ohne Ehrerbietung. Erst achtet einen Menschen, dann verbeugt euch, hierauf verbeugt euch noch einmal, hernach rühmt ihn.

Für einen fühlenden Menschen bedarf es der Entschuldigung, dass er sich des Wohlbefindens erfreut, während andere leiden.

Häßlich grinst das Alter und Verderben, der Jugend Lebensdurst und das Gesicht der Erben.
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In der Familie der Wohltätigkeitsliteratur gibt es eine […] überaus effektvolle, populäre und dankbare Spezies […]: die Entrüstungsliteratur. Charakteristisch […] ist ihre Willkürlichkeit, Launenhaftigkeit und Zufälligkeit in Hinsicht auf den Gegenstand der Entrüstung.

Warum schmücken sich die Frauen? Halten sie uns etwa allen Ernstes für so dumm, daß wir den von außen hinzugelegten Flitter ihrem Wesen, ihrem persönlichen Wert zuzählen würden? Nein, für so dumm halten sie uns nicht, wohl aber für so töricht. Und mit Recht.

Ein Herz muß dann und wann an seinem Glück sich laben, es muß der Liebe viel und etwas Frohsinn haben.

Eh daß man einen Unzufriedenen zankt, Entfernt ihm lieber erst den Dorn, woran er krankt.

Und eine einzige Tugend fordert mein Gemüte Von jeglichem Geschöpf, die leichteste: die Güte.
![Carl Spitteler - Ein gerechtes Urteil [über einen Feind] wird [...] als Parteinahme für den Feind empfunden....](https://www.netzitate.com/bilder/808/zitate-von-carl-spitteler-14.jpg)
Ein gerechtes Urteil [über einen Feind] wird […] als Parteinahme für den Feind empfunden.

Wenn schon die Poesie überhaupt ein Rätsel ist, so ist die Lyrik das Rätsel der Rätsel.
![Carl Spitteler - Politische Staatengebiete [sind] keine sentimentalen und keine moralischen Mächte, sondern Gewaltmächte. N...](https://www.netzitate.com/bilder/811/zitate-von-carl-spitteler-17.jpg)
Politische Staatengebiete [sind] keine sentimentalen und keine moralischen Mächte, sondern Gewaltmächte. Nicht umsonst führen die Staaten mit Vorliebe ein Raubtier im Wappen. […] Jeder Staat raubt, soviel er kann.

Der Witz der Weisheit ist, daß einer, wenn er stolpert und aus den Brombeeren strauchelt, in die Himbeeren holpert.

Qualen jeglichem Geschöpfe schenkt die gütige Natur, aber Mitleid und Erbarmen blüht im Menschenherzen nur.

Besser auseinandergehen in Einigkeit, als immerdar beisammen sein mit Zank und Streit.

Jedes Sehen will gelernt und geübt sein. Man sieht bloß, was man unterscheidet, und man unterscheidet nur, wofür man sich einmal interessierte und was man mit Namen zu nennen weiß.

In der Tat läßt sich die ganze Weisheit der Weltgeschichte in einen einzigen Satz zusammenfassen: Jeder Staat raubt, soviel er kann. Punktum. Mit Verdauungspausen und Ohnmachtsanfällen, welche man „Frieden“ nennt.

Es ist nicht die geringste, tatsächliche Macht vonnöten, um einen Terrorismus zu begründen, es genügt, daß jedermann sich ducke.

Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden.

Alle, die jenseits der Landesgrenze wohnen, sind unsere Nachbarn, und bis auf weiteres liebe Nachbarn; alle, die diesseits wohnen, sind mehr als Nachbarn, nämlich unsere Brüder.

Die Schönheiten der italienischen Natur wollen weilend genossen sein, nicht im Wandel, sondern aus dem Rahmen von Palästen und Kunstgärten, träumend und erschöpfend.

Denn niemand ist so groß, und reicht er zu den Sternen, Eh daß er etwas kann, muß er’s bescheiden lernen.

Und dieses einzig nenn‘ ich Glück, daß eines Mannes Name sich vermähle mit der ganzen Menschheit Wohlgedeihen, also daß die künftigen Geschlechter dankend ihn begrüßen. Dieses heiß‘ ich Glück, und alles andere Wohlbefinden nenn‘ ich unwert eines edlen Mannes.

Was vergangen, sei vergeben, Wer da glaubt und hofft, wird leben. Was faul ist, das muß fallen. Gruß von Gott den Mutigen allen.

Schwierigkeiten heilt man nicht mit Gewalt und Kalamitäten, nicht mit Beschlüssen, sondern mit Klugheit und Vorsicht.

Wohin Sie mit dem Herzen horchen, sei es nach links, sei es nach rechts, hören Sie den Jammer schluchzen, und die jammernden Schluchzer tönen in allen Nationen gleich, da gibt es keinen Unterschied der Sprache.

Es gibt ein altes bewährtes Mittel gegen den Ärger, welchen einem die angebliche Unzulänglichkeit eines andern verursacht: besser machen.

Wer lügt in den Schlachtberichten? Nicht diese oder jene Nation, sondern jeweilen der Geschlagene. Der Sieger hat es leicht, bei der Wahrheit zu bleiben.

Die Frauen nämlich gehören stets zu den modernsten aller Menschen; und nicht bloß deswegen, weil sie meistens jünger sind, als ihr Geburtsschein behauptet.

Die Natur kennt das Zeitwort „sollen“ nicht; das stammt aus der Sozialgrammatik der Menschen.

Daß Edelmut, Seelenreinheit und Herzinnigkeit „Schwächlichkeit“ heißen sollten, das werden wir niemals begreifen und, soweit das in unsern Kräften liegt, auch niemals dulden.

Weder das Alter noch die Jugend sind im mindesten ein Verdienst noch ein Vorzug, ja nicht einmal eine Eigenschaft, sondern einfach ein Zustand. Man ist jung oder alt, so wie man gesund oder krank ist.

Zu jeder Zeit geht unter, was niedrig ist und faul. Stillschweigend schafft der Meister, der Stümper braucht das Maul.

Hohn und Jubel sind die denkbar lautesten Äusserungen der Parteilichkeit, schon darum auf neutralem Gebiet verwerflich.

Es ist im Menschenvolk einmal so Brauch, Vor irgendwem im Staub zu liegen auf dem Bauch.

Für alle galt, für jeden war gemeint die Träne, die um einen ward geweint. War keiner so verachtet und gering, der nicht ein kleines Tröpflein mit empfing.