Fernando Pessoa Zitate

Die Schönheit des nackten Körpers können nur die bekleideten Rassen würdigen. Das Schamgefühl wirkt auf die Sinnlichkeit wie ein Hindernis auf die Energie.

Ich betrachte mich als glücklich, weil ich keine Verwandten mehr habe.

Nichts zeigt die Ärmlichkeit des Geistes deutlicher an als die Tatsache, daß man nur auf Kosten anderer Leute geistreich sein kann.

Ich schreibe, um mich vom Leben abzulenken, und ich veröffentliche, weil dies zur Spielregel gehört.

Weiß ich, welche Übel ich hervorrufe, wenn ich erziehe oder unterrichte? Im Zweifelsfall enthalte ich mich der Stimme.

Das Regieren beruht auf zwei Dingen: Zügeln und betrügen.

Je höher ein Mensch steht, auf desto mehr Dinge muß er verzichten.

Nichts ärgert mich so wie die gesellschaftlichen Moralbegriffe.

Erst sei frei und dann erforsche die Freiheit.

Stark sein bedeutet, fühlen können.

Überlege nie, was du tun wirst, tue es nicht.

Nie hatte ich genug Geld, um die Langeweile fühlen zu können, nach der mich verlangte.

Meister, wie heiter sind doch alle die Stunden, die wir verlieren, wenn ins Verlieren, wie in eine Vase, wir Blumen betten.

Im Grunde genommen ist der religiöse Mensch ein Hedonist. Das allgemeine religiöse Gefühl ist ein Gefühl des Genusses, alles im Leben gelöst zu haben.

Güte ist das Feingefühl roher Seelen.

Die Literatur ist die angenehmste Art und Weise, das Leben zu ignorieren.

In einem Hühnerstall, aus dem man ihn zum Schlachten herausholen wird, kräht der Hahn Hymnen auf die Freiheit, weil man ihm darin zwei Sitzstangen eingebaut hat.

Zwischen Schlaf und Traum, Zwischen mir und was in mir ist Und was ich vermute zu sein, Fließt ein unendlicher Fluss.

Allein vor der Wahrheit zu stehen, ist für einen Menschen schmerzhaft.

Gerechtigkeit ist für die Güte, was die Enthaltsamkeit für die sexuelle Feigheit ist.

Niemand kennt den andern...

Wer Liebe gibt, verliert Liebe.

Schreibt auf mein Grab: Hier ruht, ohne Kreuz, Alberto Caeiro, Gegangen, die Götter zu holen... Ob die Götter leben oder nicht, ist eure Sache. Mir habe ich hinterlassen, sie mögen mich empfangen.

Ich beneide alle Leute darum, nicht ich zu sein.

Es kommandiert, wer nicht fühlt.

Die einzige Tragödie ist unser Unvermögen, unser Selbst in seiner ganzen Tragik zu begreifen.

Sehen heißt schon gesehen haben.

Alles schläft und ist glücklich, nur ich nicht.

Das praktische Leben schien mir immer der unbeqemste aller Selbstmorde zu sein.

Jedes Ding ist, je nach dem, wie man es betrachtet, ein Wunder oder ein Hindernis, ein Alles oder ein Nichts, ein Weg oder eine Sorge.

Wir leben durch unser Handeln, das heißt durch den Willen.

Sich kennen heißt sich irren, und das Orakel, das da sagte: Erkenne dich selbst!, hat dem Menschen eine schwierigere Aufgabe zugewiesen als die des Herkules und ein schwärzeres Rätsel aufgegeben als das der Sphinx.

Ich habe Gedanken, die, wenn ich sie verwirklichen und lebendig machen könnte, den Sternen ein neues Licht, der Welt eine neue Schönheit und dem Herzen der Menschen größere Liebe bringen könnten.

Das große Los des Lebens fällt nur denen zu, die es auf gut Glück kaufen.

Das Ergebnis ist alles.

Nichts belastet so sehr wie fremde Zuneigung.

Glücklich, wer vom Leben nicht mehr verlangt als es ihm aus eigenem Antrieb gibt und sich vom Instinkt der Katzen leiten läßt, die die Sonne suchen, wenn sie scheint, die Wärme, wo sie auch sein möge.

Wolken ohne Schatten, Auf der Südseite aber, Ist ein Stückchen Himmel Traurig blau.

Morgen ist der Tag der Pläne. Morgen will ich mich an den Schreibtisch setzen und die Welt erobern; aber die Welt erobern will ich erst übermorgen... Ich möchte weinen, ich möchte urplötzlich weinen von innen heraus.

Schlaf, dass das Leben ein Nichts ist! Schlaf, dass alles vergeblich ist!

Leben ist die Unschlüssigkeit zwischen einem Ausrufungszeichen und einem Fragezeichen. Für den Zweifel gibt es den Punkt.

Wenn das Herz denken könnte, würde es still stehen.

Das gesamte Leben der menschlichen Seele ist eine Bewegung im Schatten. Wir leben in einem Zwielicht des Bewußtseins, uns nie dessen sicher, was wir sind, oder dessen, was wir zu sein glauben.

Stumm betrachte ich den See, den eine Brise kräuselt. Nichts weiß ich, wenn ich an das Ganze denke Oder es ist das Ganze, das mich vergisst.

Es gibt Momente, in denen uns alles ermüdet, sogar das, was zu unserer Erholung beitragen sollte.

Der Träumer ist der eigentliche Tatmensch.

Zwischen mir und dem Leben befanden sich immer trübe Fensterscheiben.

Wer Götter hat, erlebt niemals den Überdruss. Der Überdruss ist der Mangel einer Mythologie.

Da wir dem Leben keine Schönheit abzuringen vermögen, sollten wir zumindest versuchen, unserem Unvermögen Schönheit abzuringen.

Es gibt keine Regeln. Alle Menschen sind Ausnahmen einer Regel, die es nicht gibt.