Adalbert Stifter Zitate
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… denn die reinigendste, die allerschönste Blume der Liebe, aber nur der höchsten Liebe, ist das Verzeihen, darum wird es auch immer an Gott gefunden und an den Müttern. Schöne Herzen tun es öfter – schlechte nie.

Jede Größe ist einfach und sanft, wie es ja auch das Weltgebäude ist, und jede Erbärmlichkeit poltert, und die Unkraft lärmt auch und schlägt um sich, wie es die Knaben in ihren Spielen tun, wo sie Männer darstellen.

Jede Gabe ist ein Geschenk Gottes, der Charakter aber ein Produkt der eigenen Seele, weshalb Gaben entzücken, Charaktere aber geliebt werden.

Wer durch Totschlag zeigt, daß er das Leben eines Menschen nicht achtet, gibt andern die Lehre, das seine auch nicht zu achten.

Wie groß auch der Reichtum des schon zutage Geförderten ist, so ist der des Unbekannten doch noch unendlich größer und größer, und die Menschen haben unaufhörlich zu lernen, teils um Neues zu ergründen, teils um das Vorhandene sich einzuprägen.

Wenn mein Leben mein geschmähtes, aber doch herrliches Volk retten könnte, zuvörderst Österreich, das ehrenvoll gehandelt, aber unklug ausgeführt hat, so gäbe ich es augenblicklich hin.

Es ist ein wahres Glück, daß ich krank geworden bin; denn das Buch wird jetzt viel schöner.

Die Liebe ist die höchste Poesie, sie ist die weinende, jauchzende, spielende Musik.

Die Seelenkunde hat manches beleuchtet und erklärt, aber vieles ist ihr dunkel und in großer Entfernung geblieben.

Wer viel reist, lernt schon die Menschen schonen und läßt sie in dem inneren Haushalte ihres Lebens gewähren, der sich nicht aufschließt, wenn es nicht freiwillig ist.

Auf der Familie ruht die Kunst, die Wissenschaft, der menschliche Fortschritt, der Staat.

Vom Himmel kommt das Licht, und wen das Licht trifft, der muß reden, und wenn er nie eine Zunge besessen hätte.

Das Beste, was der Mensch für einen anderen tun kann, ist doch immer das, was er für ihn ist.

Oft wird die Schönheit nicht gesehen, weil sie in der Wüste ist oder weil das rechte Auge nicht gekommen ist – oft wird sie angebetet und vergöttert und ist nicht da.

Das Leben ist eine lange, lange Brücke, wenn man davor steht; ist man hinüber, so sind es nur Querbäumchen, über die man gegangen.

Was je Gutes oder Böses über die Menschen gekommen ist, haben die Menschen gemacht.

Welch eine merkwürdige, welch eine Frucht bringende, welch eine segensreiche Schule könnte der Umgang der Eltern mit den Kindern sein! In keiner Schule ist der Mensch so lange, in keiner ist die Gelegenheit so vielfältig, und in keiner geht die Lehre so lieblich und leicht in die Seele.

Was für Eindrücke in meiner Seele waren, als ich bei Glöckelberg in meine Heimatsfluren hinauskam, kann ich dir nicht sagen. Fast war Wehmut vorherrschend. Wer weiß, wann ich wieder einmal hierher komme. Mit Sehnsucht habe ich vom guten Wasser auf die Alpen gesehen.

Die Verfassungen sind… das Maß der Freiheit, gemessen am Grade der Vernunft-Entwicklung.

Das Heiligste in uns sagt, daß die Eltern geehrt werden müssen, daß das Band zwischen Eltern und Kind nicht zerstört werden darf, wenn auch das Herz bricht.

Alles Unheil, welches je die Weltgeschichte erzählt, entsprang daraus, daß man die Gegenstände wider ihre Natur behandeln wollte.

Liebe verbricht nichts, sondern nur der Haß, und Liebe vertilgt nicht, sondern nur die Gerechtigkeit.

Es gibt oft Dinge und Beziehungen in dem menschlichen Leben, die uns nicht sogleich klar sind und deren Dinge wir nicht in Schnelligkeit hervorzuziehen vermögen.

Haß und Zank hegen oder erwidern, ist Schwäche – sie übersehen und mit Liebe zurückzahlen, ist Stärke.

Mit der Jugend muß wieder Begeisterung für Edles in die Menschen kommen. Die Jugend hat die heilige Pflicht, die reinere Flamme wieder anzufachen und in sich fort zu nähren.

Der Mensch kann nicht leben ohne das sittlich Große, ja, wenn es ihm entzogen wird, verlangt er danach mit heftigerem Hunger als nach jedem anderen Ding dieser Erde.

Wie du in deinen Büchern liesest, so bin ich bestimmt, im Buche Gottes zu lesen und die Steine und die Blumen und die Lüfte und die Sterne sind seine Buchstaben.

Im Alter empfindet man es als ein ungemeines Glück, wenn man in der Abwägung der Welt im Reinen ist und die Dinge weder durch die eigenen Empfindungen, noch durch die Darstellung anderer in wechselnden Farben sieht

Die Kunst ist nicht nur höher als alle Welthändel, sondern sie ist neben der Religion das Höchste.

Unter den Menschen sind es nur einzelne, die, ohne an sich zu denken, die reine Freude an dem haben, was Gott selbst im Kleinsten so schön geschaffen hat.

Alles zerfällt im Augenblicke, wenn man nicht ein Dasein erschaffen hat, das über dem Sarge noch fortdauert. Um wen bei seinem Alter Söhne, Enkel und Urenkel stehen, der wird oft tausend Jahre alt.

Erinnert euch stets an den klaren Unterschied, dessen Mißverstehen Tausende zu Grunde gerichtet – daß euer Gewissen kein Gesetz ist. Nein, das Gewissen wird von Gott und der Vernunft gemacht, sie haben das Gewissen in euch gesetzt, um zu entscheiden.

Die großen Taten der Menschen sind nicht die, welche lärmen. Das Große geschieht so schlicht wie das Rieseln des Wassers, das Fließen der Luft, das Wachsen des Getreides.

So wurde ich… durch Zufall, da ich meine Kräfte abgesondert und einseitig übte, ganz das Entgegengesetzte von dem, was meine Erziehung bezweckte.

Wir müssen Vernunft und freien Willen, die uns nur als Keime gegeben werden, ausbilden.

Wenn wir in uns selber in Ordnung wären, würden wir viel mehr Freude an den Dingen dieser Erde haben.

Es ist ein schweres Ding um die rechte, echte Einfalt und Naturgemäßheit – zumal jetzt, wo man bereits schon so tief in die Irre gefahren ist.