Zitate von Jeremias Gotthelf
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Es gibt keine gefährlichere Stellung auf Gottes Erde, als den Kopf gen Himmel zu strecken, während man nichts unter den Füßen hat.
Mit nichts kann man sich mehr versündigen als mit Klagen, wo man doch alle Ursache hätte, Gott zu loben und zu preisen.
Es gibt Worte, sie gehen in den Kopf wie Splitter ins Fleisch: man merket es nicht. Erst nach einer Weile fangen sie an zu schmerzen und zu eitern, und oft hat man seine liebe Not, ehe man sie wieder rauskriegt.
Gott tut nichts, wozu er dem Menschen Mittel und Kräfte gegeben, es selbst zu tun.
Um zufrieden zu sein, das heißt, über der Not zu stehen, kommt es nicht darauf an, was man hat, sondern darauf, was man ist.
Wenn die Menschen wüßten, wie niedrig ein Mensch bleibt, der nichts im Kopfe hat als Begreifliches!
Kann man eine Bürde auch abwerfen, so kömmt eine andere; eine Bürde wird man nicht los, solange wir im Leibe wohnen, und gar oft gäbe man sein halbes Leben darum, wenn man die neue Bürde abwerfen könnte und die alte wieder nehmen.
Reich sein an Freude hängt nicht vom Reichtum oder der Armut ab, sondern von einem genügsamen und zufriedenen Herzen.
Man muß begreifen lernen, wie hohe Gesinnung sein kann bei gemeiner Arbeit, und wie unrecht jeder tut, der von der äußern Beschäftigung auf den innern Wert des Menschen schließt.
Merkwürdig ist, daß der Satan nie besser Gelegenheit findet, in uns zu fahren, seine Thüren nie offnener findet, als wenn wir gerühmt werden.
Wo Ordnung sein soll, muß Disziplin sein, das ist aber nur möglich, wo Gerechtigkeit ist, jeder seine Pflicht tut.
Liebe und Verstand muß man alle Tage als Schleifstein brauchen, wenn es gut kommen soll.
Der Mensch kennt selten den wahren Wert eines angeborenen Schatzes eher, als bis er ihn verloren hat.
Dankbarkeit kommt da niemals, wo man einem alle Tage Wohltaten vorhält. Sie ist eine gar wunderliche Pflanze; sobald man ihren Wachstum erzwingen will, verdorret sie.
Die Menschen wissen nicht, wie schön es in Kinderherzen aussieht, in denen die Liebe aufblüht; sie wissen aber auch nicht, wie zart die Pflanze ist in ihrem Frühling, und wie leicht ein Frost sie lähmt oder tötet.
Wenn Ärger im Menschen ist, so macht er selten das Klügste, sondern gewöhnlich das Dümmste.
Gott wird sorgen, daß mit der Zeit die Erfahrung kömmt und mit der Erfahrung die Weisheit.
Niemanden zu haben auf der Welt, zu dem man sich flüchtet, auf den man in der Not bauen kann, das ist ein Weh, an dem manches Herz verblutet.
Es gibt… Verhältnisse, Umstände, Umgebungen, es gibt eine Atmosphäre um den Menschen, in welcher das durchbrechende Neue nicht reflektirt, sich nicht gestalten kann, es strahlt wohl aus, aber es erlöscht wieder, weil es keine Nahrung findet.
Ich erfahre es täglich mehr, daß da, wo man am meisten vom Herz redet, die Herzlosigkeit am größten ist.
Der Liebe hat Gott in jedem menschlichen Herzen einen Altar aufgerichtet, das Lämplein auf demselben zugerichtet und zu demselben gestellt als Gott geweihte Priesterin die Mutter – sie brennt die heilige Flamme an.
Drei Dinge dürfen nicht fehlen: ein weiser Rat, ein festes Wort und saubere Finger. Das sind drei Worte und drei Dinge, welche nicht zu oft beisammen sind, aber beisammen sein müssen, um jemand zum Manne zu machen.
Er trug bloß eine Krankheit davon, er erkältete sich das Herz und das ist hundertmal ärger als wenn man sich Füße, Kopf und über und über die ganze Haut erkältet.
Das ist leider so, daß, wenn das Gemüt verstimmt ist, es alles unrecht auslegt und jede Berührung falsche Töne gibt.
Wo in einem Herzen die Harmonie zerstört wird, und ein Grollgefühl die Oberhand gewinnt, da tritt Beschränkung ein.
Der Schatten, den der Tod eines Gerechten über das Leben der Seinen wirft, vergeht, wenn die Hoffnung aufgeht und zum Bewusstsein kommt.
Ein Leben ist kein Licht; ein Licht kann ich wieder anzünden. Das Leben ist eine Flamme Gottes; einmal lässt er sie auch brennen auf Erden, dann nicht wieder.
Schön predigen ist nicht schwer und viel glauben auch nicht, aber den Glauben zum Leben werden zu lassen, und die Predigt zu einer Brücke vom alten Wort ins junge Leben, das ist schwer.
Je unbestimmter die Gefahr ist, welcher man entgegengehet, desto größer ist das Grauen, mit welchem man sich plagt.
Erst wenn man mit eigenen Augen so recht in anderer Menschen Verhältnisse hineinsieht, begreift man, wie gut man es hat.
Das Christentum bleibt ewig das gleiche, aber wie es in jedem Menschen neugeboren wird, so wird es auch neugeboren in jeder Zeit.
An unbeschränkter Freiheit gehen die Menschen nicht dutzendweise, sondern zu Tausenden zugrunde.
Es ist so herrlich, eine Seele sein nennen zu können, und doch können so viele Menschen sich nur über neue Kleider freuen.