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Laßt uns das große Reich des Schweigens verehren, den unermeßlichen Schatz, den wir prahlerisch hin zählen und vor den Leuten zeigen können! Das tut einem jeden von uns wohl am meisten not in diesen lauten Zeiten.
Adalbert StifterJeder Mensch hat sein Herz, wie jedes Kraut seine Blume, er mag es geheimhalten, die Blume tut es nicht.
Adalbert StifterWir haben alle eine tigerartige Anlage, so wie wir eine himmlische haben, und wenn die tigerartige nicht geweckt wird, so meinen wir, sie sei gar nicht da!
Adalbert StifterIn toller Verkehrtheit des Begriffes "Glück" jagen Völker, jagt fast die Menschheit in zitternder Hast nach der Wechselmarter: Erwerben und Verzehren, indes ihm sein einziges Glück aus den Händen fällt.
Adalbert StifterDie Seelenkunde hat manches beleuchtet und erklärt, aber vieles ist ihr dunkel und in großer Entfernung geblieben.
Adalbert StifterGüte ist das erste und letzte Gut der Frauen; und geben sie ihrer künftigen Gattin ein Hauswesen voll Haussorgen, und sie wird glücklich darin sein; denn den Guten ist ihr Haus ihr Königreich.
Adalbert StifterDer Mensch kann nicht leben ohne das sittlich Große, ja, wenn es ihm entzogen wird, verlangt er danach mit heftigerem Hunger als nach jedem anderen Ding dieser Erde.
Adalbert StifterWer nach ewigem Ruhme strebt, hat im Grunde eine sehr schwere Arbeit, da es nur zwei unvergängliche Orte gibt, in denen ein solcher Ruhm möglich ist, den Himmel und die Hölle.
Adalbert StifterNach dem Sternenhimmel ist das Größte und Schönste, was Gott erschaffen hat, das Meer.
Adalbert StifterDenn was auch immer auf Erden besteht, besteht durch Ehre und Treue. Wer heute die alte Pflicht verrät, verrät auch morgen die neue.
Adalbert StifterZuletzt ist Aberglaube schöner, heiliger, kräftiger als jene sieche Kraftlosigkeit des Indifferentismus, der bei den Worten Gott, Unsterblichkeit, Ewigkeit nichts denkt und sie nur als Redeform im Munde führt.
Adalbert StifterEr hat manchmal wollen den Sonnenschein auf seinen Hut stecken und die Abendröte umarmen.
Adalbert Stifter