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Aus dem Kerne, den die Menschen verworfen, läßt Gott oft emporwachsen die edelste Frucht.
Jeremias GotthelfWer im Kleinen ungetreu ist, wird der treu im Großen werden? Und wer an Vater oder Mutter, an Weib und Kindern ein Schelm ist, kann der ein Ehrenmann sein gegenüber seiner Gemeinde oder gar dem Staate?
Jeremias GotthelfDie Ehe ist das Höchste in des Menschen Leben, sie fordert die größte innere Vollendung, sie gibt den edelsten Kräften Raum, sie stellt Göttergleiches dar.
Jeremias GotthelfOh, wenn man geben kann, man weiß nicht, wie es einem anders ist, als wenn man nehmen muß.
Jeremias GotthelfO, wenn man einander mehr das Wort gönnte, wie manche Bürde wäre weniger auf der Welt oder leichter!
Jeremias GotthelfÄußere Zucht und Ordnung dürfen nie die Hauptsache sein in der Erziehung; sie wirken oft nicht einmal so lange, wie die Eltern über die Kinder die Rute schwingen.
Jeremias GotthelfDen meisten Menschen ist an den eigenen Seelen nichts gelegen, darum auch an den Seelen der anderen nicht. Das ist ein Grundübel dieser Zeit.
Jeremias GotthelfDafür ist man auf der Welt, um sich vertragen zu lernen, ein am andern Geduld zu üben und so sich gegenseitig zu bessern.
Jeremias GotthelfDer Donner Gottes sprengt Herzen auf und macht sie weich, welche gegen alles menschliche Gerede eine Steinwand waren.
Jeremias GotthelfEs ist dies der echten Liebe Eigentümlichkeit, daß sie unerwidert, verschmäht doch süß bleibt und ein köstlich Kleinod.
Jeremias GotthelfRecht ist recht, und schlecht ist schlecht, und da hat mir niemand was zu befehlen als mein Gewissen und Gott.
Jeremias GotthelfDer moralische Mensch hat so gut seine Respiration wie der physische, und nur durch diese bleiben wir lebendig.
Jeremias GotthelfWie es so geht, wenn Leute fortgehen oder fortreiten, die Bleibenden stehen zusammen und senden den Enteilenden nicht Kugeln, aber Worte nach, liebe und treue, böse und falsche, je nachdem die Büchse ist, aus der die Worte geschossen werden, denn auf die kommt alles an und nicht auf die Enteilenden.
Jeremias GotthelfDem sagt man jetzt altväterlich, wenn ein Mensch von Herzen für eine Wohltat danket; man sollte sich schämen.
Jeremias GotthelfWenn ihr wüßtet, wie glücklich man bei wenigem sein kann, wie unglücklich oft bei vielem.
Jeremias Gotthelf[...] Wenn einer auf einem Platze gut ist, so ist es noch lange nicht gesagt, daß man ihn auf einem andern auch wieder brauchen könne.
Jeremias GotthelfDas ist der Segen der wahren Liebe, daß in der Liebe selbst der Balsam liegt für die Wunden der Liebe.
Jeremias GotthelfDaß Gott die Arbeit dem Menschen verordnet hat als Heilmittel seiner sündigen Natur, als Schleifstein seiner Kräfte, diesen Segen in der Arbeit erkennen die Menschen nicht.
Jeremias GotthelfAlles Tun wirkt weiter, jede Handlung lebt fort, strebt immer, erzeugt Früchte, und deren Spur verliert sich nicht.
Jeremias GotthelfWenn der Mensch hilfsbedürftig wird, wenn er den Wurm in sich fühlt, der am Leben nagt, dann wird er kleinmütig aller Bildung zum Trotz, dann steht er armselig da dem Ärmsten völlig gleich und sucht mit der größten Ängstlichkeit am gleichen Ort Trost wie der Ärmste.
Jeremias GotthelfWenn jemand einen lieben Brief erhält, wie oft fährt seine Hand in die Tasche und liest ihn von neuem?
Jeremias GotthelfMit den Anstrengungen, sich in Respekt und Ansehen zu setzen, geht es zumeist wie mit den Anstrengungen, Lüge in Wahrheit zu verwandeln.
Jeremias GotthelfWas ist unsere Rede anders als eine unsichtbare Hand, wunderbar und vielfach gefingert, mit welcher wir fahren über unser Mitmenschen Gemüter.
Jeremias GotthelfDie wahre Liebenswürdigkeit hängt nicht am seidenen Kleide oder an schön gekämmten Haaren, sondern am Herzen, welches sich auf einem freundlichen Gesicht spiegelt.
Jeremias GotthelfIch glaube nicht, daß zwei zusammenkommen auf der Welt, die sich nicht mehr oder minder ändern müssen, wenn sie glücklich bleiben wollen.
Jeremias GotthelfEin einziger Blick, aus dem Liebe spricht, gibt der Seele Kraft und die Gewißheit, daß man nicht aus den Grenzen der Liebe gestoßen worden [ist].
Jeremias GotthelfDer Vater will es also, daß die Ohnmacht uns zur Demut bringt, die Demut zur Gnade in der Erkenntnis, daß der Vater auf dem schwersten Wege seine liebsten Kinder führt.
Jeremias GotthelfWas man zu fordern hat, vergißt der dümmste Bub nicht; aber gar kurz sind die Gedächtnisse für das, was man eingezogen hat.
Jeremias GotthelfEs gibt eine Tiefe im menschlichen Gemüte, die tiefer ist, als der Eimer reicht, mit dem die Philosophie ihre Weisheit schöpft.
Jeremias GotthelfWo keine Gewissen sind, aber kundige Hände, da lüpft man nicht bloß eine Geiß über Ort, sondern ein ganzes Volk.
Jeremias GotthelfDank ist keine Erniedrigung, sondern ein Zeichen hellen Verstandes, welcher die Verhältnisse erkennt, und ein Zeichen eines guten Gemütes, welches der Liebe fähig ist. Denn wer nicht danken kann, kann auch nicht lieben.
Jeremias GotthelfDas wahre Glück des Menschen ist eine zarte Blume; tausenderlei Ungeziefer umschwirret sie; ein unreiner Hauch tödtet sie.
Jeremias GotthelfJunge Liebe besonders ist gar gern empfindlich und reizbar; sie ist noch nicht in Wettersturm und Sonnenhitze fest und kompakt geworden.
Jeremias Gotthelf