Zitate von Johann Peter Hebel
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Ein verständiger Mann und ein törichter Mann können nicht einen Strohhalm mit einander zerreissen. Denn wenn der Tor zieht, so lässt der Verständige nach, und wenn jener nachlässt, so zieht dieser. Aber wenn zwei Unverständige zusammenkommen, so zerreissen sie eiserne Ketten.

Zum Erwerben eines Glücks gehört Fleiß und Geduld, und zu Erhaltung desselben gehört Mäßigung und Vorsicht. Langsam und Schritt für Schritt steigt man eine Treppe hinauf. Aber in einem Augenblick fällt man hinab, und bringt Wunden und Schmerzen genug mit auf die Erde.

Wer viel Lärm macht, hat wenig Mut. Wer viel von seinen Talern redet, hat nicht viel.

Mit der Freude zieht der Schmerz traulich durch die Zeiten. Schwere Stürme, milde Weste, bange Sorgen, frohe Feste wandeln sich zur Seiten.

Wir müssen nicht glauben, daß alle Wunder der Natur nur in anderen Ländern und Weltteilen seien. Sie sind überall. Aber diejenigen, die uns umgeben, achten wir nicht, weil wir sie von Kindheit an täglich sehen.

Der Samschtig het zuem Sunntig gsait: Jetz han i alli schloofe glait… So sait er un wo’s zwölfi schlacht, So sinkt er aben in d’Mitternacht.

Weisch wo der Weg zum Gulden isch? Er goht de rothe Chrützere no, und wer nit uffe Chrützer luegt, der wird zum Gulde schwerli cho. – Der Wegweiser

Der Geizige hat keinen, der Verschwender hat einen unnützen Genuß von dem Seinigen.

Es ist doch merkwürdig, daß manchmal ein Mensch, hinter dem man nicht viel sucht, einem anderen eine gute Lehre geben kann, der sich für erstaunend weise und verständig hält.

Die größte Weisheit verratet sich in der einfachen und natürlichen Einrichtung der Dinge, und man erkennt sie nicht, eben weil alles so einfach und natürlich ist.

Es ist für mich wahr und bleibt für mich wahr, der Himmel ist nirgends so blau, und die Luft nirgends so rein, und alles so lieblich und so heimlich als zwischen den Bergen von Hausen.

Und wenn de amme Chrützweg stohsch, und nümme weisch, wo’s ane goht, halt still, und frog di Gwisse z’erst, ’s cha dütsch, Gottlob, und folg si’m Roth. – Der Wegweiser

Viele Menschen tun sich beim small-talk so schwer, weil sie wissen daß er leicht fallen soll.

Der Mensch ist an drei Proben zu erkennen. Erstlich: Erzürne ihn. Zweitens: Berausche ihn. Drittens: Teile mit ihm ein Erbe. Wenn er in der letzten Probe nicht manquiert, so ist er probat.

Das ist die rechte Art der Herzhaftigkeit, daß sie Unrecht wehre, nicht aber ausübe, und daß sie sich der Unterdrückten annehme, wiewohl mit Verstand und Überlegung.

Zur Frühlingszeit sagte der liebe Gott: Deck jetzt dem Bienchen seinen Tisch! Da treibt der Kirschbaum Blüt um Blüt, viel tausend Blüten weiß und frisch.

Ein anderer meinte, es sei schön, Gutes zu tun an seinen Freunden, und Böses an seinen Feinden. Aber noch ein anderer erwiderte: das sei schön, an den Freunden Gutes zu tun, und die Feinde zu Freunden zu machen.

… und, wenn es ihm wieder einmal schwer fallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich seyen, und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff, und an sein enges Grab.

Z’Friburg in de Stadt, sufer isch’s un glatt, richi Herre, Geld un Guet, Jumpfere wie Milch un Bluet, z’Friburg in de Stadt!

Z’Basel an mim Rhi, jo dört möchti si! Weiht nit d’Luft so mild und lau, und der Himmel isch so blau an mim liebe Rhi.- Erinnerungen an Basel bei zeno.org

Gott erweist dem Menschen viel Gutes in einer Woche, denn die Schöpfung ist täglich neu.

Das Fortrücken in der Kalenderjahreszahl macht wohl den Menschen, nicht aber die Menschheit reifer.

Klage nicht so sehr über einen kleinen Schmerz, das Schicksal könnte ihn durch einen größeren heilen.

Die Menschen werden verschwinden, ihr Werk wird sich zerstören; aber Gottes Gnade und Wahrheit wird hervortreten, und ewig bestehen.

Da ich gewöhnt bin, die halbe Gesundheit für die ganze zu halten, so habe ich gottlob nichts zu klagen.

O, wenn doch alle glücklichen Leute wüßten und bedächten, was ein freundliches Wort und eine feine Behandlung einem armen, wunden Herzen für eine Wohltat und ein Balsam ist.

Der Geizige rafft Geld und Gut zwecklos zusammen; der Verschwender bringt es zwecklos durch. – Geiz ist die Wurzel allen Übels; Verschwendung ist ein Baum voll bitterer Früchte.

Der erste schneidende Schmerz der Trennung von einer geliebten Person ist fast leichter zu ertragen, als das Vermissen und die verzehrende Sehnsucht, die nachfolgt, bis man sich daran gewöhnt hat.

Der Himmel ist ein großes Buch über die göttliche Allmacht und Güte, und stehen viel bewährte Mittel darin gegen den Aberglauben und gegen die Sünde, und die Sterne sind die goldenen Buchstaben in dem Buch.

Gebe denn, der über uns wägt mit rechter Waage, jedem Sinn für seine Freunden, jedem Mut für seine Leiden in die neuen Tage.

Leichtsinn bleibe dir fern, doch leichten und fröhlichen Sinn stets wahre dir, bis dich der Tod führt in den Hades hinab.

Das Glück, will’s einmal glücken, hat einen langen Arm und einen breiten Rücken. Wenn einer aus den Brombeeren holpert in die Himbeeren stolpert.

Ich bin jedem sein Nächster, und jeder ist mein Nächster, den ich mit meiner Liebe erreichen kann, jeder, den Gott zu mir führt oder zu dem mich Gott führt, daß ich ihn erfreuen oder trösten, daß ich ihm raten oder helfen kann…

…Ihr einsamen Stunden der Trauer träufelt in bittern Sekunden langsam vom Dasein hernieder. Auf dem Krankenlager, im öden stillen Gefängnis steht es drückend und schwer, wie das Gewitter im Sommer.

Ein Büblein klagte seiner Mutter: Der Vater hat mit eine Ohrfeige gegeben! Der Vater aber kam dazu und sagte: Lügst du wieder? Willst du noch eine?

Der Himmel ist ein großes Buch über die göttliche Allmacht und Güte, aber man kann es nicht verstehen, wenn man keinen Dolmetscher hat.