Zitate von Epiktet
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Sei nicht feiger als die Kinder! Wenn es dir angezeigt erscheint, sage: Ich spiele nicht mehr mit.

So ist Krankheit ein Hindernis des Körpers, nicht des Willens, insofern dieser sie nicht selbst dazu macht. Hinken ist ein Hindernis des Beines, nicht des Willens. Sage dir das bei allem, was sich für dich ereignet, so wirst du finden, daß die Ereignisse stets etwas anderes tun, als dich hindern.

Anderen an seinem Unglück die Schuld geben, ist ein Zeichen von Dummheit, sich selbst die Schuld geben, ist der erste Schritt zur Einsicht; weder anderen noch sich selbst die Schuld geben, ist ein Zeichen von Weisheit.

Die Menschen werden nicht von den Dingen bedrängt, sondern von den Vorstellungen, die sie sich machen.

Teile nach Vermögen Fremden und Dürftigen von deiner Habe mit! Denn wer einem Dürftigen nicht gibt, wird auch selbst nichts erhalten, wenn er dürftig ist.

Nicht die Dinge selbst, sondern nur unsere Vorstellungen über die Dinge machen uns glücklich oder unglücklich.

In geschlechtlicher Hinsicht übe vor der Ehe größtmögliche Zurückhaltung. Wenn du dich dennoch darauf einläßt, so bleibe im Rahmen des gesetzlich Erlaubten.

Das Kleinlichste auf Erden ist Habsucht, Vergnügungssucht und Großsprecherei, – das Größte: Großmut, Sanftmut, Wohltätigkeit.

Hat man einen verkommenen Freund, so muß man, wenn man engen Umgang mit ihm pflegt, ebenso verkommen, auch wenn man selbst unverdorben ist.

Nichts ist kleinlicher als Gewinnsucht und Vergnügungssucht und Großsprecherei; nichts aber steht höher als Großsinn und Sanftmut, als Menschenliebe und Wohltätigkeit.

Besser ist’s, manchmal einen Fehlgriff zu gestehen und öfter verständig zu sein, als manchmal einen Irrtum zu gestehen und dabei oftmals fehlzugreifen.

Einen Zustand, den du nicht erleiden willst, rufe auch nicht bei anderen hervor. Lässest du dich von Sklaven bedienen, so wirst du selbst sklavisch erscheinen. Wie Laster und Tugend nichts gemein haben, also auch nicht Freiheit und Sklaverei.

Wie du wohl nicht in einem großen, schöngewölbten und reichvergoldeten Schiffe fahren wolltest, um darin unterzugehen, so wünsche auch nicht in einem großen und prächtigen Hause zu wohnen, um darin den Sorgen zum Opfer zu fallen!

Wie das Gerade der Richtschnur nicht bedarf, also bedarf auch das Gerechte nicht der Zurechtweisung.

Wer dem unausweichlichen Schicksal sich in rechter Weise fügt, der gilt als weise uns und kennt der Götter Walten.

Verständig ist, wer sich nicht betrübt über das, was er nicht hat, sondern sich freut über das, was er hat.

Überlege dir, was du bist! In erster Linie ein Mensch, d. h. ein Wesen, das keine wichtigere Fähigkeit besitzt als seinen freien Willen.

Wenn du das Kleinliche anstatt des Großen bewunderst, so wird man dich verachten; wenn du aber das Kleinliche verachten kannst, dann wird man dich bewundern.

Niemand, der das Geld, die Lust, den Ruhm liebt, liebt auch die Menschen; sondern nur der, welcher die Tugend liebt.

Wohin ich auch gehe – es gibt überall eine Sonne, einen Mond, Gestirne, Träume für den Schlaf, Vögel – und die Allgegenwart Gottes.

Es ist eine Frage, welches schwerer ist, zu denken oder nicht zu denken. Der Mensch denkt aus Trieb, und wer weiß nicht, wie schwer es ist, einen Trieb zu unterdrücken. Die kleinen Geister verdienen also wirklich die Verachtung nicht, mit der man (ihnen) nun in allen Landen zu begegnen anfängt.

Zuerst muß man erkennen, daß Gott existiert und für das Weltall sorgt und daß ihm keine Tat, keine Willensregung und kein Gedanke verborgen bleibt.

Am wenigsten wirst du bei deinen Urteilen fehlgreifen, wenn du selbst ohne Fehl durch das Leben gehst.

Angesichts jeden Wunsches muß man sich die Frage stellen: Welchen Vorteil bringt es, ihn sich nicht zu erfüllen?

Beim Gespräch sieh dir deinen Mann nach diesen drei Richtungen an: ob er besser, ob er schlechter ist als du, oder ob er dir gleicht! Ist er besser, so höre und folge; ist er schlechter, so überrede ihn; ist er dir gleich, so stimme mit ihm überein! So wirst du nie in Streit kommen.

Wir müssen die Dinge, die in unserer Macht stehen, möglichst gut einrichten, alles andere aber so nehmen, wie es kommt.

Mit Würde leben und mit Aufwand leben ist nicht das nämliche. Ersteres wird durch Enthaltsamkeit, Genügsamkeit, durch geordnetes Wesen und durch Wohlverhalten, sowie durch Einfachheit erzielt; letzteres erscheint im Geleit von Zuchtlosigkeit, Üppigkeit, Unordnung und Sittenlosigkeit.

Wer ermahnen will, muß vor allem auf das Ehrgefühl und den Ruf des zu Ermahnenden achten. Denn wer die Scham verlernt hat, dem ist durch Ermahnung nicht beizukommen.

Habe täglich den Tod vor Augen; das wird dich vor kleinlichen Gedanken und vor maßlosen Begierden bewahren.

Richte nicht eher in irgendeinem andern Gericht, ehe du nicht am Rechte selbst geprüft worden bist!

Wie ein Schiff nicht an einen Anker hängen darf, so auch unser Leben nicht an einer Hoffnung.

Wie der Wolf dem Hunde gleicht, so gleicht auch der Schmeichler, der Ehebrecher, der Schmarotzer dem Freunde. Darum sei auf deiner Hut, dass du nicht anstatt der Hunde und Wächter, ohne es zu merken, Wölfe und Verderber bei dir aufnimmst!