Zitate von Hermann Graf Keyserling

Wesentliches lernt der Mensch allein von solchen, deren Natur von der seinen verschieden ist.

Wesentlich erzieht einzig die Kinderstube. Was aus einem Menschen wird, entscheidet sich grundsätzlich vor seinem achten Lebensjahr.

Alle Kulturen, deren Entstehung wir verfolgen können, sind aus einer Befruchtung des Bodenständigen durch Fremdes hervorgewachsen.

Fast jeder schöpferische Geist hat über ein schlechtes Gedächtnis geklagt, den meisten Gedächtniskräftigen fällt wenig ein.

Aber was gehen uns die Nachteile der anderen an? Unter seinen Fehlern leidet jeder selbst genug. Das Positive allein sollen wir beachten.

Auch ohnmächtige Sehnsucht kann adeln, und Wahrhaftigkeit adelt in jedem Fall.

Älterwerden bedeutet bei jenen, die fortschreiten, ein unaufhaltsames Aufhellen.

Man wird wesentlich nicht älter mit den Jahren, man wird jünger, sofern der Geist in einem dominiert.

Kultur hat ihren sichersten Gradmesser an dem, wieviel einer aushält im Guten wie im Schlimmen. Der Kultivierte besteht die Niederlage geistig ungebrochen.

Umgekehrt aber wäre notwendig auch die Welt vollkommener, wenn ich vollkommener wäre, so daß ihr künftiger Charakter allseitig bedingt wird vom Wollen und Vollbringen ihrer heutigen Elemente. Und zwar aller ohne Ausnahme: jedes Einzelnen flüchtige Gebärde wirkt durch Äonen nach.
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Der Arbeitende muß sich […] dazu erziehen, bei allem, was er tut, unmittelbar den Sinn der Sache im Auge zu haben.

Vorgestelltes wird ja zwangsläufig wirklich, und in kritischen Lagen haben die letzten sich schon oft als die wesentlich ersten erwiesen…

Was mich hinaustreibt in die weite Welt, ist eben das, was so viele ins Kloster getrieben hat: die Sehnsucht nach der Selbstverwirklichung.

Die wenigsten Menschen vertragen es, ohne Rückversicherung etwas zu tun, was sie für recht halten.

Wovon hängt der relative Wert der bestimmten Leistung eines Autors ab? Unter der Voraussetzung gleichbleibenden Könnens vom Grad der Entsprechung zwischen Persönlichkeit und Thema, oder allgemeiner, zwischen Person und Sache.

Frei ist der Mensch nur dann, wenn er auf das Geborgensein verzichtet und sich auf das Risiko einläßt.

Die Welt wird mit jedem Tag ärger. Dass dies der eigentliche Sinn des Fortschritts ist, illustriert mit erschreckender Deutlichkeit Amerika.
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Jeder Teil der Seele muß persönlich eingesehen haben, was er [der Heilige] eigentlich will, was er soll, worin seine Vollendung besteht, unerfahrene Wahrheiten erkennt er nicht an, und, um genug zu erleben, muß er sich vielem aussetzen.

Vorwärts kommt der allein, der alles von sich und von anderen nur so viel erwartet, als unumgänglich scheint, damit er seinen Weg dann selber finde.

Die Frage nach dem Wert einer Weltanschauung ist eine Frage nach dem Stil. Natürlich meine ich nicht den Stil der Sprache: ich meine den des Denkens.

Gott wird als Du oder Ich erlebt, je nachdem, wo das Bewusstseinszentrum ruht; doch wer ihn als Ich erlebt, erlebt ihn tiefer.