Zitate von Adalbert Stifter
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Jeder Mensch sollte die Geschichte vergangener Zeiten lesen und lernen, daß er sie als eine Warnungstafel für seine Zukunft vor seine Augen hielte.

Ich glaube nachgewiesen zu haben, daß es keine andere Krankheit der Zeit gibt, als Unwissenheit und Unredlichkeit.

Kein Urteil ist schneller und keines hält sich für sicherer als das der Unwissenheit.

Ich brauche Ruhe und Heiterkeit der Umgebung und vor allem Liebe, wenn ich arbeite.

Es ist ein schweres Ding um die rechte, echte Einfalt und Naturgemäßheit – zumal jetzt, wo man bereits schon so tief in die Irre gefahren ist.

Alles Unheil, welches je die Weltgeschichte erzählt, entsprang daraus, daß man die Gegenstände wider ihre Natur behandeln wollte.

Was im Menschen rein und herrlich ist, bleibt unverwüstlich und ist ein Kleinod in allen Zeiten.

Reichtum, Ansehen, Macht alles ist unbedeutend und nichtig gegen die Größe des Herzens. Das Herz allein ist das einzige Kleinod auf der Welt, in ihm wohnt das Glück.

Die Verfassungen sind… das Maß der Freiheit, gemessen am Grade der Vernunft-Entwicklung.

… denn darin besteht das Leben der Welt, daß ein Streben und Erringen und darum ein Wandel ist…

Ich bin oft vor den Erscheinungen meines Lebens, das einfach war, wie ein Halm wächst, in Verwunderung geraten.

Was den allergrößten Schaden bringt, sind die unreifen Politiker, die in Träumen, Deklamationen und Phantasien herumirren und doch so drängen, daß nur das Ihrige geschehe.

Die großen Taten der Menschen sind nicht die, welche lärmen. Das Große geschieht so schlicht wie das Rieseln des Wassers, das Fließen der Luft, das Wachsen des Getreides.

Jede Größe ist einfach und sanft, wie es ja auch das Weltgebäude ist, und jede Erbärmlichkeit poltert, und die Unkraft lärmt auch und schlägt um sich, wie es die Knaben in ihren Spielen tun, wo sie Männer darstellen.

Es gibt oft Dinge und Beziehungen in dem menschlichen Leben, die uns nicht sogleich klar sind und deren Dinge wir nicht in Schnelligkeit hervorzuziehen vermögen.

Alles wäre gewonnen, wenn es gewonnen werden könnte, daß kein einziger Unrecht täte.

Wer viel reist, lernt schon die Menschen schonen und läßt sie in dem inneren Haushalte ihres Lebens gewähren, der sich nicht aufschließt, wenn es nicht freiwillig ist.

Macht in Amt und Würde, Größe und Ansehen durch Geburt, ja selbst die glänzendste Begabung und Talente sind nichts und verschwinden gegen das einzige Große, was der Mensch zu erreichen vermag: die Rechtschaffenheit und Schönheit des Charakters.

Der wahre Künstler stellt sich die Frage gar nicht, ob sein Werk verstanden werden wird oder nicht.

Auf der Familie ruht die Kunst, die Wissenschaft, der menschliche Fortschritt, der Staat.

Das Leben ist eine lange, lange Brücke, wenn man davor steht; ist man hinüber, so sind es nur Querbäumchen, über die man gegangen.

Das ist das Merkmal des großen und guten Menschen, daß er immer zuerst auf das Ganze und auf andere sieht, auf sich zuletzt.

Alles zerfällt im Augenblicke, wenn man nicht ein Dasein erschaffen hat, das über dem Sarge noch fortdauert. Um wen bei seinem Alter Söhne, Enkel und Urenkel stehen, der wird oft tausend Jahre alt.

Die Kunst ist nicht nur höher als alle Welthändel, sondern sie ist neben der Religion das Höchste.

Wenn mein Leben mein geschmähtes, aber doch herrliches Volk retten könnte, zuvörderst Österreich, das ehrenvoll gehandelt, aber unklug ausgeführt hat, so gäbe ich es augenblicklich hin.

Es gibt eine Stille, in der man meint, man müsse die einzelnen Minuten hören, wie sie in den Ozean der Ewigkeit hinuntertropfen.

Es handelt sich um Wohl und Wehe des Wählers selbst,… daß er nur Männer von entschiedener Ehre und Rechtschaffenheit zu seinen Vertretern wähle.

Nur die Liebe kann erziehen. Darum muß die Mutter das meiste in der Erziehung tun, weil sie die meiste Liebe hat. Ohne Liebe bleibt das beste Erziehungssystem totes Wissen.

Der Schmerz ist ein heiliger Engel; durch ihn allein sind mehr Menschen größer geworden als durch alle Freuden der Welt.

Daß zuletzt sittliche Gründe vorhanden sind, die das Herz herausfühlt, ist kein Zweifel, allein wir können sie nicht immer mit der Waage des Bewußtseins und der Rechnung hervorheben und anschauen.

Der Unterricht ist viel leichter als die Erziehung. Zu jenem braucht man nur etwas zu wissen und es mitteilen können; zur Erziehung muß man etwas sein.

Im Alter empfindet man es als ein ungemeines Glück, wenn man in der Abwägung der Welt im Reinen ist und die Dinge weder durch die eigenen Empfindungen, noch durch die Darstellung anderer in wechselnden Farben sieht

Haß und Zank hegen oder erwidern, ist Schwäche – sie übersehen und mit Liebe zurückzahlen, ist Stärke.

Das Leben ist ein unabsehbares Feld, wenn man es von vorn ansieht. Und es ist kaum zwei Spannen lang, wenn man am Ende zurückschaut.

Wer durch Totschlag zeigt, daß er das Leben eines Menschen nicht achtet, gibt andern die Lehre, das seine auch nicht zu achten.

Es können Tage erscheinen, da die Macht und das Ansehen eines Stammes schwinden; aber sie können wieder auferstehen, wenn nur der Stamm selber nicht ausgelöscht ist.

Die Vernunftwürde ist für uns Menschen das irdische Reich Gottes, die irdische Ewigkeit.

… denn die reinigendste, die allerschönste Blume der Liebe, aber nur der höchsten Liebe, ist das Verzeihen, darum wird es auch immer an Gott gefunden und an den Müttern. Schöne Herzen tun es öfter – schlechte nie.

Die Liebe ist die höchste Poesie, sie ist die weinende, jauchzende, spielende Musik.

Mein Gott, ich gäbe gerne mein Blut her, wenn ich die Menschheit mit einem Rucke auf die Stufe sittlicher Schönheit heben könnte, auf der ich sie wünschte.

Wenn wir in uns selber in Ordnung wären, würden wir viel mehr Freude an den Dingen dieser Erde haben.