Zitate von August Wilhelm von Schlegel

Innere Freiheit und äußere Notwendigkeit, dies sind die beiden Pole der tragischen Welt.

Wie die schöpferische Wirksamkeit des Genius immer von einem gewissen Unbewußtsein begleitet ist, so fällt es auch der begeisterten Bewunderung schwer, und je ächter sie ist, um so schwerer, zu besonnener Klarheit über sich selbst zu gelangen.

Aus der Verbindung der kernigen und redlichen Tapferkeit des deutschen Nordens mit einer aus dem Orient gekommenen ganz geistigen Religion, dem Christentum, ging der ritterliche Geist hervor: eine mehr als glänzende, und bisher in der Geschichte beispiellose Erscheinung.

Die christliche Gesinnung bringt es mit sich, wenn man Ursache zur Zufriedenheit mit sich zu haben glaubt, sich in seinem Innern zu demütigen, damit nicht der Stolz auf das vollbrachte Gute die gefährlichste Versuchung werde.

Die Schriftstellerei ist, je nachdem man sie treibt, eine Infamie, eine Ausschweifung, eine Tagelöhnerei, ein Handwerk, eine Kunst, eine Wissenschaft und eine Tugend.

Der Geist der gesamten antiken Kunst ist plastisch, so wie der modernen pittoresk.

Es gibt Tage wo man sehr glücklich gestimmt ist, und leicht neue Entwürfe machen, sie aber eben so wenig mitteilen, als wirklich etwas hervorbringen kann. Nicht Gedanken sind es; nur Seelen von Gedanken.

Man kann sagen, daß es ein charakteristisches Kennzeichen des dichtenden Genies ist, viel mehr zu wissen, als es weiß, daß es weiß.

Resultate tiefer Geschichtforschung Neue Fratzen statt der alten, Die man sonst für wahr gehalten! Gebt die alt‘ und neuen Fratzen, Die den Hunden, die den Katzen!

Das lyrische Gedicht ist der musikalische Ausdruck von Gemütsbewegungen durch die Sprache.

Man bemerke zuvörderst, wie völlig getrennt die berühmten und verehrten Schriftsteller bei uns von den beliebten sind… Man stellt sie in Bibliotheken auf, aber liest sie wenig, geschweige, daß man sie sich zu beständigen Begleitern und vertrauten Freunden erwählen sollte.

Auch die lebendigste Hervorbringung der Kunst, die dramatische Poesie, hat ihre contemplative Seite.

Die Poesie der Alten war die des Besitzes, die unsrige ist die der Sehnsucht; jene steht fest auf dem Boden der Gegenwart, diese wiegt sich zwischen Erinnerung und Ahndung.

Man kann nur Philosoph werden, nicht es sein. Sobald man es zu sein glaubt, hört man auf, es zu werden.

Was es auch sein mag, was Du unternimmst, lieber Bruder – handle groß, und wenn es nicht gelingt, so bleibe fest stehen.

Kenn‘ ich nur mich, was frag‘ ich nach den Dingen? In meiner Brust versteh‘ ich andrer Thaten. Die Weisheit muß mir Maß und Stille raten, Auf daß nicht blindlings meine Kräfte ringen.

Das echte Neue keimt nur aus dem Alten; Vergangenheit muß unsre Zukunft gründen.

Man soll nicht aus Mitleiden bewundern, noch aus Menschenliebe Beifall zollen.

Gespräche eines Autors mit seinen Lesern: Autor: Viel dick‘ und dünne Bücher hab‘ ich geschrieben: sind euch die nicht im Gedächtniß geblieben? Die Leser: Ach! so was vergißt man im Augenblick. Wir fanden die dünnen schon viel zu dick.

Mancher betrachtet Gemälde am liebsten mit verschloßnen Augen, damit die Fantasie nicht gestört werde.

Poesie ist eine Gabe des Himmels, und selbst sogenannte Barbaren und Wilde haben nach ihrem Maße Anteil daran.

Mag doch die Zukunft droh’n aus düstern Fernen; Sucht euren Weg, verbrüderte Geschlechter! Der Himmel leuchtet ja mit seinen Sternen.
![August Wilhelm von Schlegel - Das Urbild der Vollkommenheit muß seinem Geiste [dem Geist des Kritikers] inwohnen: sonst feh...](https://www.netzitate.com/bilder/531/zitate-von-august-wilhelm-von-schlegel-31.jpg)
Das Urbild der Vollkommenheit muß seinem Geiste [dem Geist des Kritikers] inwohnen: sonst fehlt ihm ein zuverlässiger Maßstab für die Arten und Grade der Annäherung.

Man kann nicht aus Menschenliebe Beifall zollen, noch aus Mitleiden bewundern.
![August Wilhelm von Schlegel - Der Verfasser der Räuber [Anm.: gemeint ist Friedrich Schiller], in dessen früheren Gedichten...](https://www.netzitate.com/bilder/533/zitate-von-august-wilhelm-von-schlegel-33.jpg)
Der Verfasser der Räuber [Anm.: gemeint ist Friedrich Schiller], in dessen früheren Gedichten und Dramen so manche Züge jedes zarte Gefühl verletzen, mußte wissen, wie leicht genialischer Übermut zu wilden Ausschweifungen fortreißt.

Alles, was mit einer gewissen Konsequenz durchgeführt ist, kann aus sich selbst nicht widerlegt werden.

Gesellige Ausbildung schärft den Sinn für das Lächerliche, und wird, bis zur Überfeinerung getrieben, für den Enthusiasmus tödlich.

Klugheitsregel Verspottet, mache kein Gewinsel; Daran erkennt man erst den Pinsel.

Aus deinem Inneren nimm dein Ideal; sonst geht dein Selbst an einen Traum verloren.

Im Stil des echten Dichters ist nichts Schmuck, alles notwendige Hieroglyphe.

Die Poesie ist Musik für das innere Ohr, und Malerei für das innere Auge; aber gedämpfte Musik, aber verschwebende Malerei.

Poesie, im weitesten Sinne genommen, als die Fähigkeit das Schöne zu ersinnen und es sichtbar oder hörbar darzustellen, ist eine allgemeine Gabe des Himmels, und selbst sogenannte Barbaren und Wilde haben nach ihrem Maße Anteil daran.