Zitate von Bertrand Russell
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Gefragt ist nicht der Wille zu glauben, sondern der Wunsch zu erkennen, was genau das Gegenteil ist.
Wer seine Gedanken und Hoffnungen auf etwas richten kann, das jenseits des Ichs liegt, wird einen gewissen Frieden inmitten der unvermeidlichen Lebenssorgen erringen. Das ist den reinen Egoisten unmöglich.
Wir stehen vor der paradoxen Tatsache, dass die Erziehung zu einem der wesentlichen Hindernisse für Intelligenz und Freiheit des Denkens geworden sind.
Ein gutes Leben ist eins, welches von Liebe beseelt und von Erkenntnis geleitet ist.
Das größte Risiko auf Erden laufen die Menschen, die nie das kleinste Risiko eingehen wollen.
Meinerseits misstraue ich allen Verallgemeinerungen über Frauen, günstig und ungünstig, männlich und weiblich, alt und modern.
Moralisten sind Leute, die sich jedes Vergnügen versagen, außer jenem, sich in das Vergnügen anderer Leute einzumischen.
Der Begriff Sünde hat für mich etwas ungemein Verwirrendes – wahrscheinlich, weil ich von Natur aus sündhaft bin.
Weil moderne Erziehung so selten von großer Hoffnung beseelt ist, wird so selten ein großes Resultat erreicht.
Die Frage heute ist, wie man die Menschheit überreden kann, in ihr eigenes Überleben einzuwilligen.
Ich bin der Überzeugung, daß es keinen Unsinn gibt, den eine Regierung ihren Untertanen nicht einreden könnte.
Traditionalismus bedeutet, dass man einem silbernen Salzstreuer, aus dem kein Salz kommt, den Vorzug gibt vor einem aus Plastik, der tatsächlich Salz streut.
Wahre Sittlichkeit im Geschlechtsleben beruht im Wesentlichen auf Achtung der Persönlichkeit des andern und einem inneren Widerstreben, diesen ohne Rücksicht auf seine eigenen Wünsche lediglich als Mittel zum Zwecke persönlicher Triebsättigung zu gebrauchen.
Es gibt keinen Unsinn, den man der Masse nicht durch geschickte Propaganda mundgerecht machen könnte.
Das schlimmste an der christlichen Religion ist ihre krankhafte und unnatürliche Einstellung zur Sexualität.
Was das Glück betrifft, so haben weder Erfahrung noch Beobachtung in mir den Eindruck erweckt, dass Gläubige im Durchschnitt glücklicher oder unglücklicher seien als Glaubenslose.
Bei uns sind diejenigen, die als moralische Leuchten gelten, Menschen, die selber auf gewöhnliche Freuden verzichten und um sich schadlos zu halten, anderen die Freude verderben.
Wenn die Welt ein paar Generationen lang ohne Krieg auskommen könnte, würde ihr schließlich der Krieg genauso absurd erscheinen wie das Duell uns heute erscheint.
Die Unglücklichen und die Schlaflosen sind immer ein bisschen stolz auf ihr Malheur.
Ein Leben ohne Abenteuer ist wahrscheinlich unbefriedigend, aber ein Leben, in dem Abenteuer jedwede Form zugestanden wird, ist mit Sicherheit ein kurzes Leben.
Die Fähigkeit, seine Freizeit klug auszufüllen, ist die letzte Stufe der persönlichen Kultur.
Ein glückliches Leben muss zum größten Teil ein ruhiges Leben sein, denn wahre Freude kann nur in einer ruhigen Atmosphäre gedeihen.
Wenn ich Mediziner wäre, würde ich jedem Patienten Urlaub verschreiben, der seine Arbeit für wichtig hält.
Man sollte eigentlich im Leben niemals die gleiche Dummheit zweimal machen, denn die Auswahl ist so groß.
Die Wissenschaftler bemühen sich, das Unmögliche möglich zu machen. Die Politiker bemühen sich oft, das Mögliche unmöglich zu machen.
Wir wissen zuviel und fühlen zuwenig. Zumindest spüren wir zuwenig von jenen schöpferischen Emotionen, aus denen ein sinnvolles Leben entspringt.
Die Regeln der Moral sollten so sein, dass sie nicht das natürliche Glück unmöglich machen.
Seit es Menschen gibt, ist der Wetteifer der Ansporn zu fast allem wichtigem und bedeutendem Tun gewesen.
Es ist lange her, dass sich die menschliche Phantasie die Hölle ausgemalt hat, aber erst durch ihre jüngst erworbenen Fertigkeiten ist sie in die Lage versetzt worden, ihre einstigen Vorstellungen zu verwirklichen.
Wer niemals eine philosophische Anwandlung gehabt hat, der geht durchs Leben und ist wie in ein Gefängnis eingeschlossen.
Das Geschäft der Philosophie, wie ich es verstehe, ist wesentlich logische Analysis, gefolgt von logischer Synthesis.
Der Politiker unterscheidet sich vom Wissenschaftler dadurch, daß er sehr lange reden kann, ohne etwas sagen zu müssen.
Darin besteht das Wesen der Wissenschaft. Zuerst denkt man an etwas, das wahr sein könnte. Dann sieht man nach, ob es der Fall ist und im allgemeinen ist es nicht der Fall.
Freiheit ist eine schöne Sache, aber nicht dann, wenn sie mit Einsamkeit erkauft wird.
Die Wissenschaft, bei der man weder weiß, wovon man spricht, noch ob das, was man sagt, wahr ist.
Das Hauptproblem von Ethik und Politik besteht darin, auf irgendeine Weise die Erfordernisse des Gemeinschaftslebens mit den Wünschen und Begierden des Individuums in Einklang zu bringen.
Der Moralist pflegt gern die Ansprüche der menschlichen Natur zu übersehen; in solchen Fällen wird aber wahrscheinlich die Natur des Menschen von den Ansprüchen des Moralisten keine Notiz nehmen.
Jede Unwissenheit ist bedauerlich, aber Unwissenheit auf einem so wichtigen Gebiet wie der Sexualität ist eine ernste Gefahr.
Der Zynismus ist das Ergebnis einer Verbindung von Bequemlichkeit mit Machtlosigkeit.
Was die Philosophie beseitigen muss, ist die Gewissheit, sei es nun die des Wissens oder die des Nichtwissens.