Zitate von Epiktet
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Durch den blendend weißen Anstrich seines Hauses die Bewunderung auf sich ziehen zu wollen, verrät nicht den rechten Sinn für Schönheit; seinen Charakter aber mit Biedersinn und Gemeinsinn zu schmücken, das verrät Sinn für das Schöne und zugleich Menschenliebe.

Die Natur hat dem Menschen eine Zunge gegeben und zwei Ohren, damit wir doppelt so viel von andern hören, als wir selbst reden.

Man gehört noch zum Pöbel, so lange man immer auf andere die Schuld schiebt; man ist auf der Bahn der Weisheit, wenn man immer nur sich selber verantwortlich macht; aber der Weise findet niemanden schuldig, weder sich noch andere.

In allen Lebenslagen achte zumeist auf das Sichere! So ist Schweigen sicherer als Reden; zu meiden aber ist alles Reden, das der Vernunft entbehrt.

Verlange nicht, daß das, was geschieht, so geschieht, wie du es wünschst, sondern wünsche, daß es so geschieht, wie es geschieht, und dein Leben wird heiter dahinströmen.

Kein Verständiger soll sich einem Amte entziehen. Denn einmal ist es gottlos, sich loszumachen von der Aufgabe, den Bedürftigen zu helfen, sodann ist’s auch unedel, den Schlechteren Platz zu machen. Denn es ist ja verkehrt, lieber schlecht regiert werden wollen als gut regieren.

Es ist deine Aufgabe, die erhaltene Rolle gut durchzuführen. Die Rolle auszuwählen kommt einem anderen zu.

Deine Aufgabe ist, die Rolle, die dir zuerteilt wurde, gut zu spielen; die Auswahl der Rolle steht einem andern zu.

Es ist ebenso schwierig für die Reichen, Weisheit zu erlangen, wie für die Weisen, Reichtum zu erlangen.

Wie die Sonne nicht auf Lob und Bitten wartet, um aufzugehen, sondern eben leuchtet und von der ganzen Welt begrüßt wird, so darfst auch Du weder Schmeicheln noch Beifall brauchen, um Gutes zu tun.

Bei der Mahlzeit bedenke: Du bewirtest zwei Gäste, deinen Leib und deine Seele; und was du dem Leibe bietest, wirst du bald wieder von dir geben; was du der Seele bietest, behältst du für immer!

Drei Reben trägt der Weinstock: die eine bringt die Lust, die andere den Rausch, die dritte die Freveltat.

Wer einen guten Körper hat, dem können Hitze und Kälte nichts anhaben. Also können auch dem, welcher eine gute Gemütsverfassung hat, Zorn, Schmerz, Freude und alle andern Leidenschaften nichts anhaben.

Beschimpfe und tadle auf jeden Fall nicht diejenigen, die sich dem Geschlechtsgenuß hingeben. Erzähle auch nicht überall, daß du dies nicht tust.

Tod, Verbannung und alles andere, was als furchtbar gilt, halte dir täglich vor Augen, besonders aber den Tod, und du wirst niemals kleinliche Gedanken haben oder etwas übermäßig begehren.

Wie der Stein, der das Gold prüft, nicht auch selbst von dem Golde geprüft wird, also ist es auch mit dem Richter.

Zwei Gäste sind es, die du stets bewirtest: deinen Leib und deine Seele. Was du dem Leib bietest, gibst du bald wieder her. Was du aber der Seele bietest, behältst du für immer.

Reden wir etwa sonderbares Zeug, wenn wir behaupten, daß der Schaden eines jeden Wesens in dem besteht, was wider seine Natur geht?

Es gibt nur einen Weg zum Glück und der bedeutet, aufzuhören mit der Sorge um Dinge, die jenseits unseres Einflußvermögens liegen.

Das wechselvolle Leben gleicht einem reißenden Strom. Es ist voll Bewegung, führt viel Geröll mit sich, ist schwer zu durchschreiten, herrisch und brausend, und ist schnell vorüber.

Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht.

Wie lange willst du es noch aufschieben, dich der Erfüllung höchster sittlicher Ansprüche für wert zu erachten und in keinem Fall gegen die Vernunft zu verstoßen, die die grundlegende Unterscheidung der Dinge erlaubt?

Bei jedem wirklichen Laster zieht als Lockspeise eine Lust mit Leichtigkeit die begehrlichen Seelen zum Haken des Verderbens hin.

Wie es besser ist, auf knappen Sitz gezwängt sich seiner Gesundheit zu erfreuen, als auf bequemen Pfühl gelagert krank zu sein, also ist’s auch besser bei kleinem Besitz in Einschränkung wohlgemut zu sein, als trotz großen Besitzes die Heiterkeit des Gemütes zu entbehren.

Einem Arzte, der nichts verschreibt, zürnen die Kranken und glauben, sie seien von ihm aufgegeben.

Willst du in gutem Leumund stehen, so führe einen guten Mund! Um wiederum das zu können, versuche gut zu handeln! So wirst du guten Leumund gewinnen.

Wenn du die Leitung eines Schiffes übernehmen wolltest, würdest du vor allem die Kunst des Steuermannes dir aneignen. Also auch im Staatsleben. Dann wirst du, wie dort das ganze Schiff, so hier den ganzen Staat nach Belieben lenken können.

Wie die Gans durch ihr Geschnatter, das Schaf durch sein Blöken niemanden erschreckt, so soll auch die Stimme der unvernünftigen Menge auf dich keinen Eindruck machen!

Sollte es dir aber begegnen, daß du dich einmal vor dir selbst nach außen wendest und der Welt gefallen willst, so hast du deinen richtigen Zustand verloren. Begnüge dich, immer ein Philosoph zu sein, und willst du es auch jemand scheinen, so scheine es dir selbst – das ist genug.

Das ist die Ursache aller dieser Übel für die Menschen, dass sie die Gemeinbegriffe nicht auf die einzelnen Gegenstände anzuwenden vermögen.

Dem Spieler eines Stückes gleichst du: Erwählt dich dein Meister zum Bettelmann, so spiele den Bettelmann natürlich. Ebenso, wenn er dich zum Hinkenden, zum Fürsten, zum Privatmann wählt. Denn auf dir liegt es, die aufgegebene Person gut zu spielen: sie zu erlesen, ist eines anderen.

Eins von beiden musst du wählen: entweder bei deinen alten Freunden ebenso beliebt sein wie früher, indem du ebenso bist wie früher, oder, falls du über deinen früheren Standpunkt hinausgeschritten bist, auf deine früheren Beziehungen zu verzichten.