Zitate von Friedrich von Logau
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Ein hoher starker Baum muß vor dem Winde liegen; Ein niederträchtig Strauch, der bleibet stehn durch Biegen.

Ob die Armut gleich nichts hat, gibt sie dennoch reiche Gaben, Durch sie kann man Sicherheit und ein gutes Gewissen haben.

Die Wahrheit ist ein Weib, das zwar kein Laster kennt, doch weil sie nackt und bloß, so wird sie sehr geschänd’t.

Die Poesie hat eine grosse Verwandschafft mit anderen Wissenschafften und Künsten, auch mit der Rechts-Lehre.

Pferde kennt man an den Haaren, Kleider können offenbaren, Wie des Menschen Sinn bestellt und wie weit er Farbe hält.

Tu, was jeder loben müßte, wenn die ganze Welt es wüßte; tu es, daß es niemand weiß, und gedoppelt ist der Preis.

Ochsen spannt man nicht an Faden, denn er würde stracks zerrissen: So auch läßt sich schwerlich binden, wer Gewalt hat, an Gewissen.

Wo der Zorn der Richter ist, Hat Gerechter schon verspielt, Weil der Zorn nicht auf das Recht, Sondern auf die Rache zielt.

Untergehn und nicht vergehn ist der Sonnen Eigenschaft. Durch des Schöpfrs Will‘ und Kraft stirbt der Mensch zum Auferstehn.

Wenn Torheit täte weh, o welch erbärmlich Schrei’n würd‘ in der ganzen Welt in allen Häusern sein!

Die Mutter trägt im Leibe das Kinde dreiviertel Jahr; die Mutter trägt auf Armen das Kind, weil’s schwach noch war; die Mutter trägt im Herzen die Kinder immerdar.

Wer ehrlich hat gelebt und selig ist gestorben, hat einen Himmel hier und dort erworben.

Der Mai Dieser Monat ist ein Kuß, den der Himmel gibt der Erde, daß sie jetzt und seine Braut künftig eine Mutter werde.

Die Finken, die im Lenz nicht singen, die bringen’s auf den Herbst dann ein. Der muss dann alt erst rasend sein, der jung es konnte nicht vollbringen.

Was sind gute Freunde? Sie sind vermummte Feinde; Wenn von mir weicht das Glücke, Entblößt sich ihre Tücke.

Einem trauen ist genug; Keinem trauen ist nicht klug; Doch ist’s besser keinem trauen, Als auf gar zu viele bauen.

Der Henker und die Gicht Der Henker und die Gicht verschaffen gleiche Pein, Nur er macht kleine lang, sie lange Leute klein.

Man lobt die Redlichkeit und sieht sie nicht hier oben. Man tut gar recht: Sie starb! Gestorbne muß man loben.

Wodurch wird Würd‘ und Glück erhalten lange Zeit? Ich meine: durch nichts mehr als durch Bescheidenheit.

Wer Tugend hat und Kunst, wird nimmer nie vertrieben, Ist, wo er immer ist, als wie zu Hause blieben.

à la mode-Kleider, à la mode-Sinnen, wie sich’s wandelt außen, wandelt sich’s auch innen.

Schlecht ist es mit dem Glauben an Gott bestellt, Wenn man nicht Treu und Glauben dem Nächsten hält.

Freud‘ und Leid sind Reiseleute, ziehen immer aus und ein; doch will dieses immer länger, jenes kürzer bei uns sein.

Dieses Mahl gefällt mir wohl, drauf sich frischt und speist nicht nur unser Aug und Leib, sondern auch der Geist.

Diogenes ist todt; wenn dieser lebte heute, Er leuchtete sich todt, eh‘ als er fände Leute.

Zeiten fordern wieder, was die Zeiten gaben; drum ist’s nur gelehnet, was wir Menschen haben.

Wenn die Jugend eigen wüßte Was das Alter haben müßte, Sparte sie die meisten Lüste.

Willst du fremde Fehler zählen, heb an deinen an zu zählen. Ist mir recht, wird dir die Weile zu den fremden Fehlern fehlen.