Zitate von Gustave Flaubert
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Die Dummheit ist etwas Unumstößliches. Nichts geht gegen sie an, ohne an ihr zu zerschellen.

Heutzutage geht der Mann geradeswegs los auf eine Frau, fasst sie ins Auge, findet sie „verführerisch“, macht die Wette mit seinen Freunden: Ist sie die Frau eines anderen, wird die ganze Farce nur noch um so reizvoller!

Die Schule der Vergebung hat uns dahin geführt, zwischen einem Schurken und einem ehrenhaften Menschen keinen Unterschied zu machen.

Liebe erblüht im Staunen einer Seele, die nichts erwartet und sie stirbt an der Enttäuschung des Ichs, das alles fordert.

Nach der Qual, nicht mit denen zu leben, die man liebt, ist es das Schlimmste, mit denen zu leben, die man nicht liebt.

Die Begierde nach einer Frau, die man besessen hat, ist etwas Grauenvolles und tausendmal schlimmer als alles andere; fürchterliche Phantasiebilder verfolgen einen wie Gewissensbisse.

Die sogenannte Freude an der guten Tat ist Selbsttäuschung – sie unterscheidet sich nicht von dem Vergnügen eines Menschen, der verdaut.

Es wäre besser gewesen, es wie alle Welt zu machen, das Leben weder zu ernst noch allzu lächerlich zu nehmen.

Das Leben ist nicht leicht! Eine komplizierte und kostspielige Sache!… Man braucht zu allem Geld…

In einem Buch müssen sich Sätze wie die Blätter im Wald bewegen, alle in ihrer Ähnlichkeit unähnlich.

Quadratur des Kreises: Man weiß nicht, was das ist, aber mit den Achseln zucken, wenn das Gespräch darauf kommt.

Kuppel: Architektonischer Kraftakt. – Wie das bloß hält? – Man nenne zwei Beispiele: die Kuppeln des Invalidendoms und der Peterskirche in Rom.

Schauspielerinnen: – Sie sind von fabelhafter Lüsternheit. – Tagsüber schlafen sie, nachts veranstalten sie Orgien, sie verschlingen Millionen und enden im Siechenhaus.

Nur dem im Überfluß Geborenen steht der Luxus gut. Wer sich ein Vermögen verdient hat, weiß fast nie, wie er davon leben soll.

Zeuge: Man muss sich weigern, als solcher vor Gericht zu treten; man weiß nie, wohin das führt.

Bajaderen*: Alle Frauen des Orients sind Bajaderen. – Dieses Wort beflügelt die Phantasie ungemein.

Ich lebe auf eine wilde und außergewöhnliche Weise, die mir sehr gefällt, ohne ein Ereignis, ohne ein Geräusch. Dies ist das objektive, vollkommene Nichts.

Ich scheue die Disziplin, den mathematischen Geist, den beschränkten Geist, das Herz der Händler, das so vertrocknet ist wie das Holz ihres Ladentisches.

Man muß die Mode des Korsetts verschwinden lassen, eine scheußliche Angelegenheit von empörender Geilheit und extremer Unbequemlichkeit, in gewissen Momenten. Ich habe manchmal sehr darunter gelitten.

Mir weismachen zu wollen, daß die Würde eine menschliche Eigenschaft ist, ist reinster Hohn.

Der Verfasser soll in seinem Werke sein wie Gott im Weltall: Überall gegenwärtig und nirgends sichtbar.

Ich will über die moralische Geschichte der Menschen meiner Generation schreiben – oder genauer über die Geschichte ihrer Gefühle. Es ist ein Buch über Liebe und Leidenschaft; aber eine Leidenschaft wie sie heute existieren kann – nämlich eine untätige.

Haar! Wundervoller Mantel des Weibes in Urzeiten, als es noch bis zu den Fersen herabhing und die Arme verbarg.

Gnade, Humanität, Gefühl, Ideal haben uns so viele häßliche Streiche gespielt, daß man es mit dem Recht und der Wissenschaft versuchen sollte.